von Barbara Camenzind, 18.04.2023
Jubiläum? Chame mache!
20 Jahre Brassquintett Generell5: Am Freitag feierte sich das Ensemble in Winterthur. Mit Musik, Kleinkunst und Akrobatik. Mit Nicolas Senn am Hackbrett, der Alphornistin Lisa Stoll, Luftartistin Janine Eggenberger, den Akrobatik-Tänzer:innen Ioulia Ioudina, Fabien Ropraz und den feinhumorigen Songwritern Riklin & Schaub servierte die Formation einen vergnüglichen Abend musikantischer Unterwanderung. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)
Barocke Pracht zu Beginn: Mit Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik gewannen die fünf Herren (einer von ihnen – der Thurgauer Trompeter Christioph Luchsinger) am Blech erst die Herzen der so genannten Klassikfans. Sie seien imfall keine Guggenmusig hiess es dann.
Nein, definitiv nicht, denn auch bei aller Situationskomik und launigen Schmähs spielt Generell5 generell sehr professionell querbeet durch viele stilistische Gärtli. Da kann es auch durchaus sein, dass man in einer Weinschenke im Klettgau eine junge Alphornistin aufgabelt und sich dann nicht mehr so richtig erinnert, wie der Abend ausging…
Perlende Hackbrettkaskaden
Auf jeden Fall schien die Begegnung nicht nur geistreich, sondern nachhaltig gewesen zu sein. Lisa Stolls weiche, agile Klänge am grossen Instrument mischten sich nach einer kurzen rhythmischen Findungsphase wunderbar zu Posaune, Trompeten und Tuba. Das Alphorn ist einfach ein schweizerischer Herzöffner. Und nicht leicht zu spielen, so ganz ohne Ventile.
Nicolas Senns perlende Hackbrettkaskaden bescherten dem Publikum in Kombination mit den Blechbläsern ein kontrastreiches, farbiges Hörerlebnis. Generell5 verorten ihre Wurzeln auch in der technisch anspruchsvollen musikantischen Blasmusik, wie sie gerade in Österreich gepflegt wird. Gemeinsam mit ihren Gästen an den alpenländischen Instrumenten machten sie hörbar, dass Musik kein Möbel mit starren Genre-Schubladen sein muss. „Hey Jude“ im Oberkrainerstil? Chame mache.
Emojis und Luftkunst
Chame mache, so hiess die Jubiläumshymne, die Generell5 von Riklin&Schaub geschenkt bekamen. Die subtilironischen Texte, die einerseits auf den protestantisch anmutenden Probeneifer der Jubilaren abzielten (Proben am “frühen” Morgen), andererseits kleinere wie grössere Alltagsdramen konterkarierten, waren die perfekte musikalische Ergänzung des Abends, sozusagen die kleinkünstlerische Erweiterung.
Was in dem grossbürgerlich-schwerfälligen Saal mit den dicken grauen Säulen für extra Situationskomik sorgte, weil wirklich unschubladisiert. Das Highlight war ihre Ballade einer Kommunikationspanne. Die alte Freundin mit den Emojis. Und: Sags mit Verkehrsschildern, wenn du Heikles zu sagen hast.
Luftige Showeinlage mit Glamourfaktor
Die Artistin Janine Eggenberger und die beiden Tänzer Ioulia Ioudina und Fabien Ropraz sorgten für luftige Showeinlagen mit Glamourfaktor. Generell5 hat wirklich nichts ausgelassen in Sachen Unterhaltung für ihr Publikum und so ein Programm wäre absolut SRF-tauglich, mit Wink an den Leutschenbach.
Standing Ovations aus dem vollen Saal, zur Zugabe gab es „Luegid vo Bärg und Tal”. Da war er wieder, der geblasene Herzton. Au da chame sehr guet mache. Alles Gute, Generell5!
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