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von Brigitta Hochuli, 22.08.2010

Tatort Jugend

Tatort Jugend
Sie sorgten auf dem Tatort Komturei ebenfalls für Nachwuchs... | © ho

Brigitta Hochuli

Finissage des Kulturfestivals Tatort am 22. August in der Komturei Tobel-Tägerschen: Co-Stiftungspräsident und Bruder Benedikt Wälder zieht in grauer Kutte die Zahlen-Bilanz. Budget: 130 000 Franken; Beiträge der Kantone Thurgau und St. Gallen: 30 000 Franken; Verzettelte: 4000 Franken inklusive Gemeinde Tobel; Wert der Eigenleistung unter Berücksichtigung der Einnahmen: mindestens 90 000 Franken. Nicht wie vorgesehen 1500 Franken, sondern ein paar Hundert würden für jeden Beteiligten übrig bleiben.

Was Bruder Benedikt freut: Während dreier Wochen kamen 1500 Besucher, an einzelnen Anlässen waren es bis zu 200. Es wurde dreimal so viel Leistung erbracht, um ein doppelt so grosses Publikum zu bekommen wie im Jahr zuvor. In diesem Publikum waren massiv viel mehr junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren. Leider kamen keine Schulen, obwohl der Eintritt in der letzten Woche gratis war.

Es haben sich trotzdem viele neue Kontakte ergeben. “Mein Facebook füllt sich langsam”, sagt Benedikt Wälder. “Und da ich es nur mit Leuten fülle, die ich auch wirklich kenne, ist das gut. Es kommen immer mehr Junge dazu, die in irgend einer Weise Kunst machen .”

So soll es weitergehen mit diesem Tatort Jugend: Nächstes Jahr wird das Zellen-Ausstellungskonzept aufgelöst und die gesamte ehemalige Klosteranlage als Gesamtkunstwerk zum Tatort Komturei. Das kann „ziemlich spinnig“ werden, so Wälders Versprechen. Und es zeigt: Kulturveranstalter können etwas tun, damit der Nachwuchs nachwächst.

P.S.: Zur aktuellen politischen Diskussion über die Zukunft der Komturei lese man unter anderem im Tagebuch unter www.komturei.ch

***
Kommentare

Micky Altdorf | 23.08.2010, 18.21 Uhr
Das stärkere Miteinbeziehen von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen in die Entscheidungsprozesse kultureller Institutionen habe ich nicht nur in der Löwenarena in Sommeri, sondern auch immer wieder beim KIK und im Theater an der Grenze in Kreuzlingen versucht und praktiziert. Leider war das – wie im Fall des Theaters an der Grenze – nicht immer von Erfolg gekrönt. Ich finde dies aber ein extrem spannendes Thema – als Lehrer dieser Altersklasse ja sowieso.


Benedikt Wälder | 24.08.2010, 20.53 Uhr
“Wenn wir seine Bücklinge loben, statt den Mut zum eigenen Weg, seine Ritterlichkeit belächeln, derweil wir selber mutlos sind, seine Träume in Grund und Boden reden, ihn an unserem langen Leben messen, seine Eigenständigkeit verhöhnen, ihn sanft erpressen und verwöhnen, alles zu verstehen meinen und selber nur nach Sorgenfreiheit dürsten … was, bitte, soll ein junger Mensch schon tun, wenn da wo er lebt, jede Aufbruchstimmung fehlt.”
Vor einiger Zeit schrieb ich diese paar Zeilen in einen Blog. Allgemein gedacht und nicht in den Feldern der Kunst. Sie gelten aber auch hier. Als feinfühliger, verletzter Mensch, der sich zuweilen mittels elitärer Abgrenzung schützt, weiss ich um den Ursprung dieses Gehabes. Die gängigen “Kunstdeklarationen” machen es Jungen schwer, einen Zugang zu finden. Sie machen es schon mir schwer, nicht manchmal wütend Kulturallwissenden an die Gurgel zu springen. Es gibt das Ideal, zweifellos. Wichtiger ist der Weg und für Wege sind Jugendliche zu gewinnen, oft sogar ohne die Frage “Was bringt mir das?” Junge Begeisterung zu wecken, bedarf einer gewissen Machbarkeit, der Zärtlichkeit des Gedankens und des vorgelebten Aufbruches.


Eva Tobler | 03.09.2010, 17.46 Uhr
Tatort Schule: Dass keine Schulen “Tatort Komturei” besuchten, hat vielleicht auch mit dem ungünstigen Zeitpunkt zu tun: Schuljahresende, Schuljahresanfang. Da brodelt es in den Schulhäusern, man hat keine Zeit für Ausflüge.
Dennoch: Die Schulen nehmen ihre Aufgabe der Kulturvermittlung eher schlecht als recht wahr. Der Auftrag ist zwar in den Lehrplänen aller Schulstufen vorhanden. Aber die Lehrfreiheit ist in diesem Bereich – leider – noch grenzenlos. Den Schulen wurden in den letzten Jahren zusätzlich zum Kerngeschäft so viele Aufgaben aufgezwungen, dass Freiwilliges – dazu gehört offenbar Kulturvermittlung – kaum stattfindet. Der zusätzliche Aufwand und die Kosten werden gescheut. Die wenigsten Lehrkräfte wissen, dass für Konzert- Theater- und Museumsbesuche Gelder aus dem Lotteriefonds zur Verfügung stehen. Die Informationen sind dürftig, unkoordiniert, ohne Konzept. Die Regierung hat mehrmals Bemühungen um eine Kulturvermittlungsstelle abgewiesen. Dabei schneidet sie sich ins eigene Fleisch, denn die kantonalen Museen leiden seit Jahren unter Besucherrückgang.
Kinder lassen sich gerne auf Neues ein, da gehören Kunst und Kultur ebenso dazu wie Computerspiele. Wäre der Weg zu Kunst und Kultur ebenso kurz wie derjenige zum PC oder zur Play-Station, würden sich unsere Kids sicher vermehrt begeistern lassen. Es sind die Erwachsenen, die ihnen Begegnung mit Kultur ermöglichen können: Zu Hause die Eltern, in der Schule die Lehrkräfte. Aber sie müssen sich getrauen, dies tun und nicht Schulreisen in den Europapark organisieren wie es offenbar an einigen Schulen Mode geworden ist. Da würde ich mir gerne Direktiven von ganz oben wünschen, d.h. ein strenges “Njet”.


Daniel Badraun | 05.09.2010, 21.09 Uhr
Jugend, Kultur und Schule lieben sich nicht besonders. Gerade die Schule hat mit ihren Ansprüchen an Exaktheit grosse Mühe mit den Freiheiten der Kunst. Denn viele der Tugenden, die in der Schule praktiziert werden (wie richtiges Schreiben, stilles Sitzen oder genaues Ausmalen), gelten in der Kulturszene als Ballast, der möglichst schnell abgeworfen werden will und soll.
Die Schule als Kulturvermittlerin ist ein Wiederspruch in sich selber. Daher kommen viele Jugendliche mit der von der Schule vermittelten Literatur, Kunst und Musik nicht wirklich zurecht. Warum, fragen sie sich, will die als Hort des konservativen Lebensgefühls bekannte Institution Werke vermitteln, die anarchisch, archaisch und in ihrer Fragestellung oft radikal anders sind, als die präsentierende Schule.
Die Opposition gegen die Schule als Institution der Erwachsenenwelt, das sich Reiben an Widerständen, überträgt sich zwangsläufig auf die Gesamtheit der von der Schule vermittelten Inhalte. Jugendliche stürzen sich begeistert auf den Teil der Kultur, der von der Schule aussen vor gelassen wurde. Hip Hop, Rap, Comics. Wenn wir die Jugendlichen vermehrt für kulturelle Inhalte begeistern wollen, dann braucht es eine Entflechtung von Schule und Kultur.


Benedikt Wälder | 06.09.2010, 21.42 Uhr
Du sprichst mir aus dem Herzen . Lange Zeit habe ich im Tessin Klassen beherbergt und mit denen wochenweise Kunst gemacht. Am Schluss hatten die Schüler jeweils das Gefühl, sie hätten ein absolut freies Lager gehabt und massenhaft Zeit für sich … dabei sind sie jeden Tag 12 Stunden einfach “abgefahren”. Das ging von Text über Aktion, Video, Malen oder dreidimensionales Formen bis hin zu Theater und Musik. Allerdings: Honorar gab es dafür nie und manchmal befiel eine Lehrerin oder einen Lehrer auch ein (folgerichtiges) kleines Unwohlsein.


Benedikt Wälder | 06.09.2010, 21.43 Uhr
… räusper … ich plädiere für konzeptfreie Räume in den Schulen …


Kathrin Zellweger | 08.09.2010, 09.40 Uhr
Vorab: Ich habe keine Lösung, aber vielleicht eine Erklärung. Wollten wir
uns einbinden lassen, als wir jung waren? Ich nicht. Das Jungsein besteht
zu einem Teil aus Ablehnung der Erwachsenenwelt und sei es nur aus Prinzip.
Zu dieser Verweigerung gehört, dass junge Menschen sich an von ihnen
gewählten Orten zu von ihnen definierten (Kultur-)Aktivitäten treffen.
Wichtiger, als junge Menschen auf Teufel komm raus, in Theater und Konzerte zu holen, scheint mir, dass sie während der Schulzeit mit Kultur in Berührung kommen (siehe Kommentar von Eva Tobler). Die einen werden als Erwachsene zu Kulturinteressierten; die andern werden vor dem TV sitzen – so wie es immer schon war.


Florian Rexer | 08.09.2010, 16.46 Uhr
Ich bin ein Mensch der gerne Kunst und Kultur zu den Menschen bringt, dorthin wo (Junge) und (Alte) Menschen sich begegnen. Mit meinen ersten Schlossfestspielen in Hagenwil wollte ich nicht neue Kultur schaffen sondern allenfalls einen Ort wieder erwecken, locken.
Ich denke wichtig ist, dass wir das “Licht anlassen”, “wach bleiben” und den Ort pflegen an dem sich Menschen wohl fühlen und zusammen sein möchten. Ich schliesse mich da dem klugen Kommentar von Kathrin Zellweger an. Ich glaube nicht ans Missionieren. Wir können Impulse geben und wir sollten Impulse aufnehmen. Ich habe mit meiner “Jugendarbeit” nicht zu letzt diesen Sommer gemerkt: Da ist viel da. Schauen wir hin, pflegen wir und lächeln wir.
Manchmal müssen wir auch das verteidigen oder für das kämpfen, was es sich lohnt weiter zu gestalten. In diesem Sinne mit noch vielen Gedanken im Kopf und Gefühlen im Herz.


Brigitta Hochuli | 08.09.2010, 18.53 Uhr
DIE ANDERE SEITE:
Meine Coiffeuse (21) sagt: “Wir wollen im Ausgang nicht auch noch jemandem zuhören. Das müssen wir schon am Arbeitsplatz.” Eine Maturandin, die ich am Beethoven-Konzert des jungen Benjamin Engeli treffe, sagt: “Im Moment ist wohl diese Art von Kultur nicht so in in meiner Altersgruppe.” Sie habe aber das Gefühl, dass man mit Schulen – vor allem Sekunderschulen – etwas machen könne. Wanja Harb (18) sagt: “Wenn ich weiss, dass Erwachsene mit Hemd und Krawatte da sind, gehe ich nicht hin.”


Philippe Wacker | 08.09.2010, 22.08 Uhr
Junge Menschen wollen sich nicht einbinden lassen, da hat Kathrin Zellweger vollkommen recht. Soll die Schule übernehmen? Nun, wie Daniel Badraun richtig sagt, kann sie das eigentlich nicht. Ich sage “eigentlich”, weil die Schule zumindest Türen zu einer anderen, fremden Welt aufstossen kann. Daraus kann viel später vielleicht mehr entstehen. Gelingen wird dies am ehesten, wenn auch die Eltern sich für Kultur interessieren oder mindestens solchen Angeboten nicht mit einer ablehnenden Haltung gegenüberstehen.Zu mir kommen Jugendliche, sie sind rund 16 Jahre alt, die selbstsicherer werden wollen in einem Freikurs. Im Kurs arbeite ich mit den Methoden des Schauspielunterrichts. Mit den TeilnehmerInnen besuche ich auch Theatervorstellungen, die ich sorgfältig aussuche und auf ihre Eignung abkläre. Erstaunlich ist, dass praktisch alle nie in einem Theater gewesen sind und, dass die meisten sich auf den Besuch einer Theatervorstellung freuen. Auch im Nachhinein sind die positiven Stimmen in der Mehrzahl. Der Theaterabend wird, übrigens auch Tage später, als spannendes Erlebnis gewertet.
Deshalb zu erwarten, dass die Jugendlichen ab sofort die Theater stürmen, ist aber weit gefehlt. Diese Bedürfnis muss wachsen und wird, wenn überhaupt, erst viel später Teil der Lebensgestaltung. Wenn also Eltern, Schule und die Wirtschaft, deren Leader Kulturangebote leider allzuoft als unwichtig taxieren, Jugendlichen den Zugang zu Kulturangeboten ohne Erfolgserwartungen ermöglichen, werden diese vielleicht später, schon leicht ergraut die Kulturstätten bevölkern und sich über die Abwesenheit der Jugend wundern.


Benedikt Wälder | 08.09.2010, 23.29 Uhr
Kann ich da mitreden? Irgendwie immer weniger. Ich kritisiere die “jugendliche Abwesenheit” nicht, nur, manchmal hätte ich diese jungen Menschen gerne dabei, es gäbe Werkzeug mitzunehmen für ihre und, so lange ich noch lebe, auch unsere gemeinsame Zukunft. Ich möchte nicht erziehend Antworten bereitstellen, würde aber gerne die Fragen teilen. Emotional gleichberechtigt.
Es gibt da einen Text von Martin Buber, der mich seit meiner Jugend begleitet. Obwohl in ihm das Wort “Gott” steht (wer weiss schon mehr?), sind die Worte für mich auf Kultur und Kunst übertragbar. Buberseidank erspare ich mir das Umtexten dieser bedenkenswerten Handlungsgrundlage, die auch meinen eigenen Ansatz der “Kunstvermittlung” beinhaltet:
“Nicht darum geht es, der Jugend Religion aufzuerlegen, sie in eine Ordnung des Wissbaren und Tunbaren einzustellen, sondern darum, in ihr ihre eigene verborgene Religion zu erwecken; das ist:
Die Bereitschaft, der Berührung des Unbedingten standzuhalten.
Es gilt nicht, der Jugend zu predigen, diese und keine andere sei Gottes Offenbarung, sondern ihr zu zeigen, dass kein Ding unfähig ist, ein Gefäss der Offenbarung zu werden; nicht ihr zu verkünden, durch diese und keine andere Handlung sei Gott zu dienen, sondern ihr zu enthüllen, dass jede Tat geweiht ist, in der die Einheit ausstrahlt; nicht von ihr zu fordern, dass sie als einzig verpflichtend für ihr Leben anerkenne, was zu irgend einer Stunde der Vergangenheit geschehen ist, sondern ihr zu bestätigen, dass “jeder Mensch seine Stunde hat”, die Stunde, da die Pforte sich ihm auftut und das Wort ihm vernehmlich wird.“


Peter Steidinger | 10.09.2010, 13.31 Uhr
“Kinder lassen sich gerne auf Neues ein, da gehören Kunst und Kultur ebenso dazu wie Computerspiele. Wäre der Weg zu Kunst und Kultur ebenso kurz wie derjenige zum PC oder zur Play-Station, würden sich unsere Kids sicher vermehrt begeistern lassen.”
“Die einen werden als Erwachsene zu Kulturinteressierten; die andern werden vor dem TV sitzen – so wie es immer schon war.”
Ich stelle mit Bezug auf diese zwei Zitate folgende Behauptungen auf:
Der Weg zu Kultur IST so kurz wie jener zum PC, weil der PC mit seinen Möglichkeiten Teil unserer Kultur ist – und wer’s nicht glaubt, soll sich z.B. hier http://www.youtube.com/watch?v=6B26asyGKDo überzeugen… Ebenso ist TV Teil der Kultur – es kann jemand kulturinteressiert sein und gerade deswegen einen Fernsehabend einer Ausstellung vorziehen.
Wenn wir über diese Punkte nachdenken, könnten wir vielleicht auch akzeptieren, dass eine ‘Party’ mit einem begabten DJ ‘Kultur’ sein kann – einfach ‘Kultur’, die sich in der heutigen Zeit mit heutigen Mitteln artikuliert http://www.youtube.com/watch?v=P4wQKIRwYWo .
Hier ‘geht es richtig ab’, hier darf man sich am Dargebotenen laben, wird von ‘Kultur’ durchdrungen und bewegt – während es bei Beethovenkonzerten einfach nur verstockt spätbarock zugeht, bestenfalls staubt’s da mal aus der Perücke…
Die zweite Sache… Wie sieht denn unsere Erwachsenenkultur, die wir unbedingt vermitteln wollen, aus? Im Grunde, seien wir doch ehrlich, ist all das, was hier bisher unter ‘Kultur’ verstanden wurde, eine blosse Randerscheinung, gepflegt von einer (zuweilen arroganten) Elite. Viele finden aber keine Zeit oder haben Gottseidank kein Interesse daran, zwanzig Semester Kunst zu studieren und Kulturpfeffer zu kochen, bevor sie endlich ‘Kultur geniessen’ können. Im von der ‘Kultur’ vergessenen Zentrum ebendieser Kultur plärrt folgerichtig volkstümliche Schlagermusik aus den Lautsprechern. Es ist wirklich die einzige Hoffnung, die uns bleibt, dass sich die Jugend dieser, unserer, unsäglichen, undemokratischen, letztlich antimodernen Kaviar-oder-Fritten-Kultur verweigern möge.


Dieter Langhart | 13.09.2010, 17.03 Uhr
Was soll die Unterscheidung zwischen Erwachsenenkultur und Jugendkultur? Sie ist ebenso wertlos wie das Zählen von Zuschauern, um die Relevanz von Kultur zu bestimmen.
Unsere Zeit ist zerrissen zwischen Massenphänomenen (alle Buben heissen Lukas) und dem Drang nach Individualität (mein Bub heisst Luca, Lucca, Luka, Luke, Loukas). Aber wie soll ich wissen, welchen Namen ich meinem Buben sonst noch geben könnte, wenn mir niemand solche Namen nennt?
Vermittlung – in der Kultur ebenso wie beim Reisen, Kochen, Sport treiben – heisst zuallererst: “Schau her, dies gibt es auch noch.” Und nicht: “Tu dies und lass das.” Was ich nicht kenne, darauf kann ich mich nicht einlassen (was nicht heisst, dass ich mich darauf einlasse, nur weil ich es kenne). Aber ich kann nichts wählen, von dem ich keine Ahnung habe.
Darum müssen wir für Menschen (nicht nur junge!) immer wieder Gelegenheiten schaffen, damit sie sagen können: “Lueg emal, da gits au na.” Und sei dies ein Beethovenkonzert oder eine DJ-Party.


Peter Markstaller | 15.09.2010, 11.35 Uhr
Zusammen mit unseren Kinder – im Alter von 4 und 6 Jahren – besuchen wir regelmässig kulturelle Veranstaltungen, sei das ein Westafrikanisches Djembe-Konzert im K9 in Konstanz oder eine Oper oder ein klassisches Konzert oder einfach das Lillibiggs Kindertheater. Mit Kultur ist es doch wie mit dem Essen. Es geht nicht darum, Kinder ständig zum “schön essen” zu zwingen, sondern ihnen aufzuzeigen, wie man schön isst. So können sie sich später in verschiedenen Welten besser bewegen und selber entscheiden, wie sie sich verhalten und eben welche Art von Kultur ihnen zusagt. Wenn man seinen Kindern nicht vorlebt, wie mannigfaltig, wie interessant und wie abwechslungsreich das Leben und damit auch die Kultur sein kann, wie sollen sie denn für sich selber eine Auswahl treffen können.
Zurück zum Essen: Inzwischen Erwachsene haben mir mal gesagt: “Ich habe nie verstanden, weshalb meine Eltern ums schön Essen so einen Firlefanz gemacht haben. Wenn ich heute in ein feines Retaurant gehen will, bin ich dankbar, dass sie mir damals vermittelt haben, wie man sich dort richtig aufführt und wie peinlich es für jemanden sein kann, der sich zwar entsprechend verhalten MÖCHTE, aber keine Ahnung hat, wie er/sie sich dabei anstellen soll.”
Genau darum sollten Kinder nicht von kulturellen Veranstaltung ausgeschlossen werden, allerdings sollte man sie auch nicht einfach während der ganzen Dauer einer Veranstaltung “auf dem Sitz festbinden”, sondern muss halt allenfalls bereit sein, etwas früher zu gehen (vor allem mit kleineren Kindern).

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