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von Brigitta Hochuli, 23.07.2016

Die besten Jubiläumsideen gesucht

Die besten Jubiläumsideen gesucht
Schlüssel zum Museum in Bottighofen | © Brigitta Hochuli

Von April bis November 2017 möchte die Museumsgesellschaft der Thurgauer Bevölkerung die regionalen und lokalen Museen noch besser bekannt machen. Geplant sind bis zu sieben Veranstaltungen. Unter dem Titel „Museen im Thurgau (er)leben“ sind nun Ideen gefragt. Bis 20. Augsut können sich die Museen mit einem Angebot bewerben, das von der Museumsgesellschaft dann finanziell und vermarktungsmässig unterstützt wird. Einsendeschluss ist der 20. August. Der Entscheid, welche Ideen weiter verfolgt werden, fällt Anfang September. Zu diesem Zeitpunkt werden auch alle Bewerber entsprechend benachrichtigt. Präsident Heinz Reinhart gibt im folgenden Auskunft zum Verein und zum Wettbewerb.

Brigitta Hochuli

Herr Reinhart, was führte vor 100 Jahren zur Gründung der Museumsgesellschaft? 

Der Verein Thurgauische Museumsgesellschaft wurde nach jahrzehntelangen Bemühungen, ein Museum für die historischen und naturwissenschaftlichen Sammlungen zu errichten, auf Initiative von Professor Gustav Büeler im Jahr 1917 gegründet. Die Aufgabe der Gesellschaft sollte es sein, geeignete Ausstellungsräume zu suchen und das neue Museum aufzubauen, was dann schliesslich mit der Eröffnung des "Thurgauischen Museums" im Luzernerhaus an der Freie Strasse in Frauenfeld im Jahre 1924 gelang.

Was genau hatte es mit diesen Sammlungen auf sich?

Der Kanton Thurgau führte damals noch keine eigenen Museen. Die Sammlungen gingen erst - von einigen besonderen Sammelobjekten abgesehen -, 1958 ins Eigentum des Kantons über und bilden heute den Grundstock der Sammlungsbestände im Historischen Museum Thurgau (Schloss Frauenfeld), im Naturmuseum und im Museum für Archäologie in Frauenfeld.

Wie sah zur Gründungszeit der Museumsgesellschaft eigentlich das gesellschaftliche und bildungspolitische Umfeld aus?

Es ging damals darum, das vorhandene Erbe vor dem Ausverkauf und der Abwanderung ins Ausland zu bewahren. Einige wenige Leute des Historischen Vereins und der Thurgauischen Naturforschenden Gesellschaft erkannten diese Gefahr und begannen schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts für Bildungszwecke zu sammeln, doch für ein eigenes Museum reichten die Ressourcen nicht. In den grösseren Städten gehörten höhere Schulen, Theaterinstitutionen und Museen zum wachsenden Selbstverständnis eines aufstrebenden Bürgertums. Der ländliche Thurgau spielte da erst später eine bescheidenere Rolle.

Nun wenden Sie sich an die heutigen Museen im Thurgau mit der Bitte um Ideen für eine Veranstaltung - erhoffen Sie sich dabei auch Ausgefallenes?

Ja, gerne, die angefragten Institutionen sollen ihre eigenen Ideen einbringen, können sich auch mit anderen Museen im Ort oder in der Region für gemeinsame Aktionen zusammenfinden. Und sich auf ihre Stärken besinnen, etwas Besonderes anbieten, unter dem Motto "weniger ist mehr, aber dies gekonnt." Oder: Etwas machen, was nur im Museum möglich ist, oder, oder. Wir sind gespannt auf die Vorschläge.

Wenn Sie selber ein Museum hätten - wie wäre es?

Ein Museum, das im Wechsel spezielle Sammlungen und Ausstellungen zu verschiedenen Themen in tollen Räumlichkeiten - einem fantastischen historischen Baukomplex oder einem hervorragenden Neubau - zeigt. Einbezogen wären wichtige öffentliche und private Sammlungen und Ausstellungen mit historischem und auch mit aktuellem Bezug. Das professionell geführte Haus sollte zusammen mit Veranstaltungen zu einer Aufwertung der Region beitragen. Damit dieses Haus sich Museum nennen darf, pflegt es selbstverständlich eine eigene Sammlung.

Und was wäre in diesem Haus zu sehen?

Ich schlage hier eine "Bildersammlung" vor: zum Beispiel in den Bereichen Kunst, Fotografie, historische und heutige Bilder aller Art. Die Kriterien sind im Sammlungskonzept festgelegt. Tönt nach Utopie, doch es gibt Orte, wo gute Konzepte, Ideen und ausreichende Finanzen solches möglich machen. Die bescheidenere, vielleicht realistischere Variante: Bestimmte bestehende Museen in den Regionen, zum Beispiel in Arbon, Romanshorn, Kreuzlingen, Bischofszell, Amriswil, Steckborn und Diessenhofen werden so gestärkt, damit diese nicht nur überleben, sondern sich entwickeln können.

***
Bewerbungen für die Jubiläumsveranstaltungen sende man bis 20. August an den Präsidenten der Museumsgesellschaft, Heinz Reinhart: helveto@sunrise.ch. Details zur Teilnahme an diesem Wettbewerb sehen Sie im weiter unten angehängten Flyer.

 


Heinz Reinhart

Geboren 1956 in Weingarten bei Lommis, lebt in St. Gallen. Museums- und Sammlungsfachmann, Kenner der Ostschweizer Museums- und Kunstszene. Seit 1988 Co-Leiter des Grundkurses «Museumspraxis» der Schweizer Museumsverbände ICOM/VMS. Seit 2013 Leiter Administration des Naturmuseums Thurgau.(pd)

 

Der Verein

Der Verein «Thurgauische Museumsgesellschaft - Museen im Thurgau» bietet seinen Mitgliedern eine Plattform für den Austausch, für die Weiterbildung und die Vernetzung. «Museen im Thurgau» ist ausgerichtet auf den ganzen Kanton Thurgau und spricht ein breites Publikum an. Der Verein wird getragen von Museumsfreundinnen und -freunden sowie Gönnern mit dem Ziel, das Interesse und das Verständnis für unsere Museen und Sammlungen in der Gesellschaft zu fördern. (hr)

 

 

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