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28.02.2014

Klangchronik einer Musikerliebe

Klangchronik einer Musikerliebe
„War da was“? Andrea Wiesli, Graziella Rossi, Armin Brunner und Helmut Vogel (v.l.). | © pd

Uraufführung im Phönix Theater Steckborn: Armin Brunner frägt: „War das was?“ - zwischen Clara Schumann und Johannes Brahms. Uraufführung am 6. März.

Was war wirklich zwischen Clara Schumann und dem 14 Jahre jüngeren Johannes Brahms? War es einfach eine wunderschöne Freundschaft oder eine besitzergreifende Leidenschaft? Armin Brunner hat sich auf die Suche gemacht und die Liebesgeschichte der beiden Musiker in einer Klangchronik mit dem Titel „War da was“? vertont. Graziella Rossi und Helmut Vogel lesen aus den Briefen, die Pianistin Andrea Wiesli spielt Werke von Robert und Clara Schumann, Johannes Brahms und Franz Liszt.

Während ein verzweifelter und kranker Robert Schumann von der Brücke in die Fluten des Rheins springt, gerettet wird und seine beiden letzten Lebensjahre ab 1854 in der Nervenklinik verbringt, wird der Kontakt zwischen Schumanns Frau Clara und dem jungen Brahms zusehends intensiver. Fest steht, und seine Briefe bezeugen es, dass Brahms in Clara verliebt war. In gegenseitigem Einvernehmen haben sie später den gesamten Briefwechsel aus der Zeit bis 1858 vernichtet. Brahms hielt sich an die Abmachung, Clara jedoch behielt einige Brahms-Briefe zurück, die später dazu beigetragen haben, etwas Licht in diese amouröse Beziehung zu bringen.

„Zu romantisch“

Clara Schumann wurde vom Wunderkind am Konzertflügel zur „Eisernen Lady“ am Hoch’schen Konservatorium zu Frankfurt stilisiert. Das war ein Passionsweg ohnegleichen. Sie wurde von allen benutzt: Vom eigenen Vater, der mit ihr bis an die Grenzen der Misshandlung geht und der seine Wahnvorstellungen von einer menschlichen Klaviermaschine an seiner Tochter verwirklichen will. Von Robert Schumann, der sich vornimmt, Clara nach seinen Bedürfnissen umzuformen und gefügig zu machen. Vom blutjungen Johannes Brahms, der sich von Clara in Sachen Erotik unterweisen lässt, den Liebestaumel auskostet und dann den Venusberg fluchtartig verlässt. Und dann noch von einem gewissen Theodor Kirchner, Organist an der Stadtkirche Winterthur, der sich von Clara seine Liebesdienste in barer Münze ausbezahlen lässt und diese sogleich im Casino auf den Spieltisch setzt. „Wir sind zu romantisch!“, soll Claras Mutter öfters zu ihrer Tochter gesagt haben. „Wer weiss, vielleicht stimmt es wirklich, dass die Menschen vor der Erfindung der Liebe glücklicher waren.“

15 Jahre Oratorienchor Frauenfeld

Armin Brunner ist Dirigent und Medienschaffender. Bereits während seines Studiums an der Zürcher Musikhochschule Assistent von Hans Rosbaud am Zürcher Opernhaus. Von 1955 bis 1973 Leiter der „Schweizer Städte-Oper“. Von 1979 bis 1998 Musikchef des Schweizer Fernsehens. Er wurde mit rund 30 nationalen und internationalen Preisen bedacht, u.a. Goldene Ehrenmedaille der Zürcher Regierung, Zürcher Fernsehpreis, Europäischer Medien- und Kommunikationspreis. Für die Alte Oper Frankfurt realisierte Armin Brunner das musikalische Grossereignis „Das Frankfurter Sonoptikum“. 1999 gestaltete er die grossangelegte Frankfurter Feier zum 250. Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe. Von 2000 bis 2009 Leiter der Klubhaus-Konzerte des Migros-Kulturprozents. Brunner war ausserdem während 15 Jahren Leiter des Frauenfelder Oratorienchores. (pd)

***
 
Zu sehen am Donnerstag,  6. März, im Phönix Theater in Steckborn; Theaterkasse und Foyerbar öffnen um 19.30 Uhr. Onlinereservationen und weitere Infos unter www. phoenix-theater.ch.

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