von arttv, 14.12.2023
«Jeder kann nicht machen was er will»
Fast 30 Jahre nach seinem Tod wirft das Kunstmuseum Thurgau einen neuen Blick auf das Werk des Aussenseiterkünstlers Hans Krüsi. Und rüttelt damit auch an Konventionen des Kunstbetriebs.
Hans Krüsi tauchte in den späten 1970er-Jahren scheinbar aus dem Nichts am Firmament des Schweizer Kunsthimmels auf. Das Publikum staunte ebenso über sein Werk wie über seine Person, die beide weder den Konventionen der Kunstszene noch jenen der Gesellschaft entsprachen. Krüsi war ein irrlichterndes Phänomen, das bis heute zu faszinieren vermag.
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Der unaufhaltsame Autodidakt
Hans Krüsi hatte erst mit über 55 Jahren mit der Herstellung von Bildern und Objekten begonnen. Der Autodidakt bediente sich ungewöhnlicher Ausdrucksmittel. Er zeichnete auf Papierservietten, Haushaltsfolie oder auseinandergefalteten Kartonschachteln, variierte und vervielfältigte seine Motive mit Hilfe von Schablonen, Scherenschnitten oder gar dem Fotokopierer, arbeitete mit Sprayfarbe, Collagen, Abklatschtechnik und Filzstiften. Jedes Mittel war ihm recht, um seine Vision Bild werden zu lassen.
Das Genie von der Strasse
Kunstschaffende erkannten schnell, dass Krüsi eine jener seltenen Persönlichkeiten war, die aktuelle Kunststrategien intuitiv erfassen, um höchst eigenständige Bilduniversen zu erschaffen. Für sie war er ganz einer der ihren, der ohne Rücksicht auf Regeln und Konventionen an der Erneuerung der Kunst arbeitete. 1980 entdeckte eine Galerie sein aussergewöhnliches Schaffen und Krüsi wurde schnell zur Berühmtheit. Das Gesicht des «Bluememannli» schmückte die Titelseiten von Illustrierten. Auftritte im Fernsehen verhalfen dem «Genie von der Strasse» zu
schweizweiter Aufmerksamkeit.
Umfassende Werkschau
Die Ausstellung «Jeder kann nicht machen was er will» präsentiert das Schaffen von Hans Krüsi nach über zwei Jahrzehnten erstmals wieder in seiner ganzen Breite. Eine Auswahl seiner Hauptwerke lassen erleben, wie souverän der Autodidakt mit Pinsel und Farbe seine Vorstellungen umsetzte. Daneben dokumentieren noch nie präsentierte Werkgruppen aus dem Nachlass die ausufernde Experimentierfreudigkeit des Künstlers, der mit seiner Lust am Kopieren und Variieren ein unüberschaubares Universum an Bildern und Gedanken erzeugte. Die Besprechung von thurgaukultur.ch gibt es hier.
Publikation
Im März 2024 erscheint parallel zur Ausstellung im Verlag Scheidegger&Spiess das Buch «Hans Krüsi – Jeder kann nicht machen was er will». Namhafte Autor:innen wie Lucienne Peiry, Hans Ulrich Obrist, Dorothee Messmer, Andreas Baumberger oder Annemarie und Siegfried Kuhn geben Einblick in ihre Auseinandersetzung mit der Person und den Arbeiten von Hans Krüsi, während Geraldine Wullschleger, Nina Maier und Markus Landert die Erkenntnisse langjähriger Forschungsarbeit über das Werk des Künstlers zusammenfassen.
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