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Noch einmal jung fühlen

Noch einmal jung fühlen
Bald geht es wieder los: Am 25. August starten die neunten Summer Days in Arbon | © Michael Dornbierer

Die Summer Days in Arbon haben sich erfolgreich als Ü-40-Festival etabliert. In diesem Jahr spielen unter anderem Status Quo, UB 40, Ellie Goulding und Rea Garvey. Tickets sind noch erhältlich 

Von Michael Lünstroth

Festivals, so dachte man lange, sind nur was für Menschen bis maximal 30. Jenseits dieser Altersgrenze empfände man diesen ganzen Festivalkram mit Zelten, lange Anstehen für Getränke, ständig Leute um einen herum und Dauerunterhaltung als anstrengend und mühsam, so der Glaube damals. Das hat sich längst gewandelt. Heute gibt es unzählige Festivals, die sich an erwachsene Musikfans richten und trotzdem nicht spiessig sind. Eine die ersten die diesen Markt erkannt haben sind die Macher der Summer Days in Arbon. Seit 2009 veranstalten sie an atemberaubender Kulisse direkt am Bodensee ein Festival, das sich wie ein Klassentreffen anfühlt: Man hört Bands, die man schon in seiner Jugend gut fand, geht hin mit Leuten mit denen man die  Musik schon damals gehört hat und schwelgt ein bisschen in Erinnerungen.

„Wir wollten damals ein Festival schaffen für die Zielgruppe ab 30 etwa, als Menschen, denen das Open Air St. Gallen tendenziell vielleicht zu anstrengend ist, die aber trotzdem Lust haben auf Livemusik“, sagt Christof Huber, Festivalchef bei den Summer Days. Er darf das über das Open Air St. Gallen sagen, schliesslich veranstaltet seine Firma auch das. Die Summer Days Festival AG ist eine Tochterfirma des Open Air St. Gallen. Angepasst an die Bedürfnisse der Zielgruppe wurde bei den Summer Days dann auch das Gelände: Ausgewähltere Imbissstände, weniger Disko-Klimbim und alles ein bisschen entspannter und gesitteter als bei den grossen anderen Festivals. „Es sollte ein Ambiente haben, in dem sich die Besucher wohlfühlen“, erklärt Huber. In diesen Tagen verwandelt sich das Arboner Bodenseeufer an den Quaianlagen wieder in ein Festivalgelände - die neunte Auflage der Summer Days läuft am 25. und 26. August.  Mit dabei sind in diesem Jahr unter anderem: Status Quo, Manfred Mann’s Earth Band, UB40, Ellie Goulding, Rea Garvey, The Hooters und Tom Odell (das komplette Line-up mit Timetable gibt es hier). 

Festival mit See-Anschluss: Die Summer Days sind auch wegen ihrer Lage so beliebt.Festival mit See-Anschluss: Die Summer Days sind auch wegen ihrer Lage direkt am Bodensee so beliebt. Bild: Daniel Gassner

Das 2017-Programm veranschaulicht ganz gut, welche Idee hinter den Summer Days steckt: Der Freitag steht im Zeichen des Classic Rock mit Helden der 1970/1980er Jahre und der Samstag gilt eher als Familientag, an dem man das Ganze auch mit Kindern besuchen kann. Das Konzept funktioniert offenbar. „Seit dem Auftakt 2009 waren wir sehr oft ausverkauft“, sagt Christof Huber. In Zahlen bedeutet das pro Tag kommen etwa 12 000 Besucher auf das Gelände. Für dieses Jahr gibt es allerdings noch Karten.

Open-Air-Konzerte gab es in Arbon schon seit 1980

Die Summer Days knüpfen an eine alte Open-Air-Tradition in Arbon an. Schon von 1980 bis 1989 gab es eine Festival in der Stadt. Und auch schon damals spielten Bands wie Status Quo. Direkte Vorläufer der Summer Days war auch das Open Air Tufertschwil. Da das Festival nach Dauerregen 2005 intensive Flurschäden verursacht hatte, musste es nach Jonschwil in den Degenaupark verlagert werden. Das Programm im darauffolgenden Jahr bedeutete allerdings einen hohen Verlust für den Veranstalter. Das war der Moment an dem Christof Huber und sein Unternehmen ins Spiel kamen. „Man hat uns damals gefragt, ob wir Interesse hätten das Festival zu reaktivieren, das haben wir getan, obwohl wir von Anfang an skeptisch waren, ob Jonschwil der richtige Ort ist“, sagt der Programmmacher. Dennoch versuchten sie es. Mit mässigem Erfolg: Es kamen nur rund 16 000 Besucher. Konsequenz daraus: Die neuen Veranstalter beschlossen 2008 zu pausieren und ein Jahr später einen Neustart in Arbon zu wagen. Seither läuft es gut, das Konzept ging am neuen Ort auf. Bands wie Deep Purple oder Status Quo waren in den vergangenen Jahren Stammgäste des Festivals. 

Bei allem Erfolg weiss auch Christof Huber, dass sich das Festival weiter entwicklen muss. Die Leute, die morgen 40 sind, können vielleicht mit Deep Purple schon nicht mehr so viel anfangen. Sie wollen die Bands aus ihrer Jugend hören. „Wir sind auf dem Weg uns da auch ein bisschen zu erneuern und uns dieser Entwicklung zu stellen“, sagt Huber. Die Buchung einer Reggae-Band wie UB40 und die zunehmende Wichtigkeit von Schweizer Bands im Programm sieht er als erste Anpassungen in diesem Bereich. Und wer weiss? Wenn das Festival sich weiter etabliert spielen in 20 Jahren dort auch Arcade Fire, Mumford & Sons oder Kraftklub. Und die heute 25-Jährigen schwelgen dann in den guten alten Zeiten als es noch richtige Musik gab.

 

Tickets (Einzeltag 95 Franken, beide Tage 170 Franken) für die Summer Days 2017 gibt es hier

Anreise: Das Festivalgelände liegt bei den Quaianlagen Arbon, direkt am Bodensee. Der Festivaleingang Hafen ist in rund fünf Gehminuten ab Bahnhof Arbon zu erreichen. Wer mit dem Auto kommen will:
A1 Zürich – St. Margrethen bis Verzweigung Meggenhus, danach A11 Richtung Arbon / Romanshorn, Ausfahrt Arbon Süd benützen. Der Festivalparkplatz ist ab Autobahnausfahrt Arbon Süd ausgeschildert.

 

Und die Hände zum Himmel: Ausgelassene Stimmung bei den Summer Days in ArbonUnd die Hände zum Himmel: Ausgelassene Stimmung bei den Summer Days in Arbon. Bild: Daniel Gassner

Spezielle Atmosphäre: Die Macher der Summer Days achten auf das richtige Wohlfühlgefühl auf dem Gelände.Spezielle Atmosphäre: Die Macher der Summer Days achten auf das richtige Wohlfühlgefühl auf dem Gelände.Bild: Daniel Gassner

Video zu den Summer Days 2016:

www.summerdays.ch

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