«denkst du, dass es ist Luft, die du gerade atmest?»: Es ist auch schon fast wieder 20 Jahre her, dass einer der prägendsten Sätze der jüngeren Filmgeschichte gesprochen wurde. 1999 war es in dem damals epochalen Werk «Matrix» von den Wachowski-Brüdern Larry und Andy. Die Realität oder was wir dafür halten ist davor und danach von Künstlerinnen und Künstlern bearbeitet worden. Die Menschen selbst haben immer wieder Vehikel entwickelt, um eben jener Realität zu entfliehen. Urlaub, Bücher, Fernsehen, Smartphones - alles Mittel um überall, nur eben nicht hier und jetzt zu sein.
Die virtuelle Realität ist da nur eine weitere Spielart. Seit Jahren wird darüber diskutiert. Seit Jahren ist klar, das könnte die Welt, wie wir sie noch verstehen, ziemlich verändern. Welche Möglichkeiten in der Technik stecken, zeigt auch ein Projekt, das am kommenden Wochenende im Thurgau gastiert: Der Genfer Choreograf Gilles Jobin kommt mit seinem VR-Projekt „VR_I“ zum Festival „tanz:now“ an den Bodensee. In Jobins Inszenierung können jeweils 5 Zuschauer für 20 Minuten in eine Mischung aus Performance und Installation eintauchen. Auf ihrer Reise entdecken sie unwahrscheinliche Landschaften und treffen auf riesenhafte Tänzer.
Ein Projekt, das nähere Betrachtung verdient: Wir stellen Ihnen einerseits den Choreografen und seine Ideen vor, beschäftigen uns andererseits in der Kolumne „Die Dinge der Woche“ aber auch mit der Frage, wie solche verführerischen Verlockungen unser Leben auf den Kopf stellen können.
Im Magazin haben wir in dieser Woche ansonsten unter anderem diese Themen für Sie:
Märchenhaft: Tieren werden in Märchen allerlei wundersame Eigenschaften zugeschrieben. Woher kommt das? Was steckt wirklich dahinter? Und wie sieht es in der Realität aus? Eine neue Ausstellung im Naturmuseum Thurgau setzt den Geschichten aus den Märchen, die Fakten aus der Biologie entgegen. Inka Grabowsky stellt sie vor.
Romantisch: Peter Stamms neuer Roman „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“ ist auch von Motiven der Romantik inspiriert. Bei den Weinfelder Buchtagen hat Stamm jetzt aus dem Roman gelesen. Unsere Korrespondentin Brigitte Elsner-Heller hat zugehört.
Wortgewaltig: Man kann die Vorschau auf eine neue Theaterpremiere nüchtern halten oder man macht ein eigenes Drama daraus. Unser Korrespondent Jeremias Heppeler hat sich für Letzteres entschieden. Mit einem ungewöhnlichen Text macht er Lust auf ein aussergewöhnliches Theaterprojekt, das am 22. und 23. März in Kreuzlingen gastiert.
Damit sollten Sie gut durch diese Woche kommen. Und wenn Sie mich fragten, welche drei Kultur-Termine man in dieser Woche aus meiner Sicht auf keinen Fall verpassen sollten, dann antwortete ich: 1. Them Fleurs am Donnerstag im Eisenwerk. Die Jungs aus Bern klingen ein bisschen wie The National - und allein das ist schon ein Grund sich das Konzert anzusehen. 2. Am Samstag entwirft der Architekt Samuel Brändli eine Lichtbrücke von Steckborn nach Gaienhofen. Die Aktion ist Teil eines langen und spannenden Programms in Judit Viligers «Haus zur Glocke». 3. Wer wissen will, wie das Kino von morgen aussehen könnte, der gehe am Samstag ins Roxy nach Romanshorn: Beim «Movie Day» zeigen junge Filmer aus der Region unter 25 Jahren ihr Können.
Herzlichst,
Ihr Michael Lünstroth
P.S.: Ach und eines noch: Happy Birthday, Richard Tisserand! Der wunderbare Künstler und aussergewöhnliche Kurator des Kunstraum Kreuzlingen ist am Samstag 70 geworden. Wir gratulieren sehr herzlich! |