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von Inka Grabowsky, 13.05.2016

Historischer Verein auf Gartenspur

Historischer Verein auf Gartenspur
Die Mitglieder des Historischen Vereins werden auf ihrer Exkursion sicher auch dem Coop-Gartencenter in Kreuzlingen etwas Wissenswertes abgewinnen können. | © Brigitta Hochuli

Der Besichtigungszyklus des historischen Vereins des Kantons Thurgau dreht sich dieses Mal um die Kunst des Gartenbaus. Die Mitglieder lassen den Blick von heute bis in den Barock schweifen.

Inka Grabowsky


"Auf das Jahresthema kommen wir jeweils in ebenso chaotischen wie unterhaltsamen Diskussionen im Vorstand", sagt André Salathé, der Präsident des Vereins. "Dieses Mal stellten wir hinterher allerdings fest, dass wir auf ein Thema gekommen waren, das dieses Jahr auch international en vogue ist - das hatten wir gar nicht gewusst."

In den Vorjahren war die Auswahl exotischer: Vergangenes Mal ging es um "Thurgauer Höhen und Tiefen". Aussichttürme, Kieswerke und auch ein Kochkurs gehörten damals zum Zyklus dazu. 2014 war das Motto "Parallelwelten". Bunkeranlagen, eine Moschee oder auch ein Gefängnis wurden besichtigt. Der historische Verein hat es sich offenkundig zur Aufgabe gemacht, seinen Mitgliedern Türen zu öffnen, die sonst eher verschlossen bleiben.

Vom Baumarkt bis zum Barockgarten


In diesem Jahr also geht es um Gartentore, hinter denen sich Geschichte und Geschichten verbergen. Den Anfang am 19. Mai macht - wie im richtigen Leben - ein Besuch in einem Gartenfachmarkt, in dem ein Profi erklärt, wie das Geschäft mit den Pflanzen läuft. Am 26. Mai erläutert dann der Architekt des Murg-Auen-Parks in Frauenfeld vor Ort, wie er versucht hat, das freiwerdende Armeeareal als einen ‚grünen Finger’ langfristig zu erhalten. Thomas Hasler zeigt, wie neue Bauten sich mit der natürlichen Umgebung zum jüngst eingeweihten Park verbinden.

Am 9. Juni wird es prosaischer. Das Kabisland in Diessenhofen diente vor rund 200 Jahren dazu, armen Leute die Chance auf Selbstversorgung zu geben. Zwar wird dort heute immer noch Gemüse gepfanzt, aber in so einem Schrebergarten passiert noch viel mehr. Am 19. Juni endet der Zyklus mutmasslich romantisch. Jürg Trippel lädt in seinen französischen Barockgarten in Märstetten ein und berichtet über die Idee hinter dem Garten, die Anlage, die Bepflanzung und seine Pflege.

Für Mitglieder und Gäste

An den einstündigen Vorabend-Veranstaltungen dürfen jeweils nur 25 Menschen teilnehmen. Anmelden dürfen sich Mitglieder, die die 50 Franken Jahresbeitrag berappt haben. "Die Mitglieder dürfen allerdings Gäste mitnehmen, die dann nicht selten Mitglied werden", so Salathé weiter. Für jeden Zyklusteil wird ein Obolus von 15 Franken fällig, Gäste zahlen etwas mehr.

Die Historikerin Karin Bauer ist im Verein für die Veranstaltungen verantwortlich: "Wir versuchen Themen anzugehen, von denen wir denken, dass sie in einer historischen, aber auch aktuellen Perspektive von einer gewissen Bedeutung und von einem gewissen Interesse sind." Im Rahmen des Jahreszyklus schaffe es der Verein immer wieder, die Mitglieder für Themen zu begeistern, mit denen sie sich sonst vielleicht nicht auseinandersetzen würden.

 

Lange Wunschliste

Im Interview unter dem Titel „Der Historische Verein hilft Identität stiften - die Thurgauer und Thurgauerinnen suchen sie“ sagte Kantonsarchivar André Salathé kurz vor Weihnachten 2010 zum Thema Erforschung der Thurgauer Geschichte: „Über die Thurgauer Geschichte wurde und wird relativ wenig geforscht; wir sind ein Nicht-Universitätskanton. Meine Wunschliste ist dementsprechend lang. Es wären ein paar Orte zu untersuchen, zum Beispiel Zihlschlacht, Erlen, Ermatingen. Oder einige Biographien neu zu schreiben, etwa die über Thomas Bornhauser. Und dann gibt es etliche Zeitabschnitte, die unterbelichtet sind: das 17. Jahrhundert zum Beispiel oder die Zeit von 1869 bis 1914 oder die letzten fünfzig Jahre. Von unendlich vielen Themen abgesehen: Was hat ein Landvogt wirklich verdient? Und ähnliches.“ Es lohnt sich, das Interview wiederzulesen, es ist amüsant! (ho)

 

700 Mitglieder

Der historische Verein Thurgau besteht seit 1859. Er hat derzeit 700 Mitglieder, Tendenz leicht steigend. Die Mitglieder und ihre Gäste kommen in den Genuss der Jahresversammlung in Kombination mit einer interessanten Führung. Sie dürfen am Besichtigungszyklus und an der Jahresexkursion teilnehmen. Seit 1861 erhalten sie zudem die "Thurgauer Beiträge zur Geschichte" mit neueren Forschungsarbeiten. Nachdem letztes Mal das Kinderheim in Fischingen Thema war, ist nun eine Publikation über Bischofszell und Umgebung in Spätmittelalter und Früher Neuzeit in Vorbereitung. Sie soll im Oktober erscheinen. Näheres unter www.hvtg.ch. (inka)

 

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