12.09.2017
Auszeichnung für Forscherpaar
Aleida und Jan Assmann gehören zu den meist ausgezeichneten Wissenschaftlern ihrer Zeit. Jetzt erhalten sie den mit 750 000 Franken dotierten Preis der Schweizer Stiftung Preis Balzan
Aleida Assmann, Professorin em. für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz, und Jan Assmann, Honorarprofessor der Universität Konstanz und Professor em. am Institut für Ägyptologie der Universität Heidelberg, wurden mit dem renommierten und hochdotierten Balzan Preis 2017 in der Kategorie „Kollektives Gedächtnis“ ausgezeichnet. Wie die Internationale Stiftung Preis Balzan am 11. September 2017 mitteilte, wird der mit 750 000 Schweizer Franken dotierte Preis den Wissenschaftlern für die gemeinsame, interdisziplinäre Erarbeitung des Konzepts „kulturelles Gedächtnis“ verliehen.
Thomas Maissen, Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Paris und Professor für neuere Geschichte der Universität Heidelberg, betonte, laut Medienmitteilung der Universität Konstanz, in seiner Begründung für die Vergabe des Preises an Aleida und Jan Assmann die Arbeit des Forscherpaares „für den reichen jahrzehntelangen Austausch über sehr unterschiedliche historische Realitäten und Modelle, die sich in völlig aussergewöhnlicher Weise als komplementär erwiesen; für zwei darüber hinausreichende individuelle Oeuvres, die das kollektive Gedächtnis als Voraussetzung von religiösen und politischen Identitätsstiftungen und Gemeinschaften präsentieren“. Weitere Preisträgerinnen und Preisträger in diesem Jahr sind Bina Agarwal (Gender Studies), Michael Gillon (Die Planeten des Sonnensystems und die Exoplaneten) und Robert Schreiber und James Allison (Immunologische Ansätze in der Krebstherapie).
Die Hälfte des Preisgeldes soll in Forschung fliessen
Die internationale Stiftung Preis Balzan mit Sitz in Zürich und Mailand zeichnet seit 1957 in jedem Jahr Persönlichkeiten sowohl der Geistes- wie der Naturwissenschaften aus. Der Zweck der Balzan Preise besteht darin, die Kultur und Wissenschaften sowie besonders verdienstvolle Initiativen für Humanität, den Frieden und die Brüderlichkeit unter den Völkern, unabhängig von Nationalität und Religionszugehörigkeit, zu fördern. Die vier auszuzeichnenden Fachgebiete wechseln von Jahr zu Jahr und entstammen dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften, der Kunst sowie der Physik, der Mathematik, der Naturwissenschaften und der Medizin. Die offizielle Preisübergabe wird am Freitag, 17. November 2017, im Nationalratssaal in Bern in Anwesenheit von Bundespräsidentin Doris Leuthard stattfinden. Die Preisträgerinnen und Preisträger müssen die Hälfte des Preisgeldes für die Finanzierung von Forschungsprojekten verwenden.
Aleida Assmann studierte Anglistik und Ägyptologie in Heidelberg und Tübingen und hatte von 1993 bis 2014 die Professur für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz inne. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Generationen in Literatur und Gesellschaft, Deutsche Erinnerungsgeschichte nach dem 2. Weltkrieg, Kulturwissenschaftliche Gedächtnisforschung und Gedächtnistheorie, Geschichte des Lesens und der Schrift, Menschenbilder – historische Anthropologie.
Jan Assmann war von 1976 bis 2003 Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg und ist seit 2005 Honorarprofessor für Kulturwissenschaft und Religionstheorie an der Universität Konstanz. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Ägyptische Religion und Literatur in theoretischer und vergleichender Perspektive, Kulturtheorie, allgemeine Religionswissenschaft sowie die Rezeption Ägyptens in der europäischen Geistesgeschichte.
Die beiden Wissenschaftler wurden vielfach für ihre Forschung ausgezeichnet. Sie sind Mitglied in verschiedenen nationalen und internationalen Wissenschaftsakademien; Jan Assmann gehört auch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften an. (tgk)
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