04.11.2014
Der Thurgau macht's kurz

Heute beginnen die 18. Internationalen Kurzfilmtage Winterthur. Im Schweizer Wettbewerb sowie am Schweizer Filmschulentag laufen auch vier Beiträge von Regisseuren aus oder mit Bezug zum Thurgau.
242 Kurzfilme, gesammelt in zehn Wettbewerbslöcken und 25 thematische Kurzfilm-Blöcken, bilden das Filmangebot der 18. Internationalen Kurzfilmtage Winterthur, die heute um 20.00 Uhr im Theater Winterthur starten. Herzstück sind der Internationale und der Schweizer Wettbewerb, welche die Besucher an den Puls der Zeit des aktuellen Kurzfilmschaffens bringen und sie auf Filmschaffende aus aller Welt treffen lassen.
„Von Dok bis Hybrid, von Fiktion bis Experimental – der Internationale Wettbewerb zeigt die ganze Bandbreite und besticht einmal mehr durch die für den Kurzfilm so typische Experimentierfreudigkeit. Im Schweizer Wettbewerb freut es uns insbesondere, dass wir neben gewohnt starken Doks auch sehr viel sehenswerte Fiktion präsentieren dürfen“, so John Canciani, Künstlerischer Leiter der Kurzfilmtage.
"Abseits der Autobahn", 2014 - Rhona Mühlebach
Läuft im Schweizer Wettbewerb, in welchem insgesamt 19 Filme von rund 337 Einreichungen aufgenommen wurden. Freitag, 19.30 Uhr, Casino. Samstag, 17.00 Uhr, Theater. Roman fährt sein uraltes, Linda – ganz kontemporär – ein elektronisches Fahrrad. Viele Gemeinsamkeiten hat das Paar nicht mehr, abgesehen von Bloody Marys. Die Radtour in den Schweizer Bergen wird schnell komplizierter als erwartet und das Paar findet sich am Scheideweg wieder.
Rhona Mühlebach, 1990, wuchs im Thurgau auf. Praktika an einem Theater bewegten Sie dazu, Regie an der École cantonale d’art in Lausanne (ECAL) zu studieren. Ihr Studium schloss sie 2014 mit ihrem Diplomfilm «Abseits der Autobahn (Off the Highway)» ab.
Der Grosse Fokus der thematischen, kuratierten Programme heisst dieses Jahr «Framing Europe – Die europäische Idee» und befasst sich in elf Kurzfilm-Programmen mit dem, was Europa sein könnte: Ein Kontinent? Eine Kultur? Bloss ein politischer, wirtschaftlicher oder rechtlicher Zusammenschluss? Eine Zukunftsvision, eine Idee, eine Illusion? Ein Traum, oder gar ein Albtraum?
Der Kleine Fokus lautet «Indigenes Kino – Through Our Own Lenses» und zeigt fernab von John Wayne und Karl May ein Kino, das den Geschichten und dem Alltag indigener Völker entstammt. Weitere thematische Einzelprogramme laufen unter den Titeln «Girlz Gone Wild», «Dark Delights», «Kill and Be Killed» oder «Peter Sellers Rediscovered». Die «Person im Fokus» ist dieses Jahr der aktuelle Star des französischen Autorenfilms, Yann Gonzalez. Und speziell auf Kinder und Jugendliche zugeschnittene Programme runden das Film-Angebot der Kurzfilmtage ab.
"o my", 2014 - Olga Titus
Schweizer Wettbewerb, Donnerstag, 19.30 Uhr, Casino und Samstag, 20.00 Uhr, Theater. In süsslichen Farbtönen erscheint dieses Bühnenbild, welches sich zugleich als Matterhornlandschaft entpuppt. Dieses Sinnbild der Schweiz wird mittels fragmentarischen, collageartigen Eingriffen kulturell neu geortet und definiert. Eine Welt, in einen Mantel der Hybridisierung gehüllt.
Olga Titus studierte nach ihrer Ausbildung zur Textilentwerferin Bildende Kunst an der HGK Luzern und hat schon diverse Kunstpreise und Residencies gewonnen. Ihre Arbeiten wurde in Solo und Gruppenausstellungen ausgestellt, u.a.: Kunsthalle Arbon, Galerie Stephan Witschi Zürich, Haus der Kunst Uri, Gallery Cité des Arts Paris, Kunstmuseum Wallis, Kunstmuseum Winterthur, Kunsthalle Winterthur, Salem Art Works NY, Swiss Art Award Basel. Sie stammt aus dem Thurgau, heute lebt und arbeitet sie in Winterthur.
Rahmenprogramm: Publikum trifft auf Branche
Beim Publikum schweizweit beliebt, in der Kurzfilmbranche weltweit bekannt – die Kurzfilmtage gelten als Publikumsfestival genauso wie als Branchen-Treffpunkt. Das vielfältige Rahmenprogramm der Kurzfilmtage ist es denn auch, welches den Austausch zwischen Publikum und Branche ermöglicht. So wird das Publikum in einem Podium zum Indigenen Kino etwa mit dessen Produktionsverhältnissen vertraut, taucht in einer kostenlosen Masterclass in die Welt des französischen Autorenfilmers Yann Gonzalez ein und erfährt in diversen Filmgesprächen interessante Hintergründe – etwa zur Funktion des Kurzfilms in Zeiten politischer Krise («EUkraine») oder zur Beziehung der Schweiz zu Europa von EWR bis Ecopop («Sonderfall Schweiz»).
"Eltern", 2014 - Luca Ribler
«7. Schweizer Filmschulentag: ZHdK», Donnerstag um 16.50 Uhr im Casino Festsaal.
Mathias und Nina werden Eltern, doch ihre Beziehung ist ein Krisengebiet. Wer lügt, wer liebt, wer betrügt und wer trägt schlussendlich die Verantwortung.
Luca Ribler wurde 1989 in Arbon geboren. Mit Diego Hauenstein produziert er unter dem Label Reizflut seit der Schulzeit Kurzfilme und Videoclips. Nach einem Grafikerpraktikum 2008 in einer Werbeagentur studiert er seit 2010 Film an der Zürcher Hochschule der Künste.
Am 7. Schweizer Filmschulentag hat das Publikum zudem die Möglichkeit, die Abschluss-Programme der fünf wichtigsten Schweizer Bachelor-Studiengänge zu begutachten. «Der Filmschulentag bietet branchenfremden Besuchern die Option, hinter die Kulissen der Filmwelt zu schauen: Nach den Film-Screenings gibt die Filmschulentag-Jury den Studierenden Rückmeldung auf ihre Werke und erlaubt so Einblicke ins Schaffen der jungen Autoren», so Remo Longhi, Kaufmännischer Leiter der Kurzfilmtage. Der Eintritt zum Filmschulentag ist frei.
Am Freitag und am Samstag zieht sich die Branche für die Industry-Tage zurück und diskutiert am «Producers’ Day» unter dem Titel «Crossing the Border» einerseits die Trends hinsichtlich hybrider Genres, neuer Formate sowie der Kurzfilmfinanzierung und -produktion, und holt im Rahmen des ersten «Writers’ Room» Filmregisseure und Autoren an einen Tisch.
"De Schnuuf", 2014 - Fabian Kaiser
«7. Schweizer Filmschulentag: ZHdK», Donnerstag um 16.50 Uhr im Casino Festsaal. Überwachungskameras verfolgen den Abstieg der Einsatzkräfte. Es brennt im Kopf. Die Enge presst auf die Brust. Im Vakuum der Tiefe pulsiert der Wahn. Ist die Ausrüstung dicht? Welche Farbe hat die Angst?
Fabian Kaiser, 1986, ist nahe der Thurgauer Grenze in Bronschhofen SG aufgewachsen und arbeitete mehrere Jahre als Polygraf. 2010 begann er sein Bachelor Film-Studium an der ZHdK. Ab Herbst 2014 studiert er Film Editing im Masterstudiengang in Zürich. "De Schnuuf" drehte er in Münchwilen.
Spätestens abends aber, wenn in der Festivalbar im Casinotheater namhafte Musiker und DJs wie DJ Marcelle, Egopusher, Julian Sartorius, Captain Moustache & Fredo Ignazio oder Momo Love und Inderrock zum Tanz bitten, vermischen sich Branchenleute und Publikum wieder und feiern in der Festivalstadt Winterthur gemeinsam den Kurzfilm. Die Veranstalter erwarten rund 17'000 Besucher über alle Festivaltage. (rom/pd)
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Weitere Informationen:
Ausgezeichnete Stagnation (Abseits der Autobahn) -
thurgaukultur.ch vom 31.08.2014
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Programm und Tickets: