Poesie, Politik und die Bergwelt
Ende Mai findet das erste Frauenfelder Bücherfest statt, die Vorfeldaktion läuft bereits. thurgaukultur.ch begleitet das Literaturfest und stellt im voraus die Highlights des Festivals vor.
David Nägeli
Am letzten Mai-Wochenende feiert Frauenfeld die Literatur. Am ersten Frauenfelder Bücherfest besuchen jüngere und ältere Autorinnen und Autoren die Kantonshauptstadt für Lesungen, Diskussionsrunden, einen Dokumentarfilm und einen Sackmesser-Kurs. Das Programm ist gelungen und aktualitätsnah. Und auch die Politik bleibt nicht aussen vor.
Freitag, 27. Mai: Poesie und Politik
Am ersten Abend des Bücherfestes sind gleich die grössten Namen zu Gast: Die beiden Schweizer Schriftsteller Peter Stamm und Lukas Bärfuss lesen nach einer kleinen Eröffnungsfeier im Rathaus aus ihren neusten Werken («Weit über das Land» und «Hagard»). Danach diskutieren die beiden medienpräsenten Autoren über die gesellschaftliche Rolle der Literatur, und ob sich Schriftsteller zum laufenden politischen Geschehen äussern sollen.
Während Stamm sich eher gegen die Vermischung von Literatur und Politik ausspricht, sitzt mit Bärfuss eben jener Schweizer Autor am Tisch, der mit einem offensiv-anklagenden Essay in der F.A.Z. letztes Jahr die Bildungsbürger der Nation wachrüttelte. Eine spannende Ausgangslage.
Samstag, 28. Mai: Frauenfeld liest
Die Aktion «Frauenfeld liest ein Buch» #frauenfeldliest läuft bereits seit Ende Februar. Die Idee: Eine Stadt liest ein Buch. Gewählt wurde Meral Kureyshis Debütroman «Elefanten im Garten». Das für den Schweizer Buchpreis 2015 nominierte Buch behandelt die Themen von Migration und Entfremdung in hübsch gedichteter Sprache. Alleine in der Buchhandlung Marianne Sax wechselten über 300 Exemplare des Buches den Besitzer – die Vorfeldaktion für das Bücherfest ist gelungen.
Autorin Meral Kureyshi. Bild pd
Am zweiten Tag des Bücherfestes ist Kureyshi in Frauenfeld zu Gast. Im Festivalzentrum Zum Goldenen Becher diskutiert sie ab halb 12 Uhr mit den Leserinnen und Lesern der Stadt (die ihrem Buch durchaus einen kleinen Verkaufsschub verschafft haben dürften). Um 17 Uhr liest sie in der Kantonsbibliothek aus ihrem Roman. Wer sich an der Aktion beteiligt, und «Elefanten im Garten» gelesen hat, dürfte an beiden Anlässen Freude haben. Auch bereits um mit anderen, zuvor fremden Gästen über die gemeinsame Lektüre zu sprechen - Literatur kann ja auch verbindend wirken.
Sonntag, 29. Mai: Camenisch auf der Kante
Arno Camenischs Texte sind die Anti-These zur heilen Heidi-Welt der Alpen. In einem 50-Seelen-Dorf aufgewachsen, zeichnet der Bauernbube eine strenge, in sich geschlossene Bergwelt: Keine Idylle, keine Romantik – nur Schweiss und harte Arbeit.
Cristina Pollina dokumentierte das Leben von Camenisch in New York und in seinem kleinen Heimatort Tavanasa. Das Resultat: «Schreiben auf der Kante», ein 50-minütiger Dokumentarfilm über den gefeierten Schriftsteller. Das Cinema Luna zeigt den Film am Sonntag um 15 Uhr, im Anschluss liest Camenisch aus seinem neusten Roman «Die Kur».
Von den Krimitagen zum Fest
Das Frauenfelder Bücherfest ging aus den Krimitagen hervor. Organisiert wird es unter Leitung des Amts für Kultur der Stadt Frauenfeld von einem Organisationskomitee aus Vertretern der Partnerorganisationen. Für die Programmleitung ist die Buchhändlerin Marianne Sax zuständig.(dn)
Das vollständige Programm ist auf der Homepage des Bücherfestes zu finden. Vorverkauf im Bücherladen Marianne Sax und der Kantonsbibliothek.
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