man denkt ja leicht, in Kulturbetrieben wie Theatern gehe es besonders human und freundlich zu. Wer sich tagtäglich mit den Dramen der Welt beschäftigt, Unterdrückungsmechanismen aufdeckt, Ungerechtigkeiten entlarvt und das Ideal des herrschaftsfreien Diskurses predigt, der sollte mit derlei Dingen doch auch recht versiert im eigenen Alltag sein. Tatsächlich ist es dann aber doch ein bisschen anders. Nur wenige Betriebe sind so autoritär und streng hierarchisch gegliedert wie zum Beispiel Theater. Das könnte sich aber jetzt ändern.
Im Herbst übernehmen sowohl am Schauspielhaus als auch am Theater Neumarkt Teams die Intendanzen der Häuser. Die Zeit der Alleinherrscher scheint vorbei. Woher kommt diese neue Vorliebe für das Kollektiv? Nun, die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits ist da gleichermassen Sehnsucht wie Erkenntnis, dass etwas anders werden muss im Theaterbetrieb, wenn das Theater auch im 21. Jahrhundert relevant bleiben will. Andererseits gibt es aber auch ganz praktische Erwägungen der Arbeitseffizienz und Arbeitsteilung. Was dran ist am neuen Hype um kollektive Führungsmodelle und wie ein freies Theater wie die Frauenfelder Theaterwerkstatt Gleis 5 damit umgeht, steht in der neuen Ausgabe unserer Kolumne «Die Dinge der Woche».
Kloster, Tanzen, Millionenpleite und auch noch Pussy Riot
Unsere weiteren Themen im Magazin sind unter anderem:
Wenn die Welt still steht: Am 20. Januar startet die neue Saison im Konzertprogramm des Kloster Fischingen. Das Programm setzt auf Vielfalt und die besondere Atmosphäre im Kloster.
Die Essenz des Tanzens: Gemeinsam mit elf Tanzschaffenden und vier Musikern zieht Choreographin Gisa Frank durch die Ostschweiz, Vorarlberg und Liechtenstein, um zu zeigen, warum Menschen tanzen und was sie dabei empfinden.
Das Millionenspiel: Durchgeboxt als „Jahrhundertchance“, vorerst geendet als Millionengrab: Das Bodenseeforum in Konstanz zeigt exemplarisch, wie Städte an Grossprojekten scheitern können.
Zum Abschluss noch ein Konzerttipp: Das berühmt-berüchtigte Kollektiv Pussy Riot spielt am Freitag, 18. Januar, im Kulturladen Konstanz. Wenn Sie sehen wollen, wie Kunst auch als Protest funktionieren kann, schauen Sie sich das an.
Kommen Sie gut durch diese Woche.
Herzlichst,
Ihr Michael Lünstroth |