von Inka Grabowsky, 29.02.2024
Ein bisschen Zucker für Musical-Fans
Die Zentrumbühne Bottighofen präsentiert ab dem 13. April die Musical-Version von «Manche mögen's heiss». Die Regisseurin Astrid Keller ist zuversichtlich, dass sie auch dieses Mal wieder dem Stoff gerecht werden. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)
„Wir haben es bereits bei Don Camillo, Altweiberfrühling, Irma La Douce, My Fair Lady und Kiss Me Kate geschafft, warum sollten wir es diesmal nicht schaffen?“, sagt Regisseurin Astrid Keller auf die Frage, ob sie keine Angst vor grossen Vorbildern habe „Wir machen es charmant und mit Leidenschaft. Und mit Liedern, die man nicht aus dem Film kennt“, betont Astrid Keller, die bereits zum sechsten Mal eine Produktion der Zentrumbühne inszeniert.
Das Werbeplakat spielt jedoch auf Marilyn Monroe an, die in dem Film von Billy Wilder aus dem Jahr 1959 als „Sugar“ brillierte. Produktionsleiter Fritz Wirz hat sich mit der Motivwahl durchgesetzt: „Ich wollte etwas, das sofort Assoziationen weckt. 'Manche mögen's heiss' wird immer mit Marilyn in Verbindung gebracht. Und wenn man an sie denkt, hat man ihren hochgewehten Rock vor Augen.“
Für das Musical „Sugar“ wird also das ikonische Motiv aus „Das verflixte siebte Jahr“ verwendet. „Tatsächlich kannte niemand im Team diesen Film“, lacht Astrid Keller, die sich überzeugen liess.
Flexibles Bühnenbild
Astrid Keller musste ihren Mann Leopold Huber überzeugen, der als Bühnenbildner vorgesehen war: „Aber er wollte gar nicht anfangen.“ Die Herausforderung schien zu gross: Um der Geschichte gerecht zu werden, werden 14 verschiedene Bilder benötigt.
Huber hat lange getüftelt und sieht nun ein grosses Gerüst vor, an dem je nach Bedarf Türen angebracht werden können. Dadurch kann der acht Meter breite Bühnenraum mal als Arbeitsamt, Zug, Hotel, Strandbad oder Yacht dargestellt werden. „Zusätzliche Signale wie die Bullaugen auf dem Schiff befestigen wir magnetisch“, sagt Bühnenbauer Jules Brenneis, der sowohl sichere als auch schnelle Lösungen für die theatralischen Anforderungen gefunden hat. Oft reicht ein Symbol wie ein Autoreifen aus, um die Garage, in der die Gangster herumschiessen, zu identifizieren. „Optisches Futter ist wichtig“, betont Huber. „Wir vereinfachen, aber nicht so sehr, dass man nicht mehr weiss, wo man sich befindet.“
Ein ausführliches Porträt über die Schauspielerin und Regisseurin Astrid Keller ist 2019 bei uns erschienen.
Das ewige Mädchen
Sie hat das See-Burgtheater in Kreuzlingen mitbegründet und ist heute eine der bekanntesten Schauspielerinnen der Region: Astrid Keller im Porträt.
Von Maria Schorpp
Bleibt man ein Leben lang derselbe Typ? Sitzt man Astrid Keller gegenüber, könnte man es meinen. Auf Fragen geht sie ganz offen ein, überlegt offensichtlich nicht, wie sie am besten rüberkommt, guckt überrascht, wenn sie überrascht ist, und hat überhaupt etwas Unverstelltes. Ihr Weg als Schauspielerin begann mit dem Rollentyp des Mädchens. Das Mädchenhafte kann sie auch im wirklichen Leben nicht verleugnen. Bis heute. „Ich habe jetzt noch manchmal das Gefühl, ich bin ein in die Jahre gekommenes Mädchen.“ Sagt sie selbst.
Offenbar ist es nicht ihre Art, ihre Aussendarstellung mit vermeintlicher Bedeutsamkeit aufzuladen. Obwohl sie es könnte, rein darstellungstechnisch. Stattdessen spricht sie von dem, was sie macht. Weiterlesen.
Die begrenzten Platzverhältnisse hinter und neben der Bühne im Dorfzentrum Bottighofen machen die Sache nicht leichter. „Wenn jemand in dem 60 Zentimeter schmalen Gang hinter der Kulisse entlangläuft, dann wackelt der Himmel“, lacht Wirz. Glücklicherweise verdeckt ein glitzernder Showvorhang jeweils die Umbauten. „Das war die zündende Idee“, lobt Astrid Keller, die Umbauten auf offener Bühne schrecklich findet. „Jetzt gibt es vorne Gesang und Tanz, und hinten läuft der Umbau wie ein Uhrwerk.“
Hohe Ansprüche beim Stammpublikum
Das Stammpublikum der Zentrumbühne Bottighofen erwarte ein aufwendiges Bühnenbild, gute Musik und talentierte Darsteller, so Vereinspräsident Werner Spirig. Astrid Keller war für das Casting der 17 Mitwirkenden verantwortlich. Die beiden männlichen Hauptdarsteller Simon Bächtiger und Denis Balic waren für ihre Rollen sofort gesetzt: „Die beiden sind professionelle Bühnendarsteller, haben also eine fundierte Ausbildung, verdienen aber ihr Geld in anderen Berufen.“
Für die Rolle der Titelheldin Sugar musste die Regisseurin jedoch lange suchen. Am Ende konnte sich die Kreuzlinger PMS-Schülerin Lena Pallmann bei einem grossen Casting durchsetzen. „Sie ist ein Glücksfall für uns», sagt Astrid Keller, «das einzige Problem ist, dass Lena erst 18 Jahre alt ist. Wir müssen sie durch Make-up und Kostüme reifer erscheinen lassen.»
Musik von der Live-Band
Die Musik wird von einem professionellen Quintett unter der Leitung von Andreas Bung live gespielt, während die Damenband auf der Bühne nur so tut, als ob sie spiele. „Aber die Schauspielerinnen nehmen tatsächlich Musikunterricht, um ihre Instrumente glaubwürdig bedienen zu können“, erklärt Keller.
Fritz Wirz hat sich aufgrund des Quintetts dafür entschieden, dass die Darstellerinnen mit Mikrofon auftreten. „Der Saal verlangt das eigentlich nicht, aber wir hatten immer wieder Gäste, die nicht direkt neben Trompete oder Schlagzeug sitzen wollten, weil sie dann nur die Instrumente hören und nicht den Gesang. Mit Mikrofonen können wir das ausgleichen.“
Mit Witz, nicht mit Klamauk
Der Musical-Abend in Bottighofen soll dem Publikum Spass machen. Ein Team von insgesamt 44 Personen arbeitet seit dem vergangenen Sommer unermüdlich daran. Dennoch hat die Regisseurin auch einen ernsten Hintergedanken.
Das Stück spielt eindeutig in den 1920er Jahren in den USA. (Die Kostüme, die von Klara Steiger zusammengestellt wurden, erlauben auch Anspielungen auf die 1950er Jahre.) Dennoch hält Astrid Keller das Stück für aussagekräftig für die Schweiz im Jahr 2024: „1959 galt der Film noch als subversiv, schon wegen der Kussszenen. In diesem Punkt sind wir weiter, aber heute wird immer noch über die Pointe diskutiert, in der der Millionär dem verkleideten Jerry einen Heiratsantrag macht, obwohl er sich als Mann geoutet hat. Dabei ist es doch egal, ob Mann oder Frau. Er will einfach mit diesem Menschen zusammen sein.“
Am 11. März beginnt der Vorverkauf für die zehn Vorstellungen. (analog in der Papeterie Bodan in Kreuzlingen oder digital über www.seetickets.ch )
PREMIERE – Samstag, 13. April 2024, 19.00 Uhr
Freitag, 19. April 2024, 20.00 Uhr
Samstag, 20. April 2024, 20.00 Uhr
Sonntag, 21. April 2024, 16.00 Uhr
Donnerstag, 25. April 2024, 20.00 Uhr
Freitag, 26. April 2024, 20.00 Uhr
Sonntag, 28. April 2024, 16.00 Uhr
Freitag, 3. Mai 2024, 20.00 Uhr
Samstag, 4. Mai 2024, 20.00 Uhr
DERNIERE – Sonntag, 5. Mai 2024, 16.00 Uhr
Gewinnspiel
Wir verlosen 2x2 Tickets für einen Termin nach Wahl, ausgenommen der Premiere.
Zur Verlosung geht es hier.
Von Inka Grabowsky
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