Auf Tauchstation
In seiner Urform erschafft es wunderbare Landschaften, in seiner Nutzung verwenden wir es tagtäglich, für Leben ist es unabdingbar: Süsswasser. Mit einzigartigen Bildern des Schweizer Fotografen Michel Roggo, angereichert mit viel Wissenswertem – auch aus der Region – widmet das Seemuseum Kreuzlingen diesem Lebenselixier unter dem Titel „Süsswasser. Quelle des Lebens" eine Ausstellung mit einem abwechslungsreichen Begleitprogamm.
Von Julia Christiane Hanauer
Es sind einzigartige Landschaften, die sich dem Betrachter bieten: Schroffes Gestein, ein in vielen verschiedenen Farben leuchtender Wald oder die Bewohner dieser Welt, die sich in all ihrer Pracht präsentieren. Die Unterwasserfotografien von Michel Roggo eröffnen Einblicke in eine Welt, die sonst kaum jemand zu sehen bekommt. Fünf Jahre lang reiste der aus Fribourg stammende Roggo um die Welt und dokumentierte mit seiner Kamera Lebensräume im Süsswasser. In der Ausstellung im Seemuseum sind 40 seiner Werke zu sehen – 20 Paare. Denn jeweils ein Bild aus der Schweiz ist einem aus einem anderen Land gegenübergestellt. Welches jedoch stammt aus einem heimischen Gewässer? „Sie geben nicht immer Aufschluss, wo sie aufgenommen wurden", sagt Museumsleiterin Ursula Steinhauser. An den Bildern werde die Vielfalt von Süsswasser erkennbar. „Es gibt immer mehr zu entdecken, je länger man sie anschaut", erzählt sie.
Einfallsreichtum ist gefragt
Interessant an Roggos Fotografien ist auch ihre Entstehung. Denn er verwendete dazu einen Stick – und war nicht selbst unter Wasser. Da er nicht nur Lachse oder Zander vor der Linse hatte, sondern beispielsweise auch Bären, war bei der Ausrüstung seiner Kameras einiges an Kreativität gefragt, erzählt Steinhauser. Wie das genau aussah, davon können sich Besucher in der Ausstellung selbst ein Bild machen. In einer Vitrine liegt Original-Equipment des Fotografen und gibt Aufschluss über dessen Einfallsreichtum.
"Schau mir in den Rachen": Ein Zandermännchen verteidigt im Rhein bei Schaffhausen sein Eigelege – und wird damit zum Lielingsfoto von Museumsleiterin Ursula Steinhauser. Bild: Julia Christiane Hanauer
Süsswasser ist ein Gut, das in der Schweiz täglich in hoher Qualität zur Verfügung steht. Ob beim Zähneputzen, Duschen oder im Haushalt, ständig wird es verwendet. Selbst das WC wird damit gespült. Ein „Luxus", dessen man sich bewusst werden müsse, sagt Ursula Steinhauser. Denn lediglich drei Prozent des Wassers auf der Erde sei Süsswasser. Michel Roggo wolle daher mit seinen Werken auch für einen sorgsamen Umgang mit dieser Ressource sensibilisieren.
Wie genau das ein jeder machen kann und warum das so wichtig ist, darum geht es an den Stationen zum Thema „Nachhaltige Wassernutzung" des Schweizerischen Nationalfonds SNF. In Videos kommen Fachleute zu Wort und informieren darüber, wie die Wasserressourcen wegen des Klimawandels und auch gesellschaftlicher Veränderungen immer mehr unter Druck geraten. Beispielsweise geht es um Hochwassergefahr in den Alpen. Zugleich werden Wege aufgezeigt, was ein jeder für einen Beitrag leisten kann, um Wasser zu sparen.
Eine „Herzensangelegenheit"
Nun liegt das Seemuseum, in dem eine Ausstellung über Süsswasser gezeigt wird, mit dem Bodensee in direkter Nähe des größten Trinkwasserreservoirs Europas. Ein Umstand, den Museumsleiterin Steinhauser in der Schau nicht vernachlässigen wollte. Und somit informieren die Technischen Betriebe in einer Grafik über die Trinkwasseraufbereitung des Seewasserwerks. „Dieses entnimmt dem See pro Jahr ungefähr vier Millionen Kubikmeter Wasser und bereitet es für 14 Gemeinden der Region auf, darunter auch die Notwasserversorgung in Konstanz", berichtet sie.
Als „Herzensangelegenheit" bezeichnet Steinhauser die Ausstellung, mit dem Ziel, ein Bewusstsein für die Ressource Wasser zu schaffen und deutlich zu machen, welcher Luxus dieses Gut sei. Im Mittelpunkt stehe dabei auch die lokale Verankerung, um eine Verknüpfung zur Lebenswelt der Besucher herzustellen.
Paarweise stehen die Bilder untereinander. Welches davon in der Schweiz aufgenommen wurde und welches an einem anderen Ort, darüber geben die Aufnahmen meist keinen Aufschluss. Bild: Julia Christiane Hanauer
Das Begleitprogramm zur Ausstellung
Ein vielfältiges Begleitprogramm umrahmt die Ausstellung von Michel Roggo und dem Naturmuseum Thurgau, die vom 9. März bis 30. Juli gezeigt wird. Los geht es am Mittwoch, 29. März, ab 19 Uhr mit einem Bildervortrag Michel Roggos zum Thema „Quellen des Lebens – von Waikoropupu bis zum Gornergletscher". „Süsswasser trifft Salzwasser" heißt es am Samstag, 8. April, bei der Kunstnacht von 18 bis 24 Uhr. Zu Gast sind die Goldschmiedin Alexandra Lulay und die Tanz-Company der Musikschule Kreuzlingen. Um kleinste Süsswasser-Lebewesen aus dem Saubach geht es mit aqua viva beim Museumstag am Sonntag, 21. Mai, von 11 bis 17 Uhr. Am Freitag, 16. Juni, ab 17 Uhr gibt es e zudem für Kinder eine Erlebnisführung „Das Gold im Glas" und am Sonntag, 25. Juni, steht beim Familientag von 14 bis 17 Uhr „Das Wasser in den Jeans" im Fokus.
Video zu der Arbeit des Fotografen Michel Roggo
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