von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 07.03.2017
Eine Nacht für die Kunst
Vor drei Jahren gab es die Kunstnacht Konstanz-Kreuzlingen zum bislang letzten Mal. Jetzt folgt eine Neuauflage. Unter der Federführung des Konstanzer Kulturbüros gibt es am Samstag, 8. April, nun wieder ein umfangreiches Programm in beiden Städten
Kunst entsteht ja bisweilen an den ungewöhnlichsten Orten. Und so war es vielleicht nicht mal so schlecht gewählt, dass die Medienkonferenz zur diesjährigen Kunstnacht Konstanz-Kreuzlingen ausgerechnet in einem 1960er-Charme-Nebenzimmer des Kreuzlinger Restaurant Traube am Zoll stattfand. Ursprünglich sollte die Presse im Zollgebäude informiert werden, das klappte dann nicht und so wurde das Ganze kurzerhand in die Nachbarschaft verlegt. Behördliche Sterilität wurde durch den Zigarettendunst aus gefühlten Jahrzehnten ersetzt. Nun ja.
Ganz und gar nicht abgestanden ist hingegen das Programm, das die Veranstalter in diesem Jahr auf die Beine gestellt haben. 19 Einrichtungen sind in diesem Jahr dabei (in Kreuzlingen sind dies das Museum Rosenegg, das Seemuseum und der Kunstraum) und zeigen am Samstag, 8. April, von 18 bis 24 Uhr, ganz unterschiedliche Ausstellungen und Arbeiten.
Besonders im Mittelpunkt steht in diesem Jahr die Kunst im öffentlichen Raum - dies- und jenseits der Grenze. Brennpunkt in Kreuzlingen dafür ist der Boulevard, der für eine Nacht zum "Boulev'art" werden soll. Die Kunsthistorikerin Ute Christiane Hoefert hat diesen Teil der Veranstaltung kuratiert und spannende Künstler dafür gewinnen können. Unter anderem mit dabei sind die Klangkünstlerin Christina Kubisch, Veronika Dierauer aus Steckborn und das Zürcher Künstler-Duo Frölicher/Bietenhalder. "An den verschiedenen Orten präsentieren sich Kunstwerke, die sich mit dem gestellten Thema "Wasser" auf teils humorvolle, teils kritische Art beschäftigen. Während die St. Galler Künstlerin Andrea Vogel in leeren Brunnen in Rom als Wasserspenderin und Brunnenfigur auftritt, erzeugt Christian Niccoli mit seiner Videoarbeit 'Planschen' eine verstörende Assoziation zur Flüchtlingsdebatte", erklärt Hoefert ihr Konzept.
Zehn Graffiti-Künstler arbeiten an einem grossen Projekt
Auch auf der deutschen Seite gibt es einen inhaltlichen Schwerpunkt Kunst im öffentlichen Raum. In Konstanz läuft das Ganze aber dezentraler, an verschiedenen Orten in der Stadt. Im Rathaushof, dem Bodenseeforum, am Münsterplatz und am Hauptzoll wird in dieser Nacht zeitgenössische Kunst zu sehen sein. Die Kunstexpertin Helga Sandl hat diesen Teil kuratiert. Ebenfalls im öffentlichen Raum entsteht an diesem Abend auch ein grosses Kunstprojekt. Unter dem Titel "Urban Art" hat der Konstanzer Grafiker und Künstler Emin Hasirci zehn Graffiti-Künstler unter die Schänzlebrücke geladen. Gemeinsam wollen die Sprayer an einem grossen Bild arbeiten, Besucher können ihnen dabei über die Schulter schauen.
"Es freut uns sehr, die Kunstnacht als wichtigen Teil des kulturellen Lebens in Konstanz und Kreuzlingen weiter verankern zu können", sagt Sarah Müssig, Leiterin des Konstanzer Kulturbüros. Sie hat die Federführung des gesamten Projektes übernommen, nachdem die bisherigen ehrenamtlichen Veranstalter sich zurückgezogen hatten. Das Ziel der Veranstaltung aus ihrer Sicht: "Der Stadtraum wird zum künstlerischen Reflexionsraum, voller Widerspiegelungen, Begegnungen und kritischen Auseinandersetzungen", so Müssig. Das Gesamtbudget der Kunstnacht liegt bei rund 47 000 Franken, 20 000 davon stammen aus dem Thurgau (Stadt Kreuzlingen, Kulturstiftung des Kantons).
Neben den klassischen Ausstellungsorten können sich Besucher auch über Kunst am Bau an der Universität Konstanz, über Filmkunst im Zebrakino beziehungsweise im "Trösch" informieren lassen. Im Kreuzlinger "Trösch" spielt die Band Krautfass 3000 ab 23 Uhr ein Konzert.
So klingen Krautfass 3000
Eintrittsbuttons und Sonderbusse
Die Eintrittsbuttons zur Kunstnacht gibt es am Veranstaltungstag in allen beteiligten Galerien und Museen für sechs Franken (ermässigt 4 Franken). Mit diesen Buttons können Besucher auch kostenlos die Sonderbusse benutzen, die die Ausstellungsorte verbinden. Die Busse fahren ab 18 Uhr halbstündlich und starten in Konstanz jeweils am Weinmarkt an der Laube. Die letzte Bus-Tour beginnt um 23.30 Uhr. Wer die Galerie Bagnato (Konstanz-Oberdorf) besuchen will, kann mit dem Kunstnacht-Button an diesem Tag kostenlos die Buslinie 4/13 benutzen. Details zum Programm der einzelnen Orte gibt es ab Mittwoch, 8. März, auch auf der Homepage der Kunstnacht: www.kunstnacht.de
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