wie wollen wir eigentlich miteinander leben? Es ist eine jener Fragen, die nie an Aktualität verlieren. Eine gescheite Antwort darauf könnten zwei Disziplinen geben, die nur auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben: Stadtentwicklung und Kultur. Schon vor zwei Jahren hat die UNESCO in einem umfangreichen Bericht darauf hingewiesen, dass Kultur integraler Bestandteil von Stadtentwicklungsstrategien sein muss, um urbane Räume nachhaltig zu entwickeln und ihren Einwohnern eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen.
Schaut man sich in unserer Region um, dann ist das bislang offenbar eher mässig in den Köpfen der Stadtplaner angekommen. Viel zu oft werden beide Disziplinen getrennt voneinander gedacht. Dass Städte von Kulturprojekten profitieren können, zeigen nicht nur Mega-Vorhaben wie das Guggenheim Museum in Bilbao, die Elbphilharmonie in Hamburg oder, ganz aktuell, die Eröffnung einer Dependance des Victoria and Albert Museums im schottischen Dundee, sondern erschliesst sich auch ganz grundsätzlich: Städte funktionieren heute viel komplexer als man das lange glaubte. Es reicht nicht aus, ein paar schöne Gebäude hinzustellen und schon ist ein Quartier aufgewertet. Es braucht vielmehr als das: Dialog, die Möglichkeit der Begegnung, gemeinsame Erlebnisse - allesamt Dinge, die Kultur kreieren kann.
Auf dem Weg zum gemeinsamen Kunsthaus?
Ein gemeinsames Kunsthaus von Kreuzlingen und Konstanz wäre zum Beispiel ein Ort für all diese Dinge. Ob das wirklich mal entsteht, steht derzeit noch in den Sternen. In unserem Beitrag «Bilbao am Bodensee» loten wir die Chancen dafür aus und plädieren für eine grenzübelschreitend, stärkere Verzahnung von Kultur und Stadtentwicklung. Wir reden auch nicht nur hier über dieses Thema, sondern auch im richtigen Leben: Am Mittwoch, 19. September, 19.30 Uhr, gibt es im Kreuzlinger Kult-X eine Diskussion zum Thema „Kultur und Stadtentwicklung“. Auf Einladung des Architekturforum Konstanz Kreuzlingen spreche ich mit Dorena Raggenbass, Stadträtin Kreuzlingen, Sarah Müssig, Leiterin Kulturamt Konstanz und Simon Hungerbühler, Leiter Kult-X, darüber. Urs Brüschwiler von der Thurgauer Zeitung moderiert den Abend. Falls Sie das Thema interessiert, kommen Sie gerne vorbei. Es wird sicher spannend.
Ansonsten haben wir heute für Sie im Magazin unter anderem diese Geschichten:
Ganz grosses Kino: Das Jugendorchester Thurgau gastierte in der Tonhalle St. Gallen. Und zeigte sein ganzes Können. Unsere Rezensentin Barbara Camenzind war jedenfalls begeistert.
Kleine Bühne, grosse Wirkung: Seit 50 Jahren gibt es das Theater an der Grenze in Kreuzlingen. Wie es wurde, was es ist: Ein Gespräch mit Dorena Raggenbass, Toni Brunner, Micky Altdorf und Fritz Brechbühl.
In den Wunderkammen der Judit V.: Am vergangenen Mittwoch wurde Judit Villiger mit dem Thurgauer Kulturpreis ausgezeichnet. Die Feier machte noch einmal deutlich, warum das hochverdient ist.
Kommen Sie gut durch die neue Woche!
Herzlichst,
Ihr Michael Lünstroth |