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von Inka Grabowsky, 26.10.2016

Shakespeare zum Dritten

Shakespeare zum Dritten
Szene aus dem "Sommernachtstraum" in der Inszenierung des Theater Theagovia. Im Bild: Cornelia Blask (Lysander) und Corina Keller (Hermia) bei ihrem dritten Shakespeare-Stück | © Inka Grabowsky

Noch einmal Shakespeare: Das Theater Theagovia bringt den "Sommernachtstraum" auf die Bühne. Premiere ist am 29.Oktober im Theaterhaus Thurgau in Weinfelden. Thurgaukultur durfte bei den Proben hinter die Kulissen blicken.

Von Inka Grabowsky

„Das wird gut!" Regisseurin Marie Luise Hinterberger ermutigt ihre Darsteller. „Aber die Szene könnte noch eine Verdichtung vertragen. Verdreht die Augen, japst ruhig! Probiert es aus und schaut, was es mit euch macht." Sie schnipst mit den Fingern und schon beginnt das Spiel erneut. Die 15 Mimen sind konzentriert bei der Arbeit. Bis zur Premiere muss alles sitzen. Gerade sind die Kostüme angekommen. Joachim Steiner, sonst Bühnen- und Kostümbildner am Stadttheater in Konstanz, hat sie für den Thurgauer „Sommernachtalbtraum" designt. „Noch steht bei den Schauspielern die Frage im Vordergrund, wann und wo sie sich umziehen", so die Theaterpädagogin. „Bald geht es aber darum, sich mit dem Anlegen der Kleider wirklich zu verwandeln."

Hinterberger führt ihre Amateure professionell und mit viel Respekt: „Sie lieben das Theater. Und sie sind sehr engagiert. Ich bewundere das. Neben ihrem Beruf leisten sie Ausserordentliches – einige von ihnen sogar parallel in zwei Stücken. Sie lernen bei mir Neues, ohne das Alte abgeschlossen zu haben." Corina Keller und Cornelia Blask standen teilweise parallel zu den Proben für den "Albtraum" auch noch in  „Shakespeare auf Mostfahrt" auf der Bühne. 

„Eine Belastung ist das nicht", so Cornelia Blask, die diesmal den Lysander gibt. „Es ist eher ein Vergnügen, weil ja bei der Mostfahrt inzwischen alles steht." Aufwändig waren jedoch die Proben für die beiden Frauen, die an allen drei Produktionen von „TG.Shakespeare" beteiligt waren. Über ein Jahr lang haben sie sich mindestens einmal pro Woche mit dem britischen Dichter auseinander gesetzt. „Aber das war es wert", sagt Corina Keller. „Es war eine einmalige Gelegenheit – so ein 400-Jahr Jubiläum kommt ja nicht wieder." Die junge Frau ist durch ihre Arbeit zum Bewunderer des Dichters geworden. „Was ein Stück in allen Einzelheiten bedeutet, wurde mir erst beim Spielen klar." Cornelia Blask war dagegen schon immer ein Shakespeare-Fan. Sie liebe die Sprache, meint sie.

 

Regisseurin Marie-Luise Hinterberger. Bild: Inka Grabowsky

 

Für den „Sommernachtsalbtraum" hat Marie Luise Hinterberger gemeinsam mit dem Dramaturgen Johan Spaans Shakespeares Original nach ihren Bedürfnissen verändert. „Einiges habe ich gekürzt: zum Einen, weil ich weder Schauspieler noch Publikum überfordern wollte, zum Anderen, weil mich eine Wiederholung des bekanntes Stoffes einfach nicht interessiert." In ihrer Variante narren die Geister aus dem Sommernachtstraum eine Thurgauer Hochzeitsgesellschaft. Oberon und Titania feiern am gleichen Ort und zur gleichen Zeit ihren Hochzeitstag. Lysander und Hermia als Gäste der Hochzeit planen ihrerseits ihre Heirat, so dass anhand von drei Paaren die Frage geklärt werden kann, „was uns zu verliebten Eseln macht". Wie im Original verirren sich die Liebenden buchstäblich und im übertragenen Sinn in der Wildnis, bis sie zurückgeführt werden und ihre Erlebnisse als Albtraum verbuchen.

„Ich habe mich in meiner Version von Botho Strauß' Stück „Der Park"  inspirieren lassen", so die 68-jährige Theaterexpertin. Die Szenen, die sie mit dem Dramaturgen vorab geplant habe, hätten sich im Laufe der Probenarbeit durchaus verändert. „Ich habe mich schon gefragt, ob ich meine Texte überhaupt wiedererkenne."

 


Blick hinter die Kulissen: So probt das Theater Theagovia den "Sommernachtsalbtraum"

 

Mit dem „Sommernachtsalbtraum" hat der dritte und letzte Teil des Gesamtprojekts der Kooperative TG.Shakespeare Premiere. Theagovia Theater (Weinfelden), Theater Jetzt (Sirnach) und Kultur im Eisenwerk (Frauenfeld) hatten sich zusammengetan, um Shakespeares 400. Todestag gebührend zu begehen. „Es war inspirierend, was die Kollegen gemacht haben", sagt Marie Luise Hinterberger „aber es sind doch drei eigenständige Werke entstanden, gehalten von der Klammer aus Kostümen, Bühnenbild, Besetzung und Publikum." Das Gesamtkunstwerk der TG.Shakespeare entsteht im Auge jenes Betrachters, der all drei Stücke gesehen hat.

 

Termine und Tickets

Premiere von „Ein Sommernachtsalbtraum" ist am Samstag, 29. Oktober 2016.

Weitere Vorstellungen
Fr 4./Sa 5./So 6./Fr 11./Sa 12./So 13./Fr 18./Sa 19./So 20./Do 24./Fr 25./Sa 26.11.16
Jeweils 20:15 Uhr, Sonntag 17:15 Uhr im Theaterhaus Thurgau in Weinfelden

Tickets: www.theaterhausthurgau.ch oder Telefon 071 622 20 40
info@theagovia.ch

 

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