wen es zum Schreiben drängt, den wird man davon nicht kurieren können. Die Literaturgeschichte steckt voller Biographien von Menschen, denen das Schreiben das geeignete Medium erschien, um Geschichten zu erzählen. Von sich, von anderen oder sonstwie unerhörten Begebenheiten. Was einen Menschen dahin bringt, zum Stift zu greifen oder (heute vielleicht zeitgemässer) auf die Tastatur zu tippen, ist sehr verschieden und kaum vorherzusehen. Meistens reicht aber ein Erweckungserlebnis - und die Schreiblust bricht aus. Früher Erfolg bei Wettbewerben fördert die Wirkung zunächst ungemein, kann dann aber auch in Frust umschlagen, wenn sich dem frühen, kein weiterer Erfolg anschliesst. Aber manchmal geht es bei Wettbewerben ja auch nur darum, überhaupt ersteinmal so etwas wie Freude an Sprache und den Umgang mir ihr zu wecken.
Der seit 2011 im Thurgau laufende Wettbewerb "Junge Texte" - getragen von der Lions-Bewegung Thurgau und der Kantonsschule Frauenfeld - ist eindeutig dieser Kategorie zuzuordnen. Junge Menschen erhalten hier die Möglichkeit, ihr literarisches Talent auszuprobieren und mit Sprache zu spielen. Am kommenden Freitag geht der Wettbewerb in die vierte Runde. Was beschäftigt junge Autorinnen und Autoren heute? Warum haben sie überhaupt mit dem Schreiben angefangen? Und was inspiriert sie bei der Arbeit? Wir haben mit sechs dieser jungen Talente vor der Preisverleihung am Freitag über diese und weitere Fragen gesprochen. Die bemerkenswerten Antworten darauf, können Sie ab morgen hier bei uns nachlesen. Dann gibt es auch alle wichtigen Infos zur Veranstaltung am Freitagabend in Frauenfeld.
Wenn es gut läuft, dann kommen die Nachwuchsschreiber irgendwann auch mal in die Verlegenheit, eine Dankesrede bei einer Preisverleihung halten zu müssen. Dabei ist bis heute ziemlich undurchsichtig, was es eigentlich braucht, um ein preiswürdiges Buch zu schreiben. Beinahe jeder Preis hat seine eigene Definition dazu. Und trotzdem gibt es jetzt ein bisschen mehr Licht in der Dunkelheit. Dominik Müller, Jury-Präsident des Schweizer Literaturpreises, hat unlängst im Bodmanhaus in Gottlieben offen über seine Juroren-Tätigkeit gesprochen und deutlich gemacht, wie schwer die Auswahl oft fällt. Müller hat an jenem Abend nicht alle Geheimnisse gelüftet, aber ein paar unterhaltsame Einblicke gab es schon, wie Sie in unserem Artikel zum Abend nachlesen können.
Und sonst? In Kreuzlingen geht am 1. April (kein Scherz!) ein bemerkenswertes Projekt an den Start - das Trösch. Private Investoren haben der Stadt ein Begegnungszentrum gebaut und geschenkt, die Stadt wird es künftig auf eigene Kosten betreiben. Ganz verschiedene Menschen sollen sich hier treffen und miteinander ins Gespräch kommen können. Einige Räume sind fest vermietet, andere kann man anmieten für Kurse, Feiern, Veranstaltungen oder Geschäftstermine. Wir wollten Ihnen das Vorhaben eigentlich detaillierter vorstellen. Aber nachdem die Investoren verlangt hatten, den Text vor Erscheinen gegenlesen zu dürfen, haben wir uns entschieden auf eine Berichterstattung zu verzichten. Nicht aus Angst, sondern aus Überzeugung - unabhängigen Journalismus kann es nur geben, wenn die Objekte der Berichterstattung keine Einflussmöglichkeiten auf das publizistische Ergebnis der Recherche haben.
In diesem Sinne - bleiben Sie mutig in dieser Woche.
Herzlichst,
Ihr Michael Lünstroth |