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08.06.2020

Denkmäler vom Sofa aus entdecken

Denkmäler vom Sofa aus entdecken
Erlaubt ungewöhnliche Ansichten: Die neuen 360-Grad-Rundsichten verschiedener Thurgauer Denkmäler. Hier: Die ehemalige Klosterkirche Münsterlingen. | © GKS

Die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK) hat 139 Kunstdenkmäler-Bände der Schweiz digitalisiert und ins Internet gestellt – auch die neun Ausgaben über den Kanton Thurgau.

Seit knapp 100 Jahren lässt die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK) landesweit die Baukultur, Kunst und Geschichte wissenschaftlich erforschen und allgemein verständlich in der Buchreihe „Die Kunstdenkmäler der Schweiz" darstellen. Sie tut dies in Zusammenarbeit mit den Kantonen, die sich finanziell beteiligen und den Fortgang des Werks durch kantonale Kunstdenkmälerkommissionen überwachen lassen.

Zum Kanton Thurgau sind seit 1950 neun Bände erschienen, drei weitere sollen folgen. Schweizweit existieren 139 Bände, der erste wurde 1927 veröffentlicht. Der Regierungsrat hat der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte für das Projekt und der damit verbundenen Digitalisierung von vier Thurgauer Bänden der Reihe «Kunstdenkmäler der Schweiz» einen Beitrag von 160 000 Franken aus dem Lotteriefonds gewährt, wie der Kanton in einer Medienmitteilung erklärte.

Digitalisierung eines Monumentalwerks

Nun hat die GSK mit der Digitalisierung dieses Monumentalwerks den Schritt ins Internetzeitalter vollzogen: Die Inhalte von 65'000 Seiten in 139 Bänden sind ab sofort kostenlos online zugänglich, darunter 4300 Seiten über den Thurgau.

Dadurch wird die Recherche wesentlich erleichtert, da in den zur Verfügung gestellten PDF-Dokumenten das zeitraubende Blättern und Suchen in den Büchern entfällt.

Luftansicht Schloss Bürglen. Bild: Amt für Denkmalpflege Thurgau

Verbesserte Recherchemöglichkeiten

Dabei soll es aber nicht bleiben: In einem nächsten Schritt sollen die Inhalte jedes Bandes verschlagwortet und geolokalisiert, das heisst mit geografischen Koordinaten versehen werden. Dadurch können neue Zusammenhänge erschlossen und Gesamtübersichten auf Karten erstellt werden, was bisher wegen des grossen Aufwands nur eingeschränkt möglich war.

So können beispielsweise sämtliche Bauwerke, an denen ein bestimmter Künstler mitgewirkt hat, oder alle Bauwerke einer bestimmten Epoche oder eines bestimmten Bautyps schweizweit dargestellt werden. Bis 2027 – zum hundertjährigen Bestehen der Buchreihe – soll das Digitalisierungsprojekt abgeschlossen sein.

Wie Algorithmen bei der Suche helfen

Damit die erweiterten Abfrage- und Auswertungsfunktionen überhaupt möglich sind, hat die GSK in Zusammenarbeit mit Spezialisten eine eigene, massgeschneiderte Suchmaschine entwickelt, die auf Algorithmen für Künstliche Intelligenz basiert.

360-Grad-Bilder ergänzen die Informationen zusätzlich. Drei Innenräume von Thurgauer Bauwerken können bisher auf diese Weise erkundet werden: der Salon im Schloss Berg, die St.  Leonhardskapelle in Landschlacht und die Klosterkirche in Münsterlingen.

Lässt sich auch virtuell erkunden: Die St. Leonhardskapelle, Landschlacht. Bild: GKS

Das bauhistorische Erbe erlebbar machen

Eine bereits in früheren Jahren eingeführte Neuerung ist die Publikation der Kunstdenkmäler-Bände als sogenannte E-Books. Anstelle der gedruckten Bücher kauft man eine elektronische Version, die auf ein Tablet oder einen E-Reader geladen wird. Die letzten beiden Thurgauer Bände sind in dieser Form erhältlich.

Zusammen mit dem ebenfalls im Internet frei verfügbaren „Hinweisinventar Bauten" verfügt der Thurgau über Informationsquellen, die das vielfältige bauhistorische Erbe des Kantons besser erlebbar machen sollen.

Die Aufwendungen für das Gesamtprojekt belaufen sich nach Angaben des Kantons auf rund 5,5 Millionen Franken, wobei mit einem Aufwand von 40 000 Franken pro Band gerechnet werde. Die Kosten sollen demnach durch Eigenleistungen der GSK und durch Fördermittel der Kantone, Städte und Gemeinden sowie durch Beiträge verschiedener Stiftungen gedeckt werden. Für die Digitalisierung der neun Bände, die den Kanton Thurgau betreffen, zeichnen Stiftungen sowie der Kanton Thurgau verantwortlich. Der Regierungsrat habe daher 160 000 Franken aus dem Lotteriefonds gesprochen, hiess es weiter. 
 

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