21.07.2016
Facebook schon vor 300 Jahren
Das Internet gab es noch nicht, doch Likes und geteilte Inhalte waren schon im 18. Jahrhundert beliebt. Am nächsten Museumshäppli bietet das Historische Museum Thurgau Einblick in das historische Facebook und öffnet das Profil eines produktiven Thurgauer Medaillenmachers.
Der Frauenfelder Medailleur Johann Melchior Mörikofer (1706–1761) taucht schon 1774 in einem Geschichtsband über die besten Schweizer Künstler auf. Eine Besonderheit ist sein so genanntes Stammbuch mit kunstvollen Posts seiner Freunde. Am Museumshäppli vom Donnerstag, 28. Juli, 12.30 Uhr im Schloss Frauenfeld, erläutert Kunsthistorikerin Margrit Früh die Einzigartigkeit dieses Freundebuchs und gibt dabei Einblick in das Künstlerleben und das prominente Umfeld seines Besitzers.
Stammbücher von Schweizer Künstlern sind sehr selten. Ein solches befindet sich in der Sammlung des Historischen Museums Thurgau. Es gehörte dem Frauenfelder Johann Melchior Mörikofer, der als Medailleur sehr produktiv Medaillen und Siegelstempel gestaltete, unter anderem für das Berner Patriziat.
Stammbücher waren in früheren Jahrhunderten so beliebt wie Facebook heute, besonders bei Studenten. Auf leere Albumblätter trugen sich Freunde und Bekannte ein, um sich gegenseitig der Verbundenheit zu versichern. Die Einträge beinhalteten meist selbst geschriebene Verse oder Zeilen von Dichtern, oft von einem sorgfältig gemalten Bild begleitet.
Die 26 aufwendigen und mit viel Liebe zum Detail gestalteten Einträge in Mörikofers Stammbuch sind meisterhaft. Sie reichen von 1735 bis 1746 und wurden von Verwandten, vor allem aber auch von anderen, teils berühmten Kunsthandwerkern ausgearbeitet.
Die Kunsthistorikerin Margrit Früh lüftet in einem kurzweiligen Mittagsreferat die Geheimnisse hinter den kunstvollen Einträgen dieses historischen Facebooks. Der Eintritt ist frei, keine Anmeldung erforderlich. (id/Historisches Museum des Kantons Thurgau)
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