von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 19.05.2018
Kabarett in Kreuzlingen: Nach Pufpaff übernehmen die Frauen
Das Kabarettfestival KiK hat sich im Kanton längst einen Namen gemacht. Jetzt will es sich nochmal ein bisschen neu erfinden. Und Frauen ins Rampenlicht stellen
Man denkt ja erst, jaja, das ist wieder so ein lustig gemeinter Künstlername. Pufpaff. Kein Mensch heisst doch so: Pufpaff. Will wohl besonders lustig sein, dieser Kerl. Pufpaff. Haha. Da lacht man schon noch ehe man irgendwas gehört oder gesehen hat. Aber halt! Der Mann heisst wirklich so: Sebastian Pufpaff, einer der aktuell besten Kabarettisten Deutschlands. Der Name sei auf seine Vorfahren zurückzuführen, verriet er den „Westfälischen Nachrichten“ im Interview: „Unter unseren Vorfahren befand sich eine hanseatische Familie, die mit Schwarzpulver gehandelt hat. Das „Puffen“ und „Paffen“ kommt wohl tatsächlich daher.“ Wenn die Geschichte stimmt, dann passt sie ja doch ganz gut zu dem, was der 41-Jährige heute macht: Denn seine Gags zünden ähnlich schnell wie Schwarzpulver.
Der Name soll auch der Grund dafür gewesen sein, dass es den Rheinländer auf die Bühne zog. Um sich wegen des Namens nicht verspotten zu lassen, "ging er in die Offensive, absolvierte einen Comedy-Workshop und gründete 2003 mit Henry Schumann und dem Pianisten Martin Zingsheim das Kabarett-Trio „Das Bundeskabarett“, das sich in einem Tourprogramm „Ein schwerer Fall“ mit Deutschland, seiner Wiedervereinigung und dem ewigen Konflikt zwischen Ost- und Westdeutschen beschäftigte“, heisst es auf seiner Wikipedia-Seite. In den vergangenen Monaten war Pufpaff ziemlich präsent, vor allem im Fernsehen. Auf 3sat hat er mit „happy hour“ eine eigene Show, in der quotenstarken ZDF „heute-show“ tritt er zudem regelmässig auf.
Video: Sebastian Pufpaff im SRF
Für 2019 sind Hazel Brugger und Lara Stoll angekündigt
Mit seinem aktuellen Programm „Auf Anfang“ ist der Kabarettist auf Tournee, am Mittwoch, 30. Mai, gastiert er im Rahmen des Festivals „Kabarett in Kreuzlingen“ (KiK) im dortigen Dreispitz. Sebastian Pufpaff ist gewissermassen der Dosenöffner für das KiK-Programm 2018 und 2019. In diesem Jahr gibt es ausser dem deutschen Comedian noch drei weitere Veranstaltungen - mit Tina Teubner (25. Oktober), Sebastian Krämer (15. November) und Patrick Frey (23. November). Ein komplettes Festival steht im Februar und März 2019 wieder an. Programmchef Micky Altdorf will dann mal neue Wege gehen: „Wir veranstalten ein Frauenkabarettfestival - mit Männerquote“, sagt er bei einer Medienkonferenz in Kreuzlingen. Das Programm steht bereits, Altdorf will aber noch nicht zu viel verraten. Nur diese beiden Namen lässt er raus: Hazel Brugger und Lara Stoll sind dabei. Der Rest soll später verkündet werden.
Die Medienkonferenz findet auch deshalb statt, weil sich das Festival aktuell in einer Orientierungsphase befindet: Auf der Suche nach neuem Publikum, auf der Suche nach neuen Sponsoren und auf der Suche nach „neuen Perlen satirischen Schaffens“, wie Altdorf erklärt. Für die Zukunft des KiK-Festivals hofft Micky Altdorf auch auf eine dauerhafte Unterstützung aus dem Lotteriefonds. Bislang unterstützt der Kanton Thurgau das KiK zwar mit 30.000 Franken, aber für jede Auflage müssen die Veranstalter eine neue Eingabe schreiben. Jetzt hofft Altdorf auf eine neue Leistungsvereinbarung, die dem Festival eine langfristige Perspektive geben soll, ohne, dass er jedes Jahr aufs Neue um die Finanzierung bangen muss.
Festivalchef will mit seinem Programm auch die Politik überzeugen
Weil öffentliche Aufmerksamkeit immer noch die beste Währung ist, um politisch gehört zu werden, legt das KiK nun also ein programmatisches Zwischenjahr ein - mit vier ausgewählten Veranstaltungen in einem Jahr, in dem es eigentlich kein Festival geben würde. Üblich ist inzwischen der Zwei-Jahres-Rhythmus. Micky Altdorf ist überzeugt, dass sein Programm förderungswürdig ist: „Das KiK-Festival ist das Kabarettfestival in der Schweiz mit der höchsten Dichte an internationalen Preisträgerinnen und Preisträgern“, sagt der Programmchef.
Wer’s nicht glaubt, kann sich selbst überzeugen. Oder überzeugen lassen: Am 30. Mai von Sabastian Pufpaff, am 25. Oktober von Tina Teubner, am 15. November von Sebastian Krämer oder am 23.November von Patrick Frey.
Gewinnspiel: Wir verlosen 3 mal 2 Tickets für den Abend mit Sebastian Pufpaff. Alle Infos zum Gewinnspiel gibt es hier: https://www.thurgaukultur.ch/magazin/3579
Video: Tina Teubner auf der Bühne
Video: Sebastian Krämer auf der Bühne
Video: Patrick Frey bei "Comedy aus dem Labor" (SRF)
Weitere Beiträge von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter
- Von hohen Türmen und grossen Träumen (19.04.2024)
- Machen statt labern (04.04.2024)
- Pixel in Pink (27.03.2024)
- Wen wählen? Die Parteien im Kulturcheck (25.03.2024)
- „Neuer Standort für das Kunstmuseum in urbanem Raum“ (25.03.2024)
Kommt vor in diesen Ressorts
- Bühne
Kommt vor in diesen Interessen
- Vorschau
- Kabarett
Ist Teil dieser Dossiers
Kulturplatz-Einträge
Ähnliche Beiträge
Ist das die Schule der Zukunft?
Was, wenn man sich die Schule nach seinen eigenen Bedürfnissen auswählen könnte? Mit der Produktion „Better skills“ entwirft das momoll Jugendtheater ab 20. April ein spannendes Gedankenspiel. mehr
Glück ist auch nur eine Frage der Perspektive
Was ist Glück? Das Phänomen ist schwer zu fassen. Das „Theater für Alle" begibt sich mit seiner ersten Produktion „Die Farben des Glücks" auf Spurensuche. Premiere ist am 19. April im Eisenwerk. mehr
Viel Liebe zwischen den Zeilen
Premiere in der Theaterwerkstatt Gleis 5: Giuseppe Spina und Judith Bach spielen ab dem 8. März in „Love Letters“. mehr