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24.05.2016

Isabelle Kaiser: grössere Klarheit

Isabelle Kaiser: grössere Klarheit
Isabelle Kaiser, Scenographer, erhält vom Kanton Thurgau einen der sechs Förderbeiträge 2016. | © pd

Am Dienstag, 31. Mai, 19 Uhr, werden im Shed im Eisenwerk Frauenfeld die mit 25‘000 Franken dotierten kantonalen Förderbeiträge für Kultur übergeben. Wir stellen die sechs Künstler nacheinander vor. Heute Isabelle Kaiser, Scenographer.

Isabelle Kaiser, Sie sind seit Ihrem Studium vorallem im Ausland tätig, haben Sie noch Kontakte zu Theatern und Theaterschaffenden im Thurgau?

Isabelle Kaiser: Ich bin seit dieser Spielzeit in Zürich am Opernhaus tätig. Davor war ich fast vier Jahre lang in Berlin und habe dort studiert und auch schon in unterschiedlichen künstlerischen Aufgabenfeldern professionell gearbeitet. Dadurch war der Kontakt zu den Theatermenschen in Berlin grösser als in der Schweiz. Zwischen Studium und Arbeit am Opernhaus Zürich war ich viel unterwegs. Ich habe unter anderem Bühnenbild und Kostüme an der Deutschen Bühne Ungarn gemacht und einen Szenografie Workshop in Palästina geleitet.

Seit diesem Jahr in der Schweiz bauen sich langsam neue Kontakte auf, und ich würde mich sehr freuen über neue Zusammenarbeiten, natürlich auch gerne in meinem Heimat Kanton Thurgau. Hauptsache, die Menschen sind offen und haben Lust auf neue Projekte. Theater lässt sich überall machen.

Den Förderbeitrag des Kantons Thurgau wollen Sie für die Entwicklung eigener Projekte verwenden. Welche konkreten Pläne haben Sie?

Isabelle Kaiser: Als erstes werde ich mich meinem Herzensprojekt hingeben, dem „Jugo Taxi“. Im Zentrum des Projekts steht ein alter Zastava Koral (im Volksmund Jugo genannt). Der Zastava ist ein jugoslawisches Kultfahrzeug und hatte zu Titos Zeiten einen ähnlichen Stellenwert wie der Trabi in der DDR. Ich möchte das Auto von Sarajevo in die Schweiz überführen. In Zürich wird das Auto dann als eine Art performatives Taxi fungieren, das jeweils einen Zuschauer mitnimmt und ihm eine Stunde lang die Welt der Menschen aus Ex-Jugoslawien in der Bankenstadt Zürich zeigt.

Aber bevor ich damit anfange, das Fahrzeug zu überführen, möchte ich erstmal eine Produktions-Hospitanz bei einer der folgenden Gruppen machen: Das deutsch-schweizerische Team Rimini Protokoll, Das Performancekollektiv She She Pop, das Berliner Architekturbüro Raumlabor, das Atelier für Sonderaufgaben der St. Galler Zwillinge Frank und Patrik Riklin, die Gruppe Blendwerk und die dänisch-österreichische Gruppe Signa.

Warum gerade diese Gruppen?

Isabelle Kaiser: Das sind alles Gruppen, bei denen mich Inhalt, Arbeitsstrukturen und Produktionsabläufe interessieren. Ich hoffe durch den Kontakt mit diesen Gruppen und durch die Einblicke in ihre Arbeit, mir selbst noch grössere Klarheit zu verschaffen, welche Ästhetik und Formate meinen inhaltlichen Interessen adäquat sind. Und ich hoffe, dass ich mit dem Projekt soweit komme, um einen alten Zastava Koralaus aus dem ehemaligen Jugoslawien in die Schweiz zu importieren, und dass ich den Weg filmisch dokumentieren kann, bis wir zusammen hier wieder ankommen, um das Theaterprojekt zu starten. (ho)

 

Isabelle Kaiser, Scenographer

Isabelle Kaiser, 1985 geboren, ist in Rickenbach bei Wil aufgewachsen. Nach Ausbildungen zur Hochbauzeichnerin sowie zur Kulissenmalerin und Modellbauerin studierte sie Szenografie an der Hochschule der Künste Zürich und absolvierte den Bachelor und Master in Bühnenbild an der Universität der Künste Berlin (2014). Während ihrer Studienzeit assistierte sie am HAU Hebbel am Ufer bei Tal Shacham und realisierte eigene Arbeiten u.a. 2014 „Die drei Wünsche“ am Unit Berlin (Regie: Frank Hilbrich), 2013 „Oblomov“ an der Ernst Busch Studiobühne (Regie: Hans Block) und 2012 „K.O. 15 John Cage: Europera“ am HAU 1 (Regie: Maria-Magdalena Kwaschik). Zurzeit arbeitet sie als Bühnenbildassistenz am Opernhaus Zürich, 2015 realisierte sie Projekte mit und für 400asa („Ost.Küste:Horror“, Bühne & Kostüm), Clemens Bechtel („Element of Crime Liederabend“, Bühen & Kostüm) und am Al Harah Theater in Palästina.


Den Förderbeitrag des Kantons Thurgau wird Isabelle Kaiser für Produktionshospitanzen und die Entwicklung eigener Projekte als Theaterschaffende verwenden. (Kulturamt des Kantons Thurgau)

 

isabellekaiser.ch

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