okay, wie sag ich das jetzt ohne, dass Sie uns für komplett gaga halten? Also es ist so, wir haben unseren eigenen Geburtstag ver-, nein eigentlich nicht vergessen, sondern nur nicht richtig daran gedacht. Wie der runde Geburtstag eines lieben Freundes über den man hier und da schon mal gesprochen hat, dann am eigentlichen Tag aber komplett vergisst, weil, na ja, irgendwas anderes ist ja immer. Und natürlich, weil wir uns selbst nicht so wichtig nehmen, wie unsere Arbeit.
Als wir unseren Fauxpas bemerkten, war uns aber auch schnell klar, dass wir diesen Anlass nicht einfach so vorbeiziehen lassen wollen. Am 11. Mai 2009 ist thurgaukultur.ch online gegangen. 10 Jahre und vier Monate ist das jetzt her. Da 10 doch ein ganz respektables Alter für ein Kulturportal ist, ziehen wir in dieser Ausgabe des Magazins Bilanz: Wie ist das Projekt überhaupt entstanden? Wie konnte es so lange überleben? Und wo steht das Portal heute?
Wie aus einer Vision eine verwegene Idee wuchs
Tatsächlich war die Idee damals ziemlich genial und mutig. Private Medienhäuser zogen sich zunehmend aus der Kultur-Berichterstattung zurück, der Diskurs über kulturelle Fragen drohte zu versiegen. Und da sagten sich René Munz, damaliger Leiter des kantonalen Kulturamts, und Humbert Entress, damaliger Präsident der Kulturstiftung des Kantons: Nicht mit uns! Aus einer Vision entwickelten sie die verwegene Idee eines eigenen Kulturportals mit eigener Veranstaltungsagenda sowie einem unabhängigen, journalistischen Magazin.
Wenn man sieht, wie intensiv in der Medienbranche heute über staatliche Medienförderung diskutiert wird, ist es nicht übertrieben zu sagen, dass dies damals ein Pionierprojekt war und heute immer noch ist. Mehr zur Geschichte von thurgaukultur.ch können Sie in unserem ausführlichen Beitrag «Echokammer für die Thurgauer Kultur» lesen. Darin legen wir übrigens auch viele Daten zu unserer Finanzierung und unseren aktuellen Zugriffszahlen offen. So viel kann man dazu schon mal verraten: Es geht uns gut, immer mehr Leser kommen jeden Monat zu uns.
Abschliessend vielleicht noch eines: Wenn Sie in dieser Woche nur Zeit haben, einen einzigen Text bei uns zu lesen, dann lege ich Ihnen das Interview von Samantha Zaugg mit dem Frauenfelder Filmemacher Beat Oswald ans Herz. Der Regisseur hat seinen Film «Golden Age» in einem Luxusaltersheim in den USA gedreht. Darin zeigt er eindrücklich, was es heute bedeuten kann, alt zu sein. Und damit müssen wir uns ja alle früher oder später beschäftigen. Nicht nur, wenn man den eigenen Geburtstag verpennt…
Kommen Sie gut durch diese neue Woche!
Herzlichst,
Ihr Michael Lünstroth
P.S.: Wenn Sie mögen, schreiben Sie mir gerne, was Sie sich zum 10. Geburtstag von thurgaukultur.ch wünschen. Was finden Sie gut, was finden Sie schlecht? Einfach per Mail an michael.luenstroth@thurgaukultur.ch Ich freue mich, von Ihnen zu hören!
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