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von Inka Grabowsky, 24.09.2016

Spion, Rebell oder Schriftsteller

Spion, Rebell oder Schriftsteller
Möglicherweise ein Foto des jungen Charles Sealsfield | © zVg

Vom 29. September bis zum 2. Oktober treffen sich Charles Sealsfield-Forscher am Bodensee. Sie wollen über den Mann sprechen, der vor rund hundert Jahren deutschsprachigen Lesern Amerika erklärte.

Inka Grabowsky

Die Nase ist wirklich verräterisch. Das Bild, das der Tägerwiler Otto Egloff in einem alten Fotoalbum entdeckte, gleicht einem autorisierten Portrait des geheimnisvollen Autors Charles Sealsfield tatsächlich auf verblüffende Weise. „Ja und?", könnte der unbedachte Betrachter denken. „Was spielt das für eine Rolle?"


Einfluss auf Wahrnehmung Amerikas

Die Experten, die sich von Donnerstag bis Sonntag im Literaturhaus Gottlieben, im Napoleonschloss, im Vinorama und in Konstanz treffen, dürften das anders sehen. Die Literaturwissenschaftler haben sich alle an Charles Sealsfield festgebissen, weil er einen grossen Einfluss auf die Wahrnehmung Amerikas in der deutschsprachigen Welt hatte und gleichzeitig kaum etwas von sich selbst preisgab. Nur ein einziges Bild ist von ihm überliefert - und das zeigt Sealsfield als älteren Herrn.


Öffentlicher Vortrag von Markus Landert

Das Bild des jungen Sealsfield wäre dementsprechend eine Sensation, sollte es sich als echt herausstellen. Während des Kongresses wird Markus Landert, der Direktor des Kunstmuseums Thurgau, deshalb genauer auf das Fotoalbum eingehen und erklären, warum so viele Prominente des 19. Jahrhunderts darin verewigt wurden. Sein Vortrag im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung am 29. September ab 18 Uhr ist öffentlich (Anmeldung über info@snse.info). Viele der anderen Events sind der Forschergemeinschaft vorbehalten, die sich regelmässig über den Wanderer zwischen den Welten austauscht.


Wurzeln in Österreich

Sealsfield hatte seine Wurzeln in Österreich, wanderte aber in die USA aus, portraitierte seine Wahlheimat für deutschsprachige Leser und kehrte als Amerikaner nach Europa zurück. In Tägerwilen soll er im Umfeld von Napoleon III. als Agent gearbeitet haben. Das wird am Sonntag Vormittag Thema eines Vortrags im Rosgartenmuseum Konstanz sein.


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Das Detailprogramm (am Donnerstag, 29. 9., im Bodmanhaus Gottlieben mit Markus Landert, am Freitag im Napoleonmuseum Arenenberg und im Vinorama Ermatingen mit Heinz Bothien, am Sonntag im Rosgartenmuseum Konstanz mit Historiker David Bruder)

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charles-sealsfield.at

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