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Jazz-Festival «generations» will sich öffnen

Jazz-Festival «generations» will sich öffnen
Die «First Lady of Jazz Orchestra»: Maria Schneider arbeitet beim «generations 2018» mit Schweizer Komponistinnen und Komponisten zusammen | © Briene Lermitte

Ende September startet zum elften Mal das Jazzfestival «generations» in Frauenfeld. Der neue künstlerische Leiter Dominik Deuber will mehr Vielfalt. Star des Festivals ist die in New York lebende Maria Schneider

Von Michael Lünstroth

Fragt man Dominik Deuber, was sich beim Jazzfestival «generations» ändern muss, dann redet er nicht lange um den heissen Brei herum: «Wir wollen eine Öffnung des Festivals erreichen und unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten schaffen. Es reicht heute nicht mehr bekannte Namen zu bringen und dann darauf zu vertrauen, dass die Leute allein deshalb kommen», erklärt der neue künstlerische Leiter des Festivals im Gespräch mit thurgaukultur.ch Und so hat er sich für die 11. Auflage des Festivals (29. September bis 6. Oktober) ein paar Neuerungen ausgedacht. Breiter und vielfältiger soll das Programm werden. Ziel ist es auch, sich vermehrt einem jüngeren Publikum zu öffnen. Wie das gehen könnte, erklärt Deuber so: «Wir wollen in Zukunft auch die regionalen Musikschulen für gewisse Projekte im Festival einbinden. Die eine Generalprobe des Konzertes mit Maria Schneider wird zum Beispiel schon in diesem Jahr für Schülerinnen und Schüler geöffnet. Sie können die Probe hören und im Anschluss haben sie die Möglichkeit mit den Musikern ins Gespräch zu kommen.»

Damit wäre auch schon der Name des Stars dieses «generations» benannt: Maria Schneider, die in New York lebende «First Lady of Jazz Orchestra», wie sie in einer Medienmitteilung des Festivals genannt wird, soll eine Woche mit drei ausgewählten jungen Schweizer Komponistinnen und zwei Komponisten arbeiten und mit der «generations» Big Band je eines ihrer neuen Stücke und am letzten Abend auch eigene Kompositionen auf die Bühne bringen – beides wird von SRF 2 Kultur live mitgeschnitten. Die ausgewählten aufstrebenden Komponistinnen und Komponisten sind: Cinzia Catania, Sarah Chaksad, Bardia Charaf, Basile Rosselet und Luzia von Wyl. «Daneben leiten mit dem Frauenfeld-Habitué Adrian Mears, Donny McCaslin, Jason Lindner, Johnathan Maron und Nate Wood namhafte Grössen die Ensemble-Workshops für 25 – aus dem In- und Ausland selektionierte – hochtalentierte junge Musikerinnen und Musiker», heisst es in der Medienmitteilung des Festivals.

Auch sie sind beim «generations 2018» dabei: Adrian Mears, Donny McCaslin und Adam Pierończyk

Auch sie sind beim «generations 2018» dabei: Adrian Mears, Donny McCaslin und Adam Pierończyk. Bilder: Ignacy Matuszewski/Jimmy King/www.licht-reise.de

Dominik Deuber kennt das Festival bestens

Die Vermittlungsarbeit soll also auch bei dem Jazzfestival wichtiger werden, wobei Dominik Deuber da vor allem auch auf die Künstlerinnen und Künstler setzt: «Die Künstler selbst sind die besten Vermittler ihrer Arbeit. Wenn man ihnen und ihrer Musik genau zuhört, erschliesst sich das Gesamtbild meistens ziemlich gut», findet der künstlerische Leiter. Mit ihm soll ein neuer Wind beim Festival wehen. Deuber kennt das «generations» bestens, seit 2004 war er offiziell Assistent des bisherigen Festivalleiters Roman Schwaller. Die Baustellen des Festivals kennt Dominik Deuber auch ziemlich gut: Bereits 2007 hat er die Abschlussarbeit seines Kulturmanagement-Studiums über das «generations» und sein Potenzial verfasst. Einige der Ideen, die er damals entwickelt hatte, kann er nun umsetzen, wie beispielsweise die Öffnung des Festivals für ein jüngeres Publikum. Dass die Wahl für den Nachfolger von Roman Schwaller schliesslich auf Dominik Deuber fiel, war da absehbar. 

Deubers Vita liest sich beeindruckend. Er ist 1979 in Abidjan (Elfenbeinküste) geboren, in Frauenfeld aufgewachsen und hat dort seine Jugend verbracht. Nach der Matura studierte er an der Hochschule der Künste in Bern unter anderem bei Billie Brooks Schlagzeug und schloss mit dem Performance- und Lehrdiplom ab. Er spielte mit verschiedenen Bands im Jazz- und Pop/Rockbereich und begann während seines Masterstudiums in Music Management für die von Pierre Boulez gegründete Lucerne Festival Academy zu arbeiten, deren Leitung er 2011 als Managing Director übernahm und wo er inzwischen mit Musikern wie Pierre Boulez, Wolfgang Rihm, Simon Rattle, Anne-Sophie Mutter oder Peter Eötvös gearbeitet hat.

Will das Festival neu aufstellen: Der neue künstlerische Leiter Dominik Deuber. Bild: Maria Deuber

«Wir wollen offen sein für verschiedene Spielarten des Jazz»

Mit dem «generations» hat er nun langfristige Pläne. «Beim Profil des Festivals wollen wir uns nicht so genau festlegen. Das Profil wird auch durch die eingeladenen Musiker immer wieder neu definiert. Wir wollen offen sein für verschiedene Spielarten des Jazz. Ziel ist es, dass wir uns vielfältig und breit aufstellen. Jede neue Auflage des Festivals soll auch seine eigene Besonderheit haben», erklärt Deuber. Eine konkrete Idee für die zukünftige Ausrichtung des Festivals hat er bereits jetzt: «Ein langfristiger Wunsch für das Festival ist, dass es möglich wird, dass zum Beispiel auch die eigene «generations Big Band» gleich im Anschluss an das Festival auf Tournee geht, um den Gedanken des Festivals ins Land hinauszutragen.»

Was Dominik Deuber indes nicht ändern will, ist den besonderen Charme des «generations»: «Die Nähe in Frauenfeld macht das Festival ja auch aus. Da schottet sich niemand ab. Die Künstlerinnen und Künstler sind die gesamte Woche anwesend und nicht nur erleb-, sondern auch ansprechbar.» 

 

Was das «generations» 2018 sonst noch bietet

Das Programm: Das Kaleidoscope String Quartet wird mit mehreren Uraufführungen (unter anderem von Mathias Rüegg und Nicole Johänntgen) das 'generations' 2018 eröffnen. Mit Marie Kruttli, Michael Arbenz (Vein) und Joe Haider sind drei Generationen in Klavierkonzerten solo und später in ihren Trios zu erleben. Adrian Mears (The Adrian Mears Electric Trio) und Eliyah Reichen (APHROTEK) wollen mit ihren Electric Trios erstmals in Late-Night-Concerts mit funkig-groovigem Sound begeistern, die belgische Pianistin Nathalie Loriers und der bekannte US-Drummer Ari Hoenig gastieren an je vier Abenden in Frauenfeld, und auch die Bands der Vokalistin Kate McGarry (mit Gary Versace) ist ebenfalls mehrmals zu hören.

 

An mehreren Abenden treten die drei Saxophonisten Adam Pierończyk aus Polen, Antonio Lizana aus Spanien und Donny McCaslin (USA) auf: Ersterer wird mit verschiedenen Kombinationen vom Duo bis zum Quintett mit Miroslav Vitouš, Trilok Gurtu und Adrian Mears auftreten. Antonio Lizana wird mit seiner Stimme und seinem virtuosen Saxophonspiel Flamenco und Jazz verbinden und Donny McCaslin mit Jason Lindner, Jonathan Moran und Nate Wood auch Stücke seines Albums „Blackstar“ spielen, welches zusammen mit David Bowie entstanden ist.

 

Von Sonntag bis Freitag treten zudem jeweils eine Stunde vor Mitternacht Festivalmusiker, Masterclass-Dozierende und ihre jungen Workshop-Teilnehmer gemeinsam in Jam-Sessions auf. Und schliesslich wartet am ersten Wochenende ein Lindy-Hop-Workshop und eine Lindy-Hop-Party mit Live-Musik auf Neugierige und Fortgeschrittene – der Tanzstil aus den 1930er Jahren erlebt seit längerem ein wahres Revival.

 

Die Geschichte: Das «generations» gibt es seit 1998. Es wurde damals initiiert von der Kulturstiftung des Kantons Thurgau. Seither findet es regelmässig alle zwei Jahre in Frauenfeld statt.

 

Die Tickets: Das detaillierte Programm ist auf der Homepage des Festivals publiziert – der Ticket-Vorverkauf beginnt am Montag, 14. Mai 2018 um 12 Uhr.

 

Video: So klingt Maria Schneider

Verbindet Jazz und Flamenco: der Saxofonist Antonio LizanaVerbindet Jazz und Flamenco: der Saxofonist Antonio Lizana. Bild: Ana Solinis 

www.generations.ch

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