von Inka Grabowsky, 12.01.2017
Kopfkino zu Gourrama
Das Glauser Quintett bringt Friedrich Glausers Schlüsselwerk „Gourrama" live auf die Bühne. Musik und Text versetzen das Publikum nach Marokko, wo sie mit Soldaten der Fremdenlegion mitleiden.
Von Inka Grabowsky
Der Musiker Daniel R. Schneider und der Theaterschaffende Markus Keller haben eine gemeinsame Leidenschaft: Sie wollen die Erzählungen und Geschichten von Friedrich Glauser in ein neues Licht rücken. Dazu gründeten sie 2011 das Glauser Quintett mit dem sie in wechselnden Formationen ausgewählte Werke auf die Bühne bringen. „Wir suchten eine ideale Umsetzung der wundervollen Geschichten, und wir fanden die Form des literarischen Konzerts", sagt Markus Keller. Glausers Texte hätten viele Zwischentöne, das lasse Platz für die Musik. Keller erzählt bei den Vorstellungen jeweils die ganze Geschichte in einer gekürzten Fassung. Man muss also kein Glauser-Kenner sein, um den Abend zu geniessen. Daniel Schneider komponiert dazu einen eigenständigen Soundtrack.
Erster Einblick: Videovorschau auf das Programm "Gourrama"
In der aktuellen Produktion zu Glausers Debutroman „Gourrama" geht es um den Alltag in der Fremdenlegion. Der Autor legt den Schwerpunkt auf die zwischenmenschlichen Probleme der Männer, die miteinander klarkommen müssen und sich mit Langeweile, Krankheiten und ungerechten Vorgesetzen herumschlagen. „Der Roman ist sein zentrales Werk", so der Schauspieler, Regisseur und Theatermusiker Keller. „Vielleicht sogar sein bestes." Glauser habe während seiner eigenen Zeit in der Fremdenlegion nicht nur den Stoff, sondern auch seinen Stil gefunden.
Leichte Abende trotz schwerem Thema
Friedrich Glauser habe ein trauriges Leben gehabt, seine Selbstmordversuche zeugten davon, meint der Fan. Schwierigkeiten mit dem Vater und den gesellschaftlichen Zwängen hatten den Schriftsteller schon als jungen Mann in die Drogensucht getrieben. Auch das Schreiben machte ihn nicht glücklich, obwohl er schliesslich Erfolg hatte. „Er war wohl ständig auf der Suche", so Keller. Inzwischen sei Glauser immerhin weithin anerkannt. „Unser spezielle Form aus Musik und Geschichte gibt einen neuen Zugang. Es läuft ein Kopfkino ab, dass die Zuschauer offenkundig sehr geniessen. Natürlich ist in der Vorstellung Glausers Schwermut präsent, aber wir durften entdecken, wieviel Witz und Humor in seinen Texten stecken."
Mit dieser vierten Glauser-Umsetzung vollendet das Glauser Quintett seinen Zyklus zu Werken von Friederich Glauser. In „Elsi oder Sie geht um", „Knarrende Schuhe", und „Schluep" war es um seine Erzählungen, Kurzgeschichten oder Essays gegangen. „Eigentlich war das Projekt nur als Trilogie geplant", sagt Markus Keller. Gourrama ist insofern schon eine Zugabe. Das Quintett wird aber weiter zusammenarbeiten. „Es gibt schon neue Ideen, aber sie sind noch nicht ganz spruchreif."
Termin: „Gourrama" vom Glauser Quintett am Freitag und Samstag, 13. und 14. Januar 2017 um 20 Uhr im Eisenwerk Frauenfeld. Anschliessend am 24.März in Aadorf und am 25.März im Theaterhaus Thurgau in Weinfelden.
Von Inka Grabowsky
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