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Warum dieser Festivalsommer richtig heiss werden könnte

Warum dieser Festivalsommer richtig heiss werden könnte
Die Line-ups der grossen Festivals der Region versprechen einen heissen Sommer. Da kann man schon mal die Sonnenbrille rausholen, findet Thurgaukultur-Redaktionsleiter Michael Lünstroth in seinem Blog "Die Dinge der Woche". | © tgk

Top-Line-ups beim Open Air St. Gallen, Open Air Frauenfeld und den Summer Days in Arbon. Und noch ein paar mehr Gründe, warum wir uns jetzt schon auf den Sommer freuen können

Von Michael Lünstroth

Wenn das so weitergeht, dann könnte dieser Sommer ziemlich grossartig werden. Nach und nach verkünden die Festivalmacher in unserer Region gerade, wen sie in diesem Jahr buchen konnten und das grosse Open-Air-Puzzle, das sich auf diese Weise allmählich zusammensetzt, ist schon ziemlich spektakulär. Allen voran -  das Open Air St. Gallen (28. Juni bis 1. Juli). Junge, Junge, Junge! Mit dem 2018er-Programm haben die Macher mal eine krachende Ansage an die Wettbewerber losgelassen: Depeche Mode! Nine Inch Nails! Beatsteaks! Portugal.The Man! Churches! Und vieles mehr. Hätte man mich vorher gefragt, wie mein Lieblings-Line-up für ein Festival aussehen könnte, nun, es gäbe verblüffende Übereinstimmungen zum Open Air St. Gallen 2018.

Depeche Mode will ich schon mein ganzes Leben lang mal sehen. Bisher hat es irgendwie nie so richtig geklappt. Tief in meinem Herzen möchte ich Dave Gahan, Martin Gore und Andy Fletcher immer noch dafür danken, dass Sie mich damals, Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre, auf die richtige musikalische Bahn geführt haben. Das kam so: Es waren die späten 1980er-Jahre und ich war musikalisch unentschlossen bis irritiert. Meine Plattensammlung war ein krudes, kunterbuntes Durcheinander, das meinen seelischen Zustand damals ganz gut abbildete. Aus mir heute unerfindlichen Gründen gehörte auch das Album „Step by step“ der New Kids on the Block (NKOTB). Nun, was soll ich sagen, es waren halt die späten Achtziger! 

Video: Film zur legendären 101-Tournee von Depeche Mode 

Zu meiner Verteidigung: In einem lichten Moment meines vorpubertären Zustands kam ich zu Sinnen und ergriff eine günstige Gelegenheit. Eine Mitschülerin wollte unbedingt das NKOTB-Album haben und suchte jemanden für einen Tausch. Sie bot mir allerlei Zeug an, das mich nicht interessierte. Doch dann erblickte ich in ihrem CD-Regal das schwarz-weisse Cover eines Albums, das mein Leben verändern sollte: Das legendäre 101-Live-Album von Depeche Mode. Ich dachte erst, das würde sie nie im Leben tauschen und zeigte nur schüchtern auf die Platte, und versuchte dabei möglichst desinteressiert zu schauen. Sie aber sagte nur: „Okay, können wir machen.“ Der Rest ist Geschichte. 

Über Eminem kann ich keine ähnlichen Geschichten erzählen. Als seine Musik populär wurde, war ich wohl schon zu gefestigt in meinem Geschmack. Mit anderen Worten: Hip-Hop interessierte mich damals null. Ich konnte nichts damit anfangen. Das hat sich erst in den vergangene vier, fünf Jahren geändert. Nichtsdestotrotz ist Eminem natürlich eine grosse Nummer. Und dass der Amerikaner nun zum zweiten Mal zum Open Air Frauenfeld (OAF) kommt, ist tatsächlich eine Riesensache. Das zeigt sich auch daran, dass das Festival (5. bis 7. Juli) binnen kurzer Zeit nach Verkündung des diesjährigen Headliners ausverkauft war. Neben Eminem haben die OAF-Macher auch sonst wieder den heissesten Scheiss der Rap- und Hip-Hop-Szene zusammengebucht. Ziemlich beachtlich, dass sich das OAF in den vergangenen Jahren derart gut entwickelt hat. 2018 ist auch das erste Jahr, in dem der Konzertriese Live Nation das Sagen beim OAF hat. Was die Übernahme aber wirklich für das Frauenfelder Festival bedeutet, wird man wohl erst in einigen Jahren sagen können.

Video: Eminem über sein neues Album "Revival"

Und nicht nur mittelalte (Depeche Mode) und mitteljunge (Eminem) Menschen können sich auf den Festivalsommer freuen. Das Städtchen Arbon sorgt dafür, dass auch Menschen jenseits der 50 den Sommer herbeisehnen durften: Die Summer Days (24. und 25. August) dort haben mit Van Morrison eine echte Nummer für ihr Festival gewonnen. Der Sänger, Saxophonist, Pianist und Komponist stand schon auf der Bühne als weder Eminem noch Dave Gahan geboren waren und zählt noch immer zu den grossen Legenden der Branche. Dass er sich an jenem Abend die Bühne mit den Gipsy Kings teilen muss, wird dann wohl zu den mutmasslich weniger schönen Erinnerungen in seinem Leben zählen. 

Wie dem auch sei. Der Sommer 2018 könnte heiss werden. Und dabei haben grossartige Festivals wie die Musikfestwochen Winterthur oder das Open Air Zürich noch nicht mal ihr Line-up bekannt gegeben. Zum Schluss noch ein spezieller Tipp: beim Blue Balls Festival in Luzern spielen vom 20. bis 28. Juli unter anderem: Eels. Hurts. Tom Odell. Rufus Wainwright. Alanis Morissette. Melody Gardot. Da kann man nicht meckern. Für mich in diesem Jahr die deutlich bessere Alternative zum müde wirkenden Stars-in-town-Programm (James Blunt, Gotthard, Adel Tawil, etc.) in Schaffhausen.

Video: Van Morrison bei den BBC Four Sessions

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