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26.05.2016

Andreas Häberlin: die grösste Ehre

Andreas Häberlin: die grösste Ehre
Der in Berlingen aufgewachsene Musiker Andreas Häberlin erhält vom Kanton Thurgau einen Förderbeitrag in Höhe von 25'000 Franken. | © pd

Am Dienstag, 31. Mai, 19 Uhr, werden im Shed im Eisenwerk Frauenfeld die mit 25‘000 Franken dotierten kantonalen Förderbeiträge für Kultur übergeben. Wir stellen die sechs Künstler nacheinander vor. Heute Andreas Häberlin, Musiker, Berlingen.

Andreas Häberlin, Sie haben international renommierte Preise bekommen - was bedeutet Ihnen die Anerkennung durch den Thurgauer Förderbeitrag?

Andreas Häberlin: Vorweg: Mit 25 Jahren entschloss ich mich, das Ausland beruflich zu erkunden, speziell England und Spanien. Über die letzten Jahre haben sich einige Auszeichnungen und grössere Engagements ergeben. Ich sehe diese Erfolge als Früchte meiner Arbeit über die letzten sieben Jahre, und bin sehr dankbar, den Beruf des Musikers ausüben zu dürfen. Erfolg auf dem Musikmarkt ist keine Selbstverständlichkeit. Obwohl ich seit vier Jahren im Ausland lebe, ist mir der Thurgau sehr verbunden. Jedes Jahr komme ich
mehrmals zurück zu meiner Familie und meinen besten Freunden. Im Thurgau bin ich aufgewachsen, und hier habe ich meine Karriere begonnen.

Die Heimat ist das Eine, aber was bedeutet der Zustupf?

Als ich mich für den Thurgauer Förderbeitrag bewarb, rechnete ich nicht damit, einen zugesprochen zu bekommen. Umso grösser war die Überraschung, als der Brief ankam. Mein erster Gedanke: “Wow, was für eine Verantwortung!”. Über die nächsten Wochen reflektierte ich viel darüber, was mir der Förderbeitrag bedeutet:

Die Anerkennung des Heimatkantons für eine/n Künstler/in ist schätzungsweise die grösste Ehre für diese/n. Die Gewissheit, dass das eigene Schaffen dort geschätzt wird, wo man aufgewachsen ist. Die Schweiz hat einige Kulturstiftungen, welche Projekte unterstützen. Das ist toll, und nicht in jedem Land zu finden. Der Thurgau geht noch einen Schritt weiter und unterstützt Individuen in deren Laufbahn. Diese Grosszügigkeit ist schwierig in Worte zu fassen, aber ich denke, Sie verstehen was ich meine.

Sie werden das Geld zur Weiterentwicklung zum Komponisten für Filmmusik verwenden - was heisst das?

Andreas Häberlin: Über die Verwendung des Förderbeitrags habe ich ebenfalls viel reflektiert: Was darf man unter “Weiterentwicklung” verstehen? Die Rede ist vom Zugang zur Filmmusik Industrie. Die Musikindustrie an sich ist sehr vielseitig und verändert sich ständig. Ein Musikstudium ist der Karriere förderlich, bildet alleine aber kein Erfolgsrezept. Networking in relevanten Kreisen ist Gold wert. Die erfolgreiche Vermarktung des eigenen Musik-Brands ist das Ziel. Für einen Komponisten in der heutigen Zeit ist moderne Musiktechnologie eine absolute Voraussetzung. Ein Auftraggeber kann heute Partituren oder professionelle Aufnahmen verlangen, und man ist für beide Produktionsprozesse verantwortlich.

Konkret?

Den Förderbeitrag plane ich über einen Zeitraum von anderthalb bis zwei Jahren zu verwenden. Das wesentliche Ziel ist es, einen Platz als Komponist in der Filmmusik Industrie zu bekommen. Geplante Investitionen:
- Reisekosten für Networking Events mit Film- und Filmmusik Schaffenden
- Marketing des eigenen Brands
- Erweiterung meines bestehenden, portablen Musikstudios (ho)

 

 

Andreas Häberlin, Musiker

Andreas Häberlin, 1987 geboren und in Berlingen aufgewachsen, steht kurz vor dem Abschluss des Masterstudiums in Filmmusik an der renommierten U.S. Musikhochschule „Berklee College of Music“ (Stipendiat 2015/2016). Zuvor hatte er an der Zürcher Hochschule der Künste Musik, Komposition und Musiktheorie studiert (2007-2010) sowie am Liverpool Institute for Performing Arts Populärmusik (2012-2014). Er arbeitete als Korrepetitor für das Schauspielhaus Zürich und für Musicalproduktionen in der Maag Event Hall. Als Pianist und Komponist hat er bereits einige Projekte in der Schweiz und in U.K. realisiert. Er hat Auftragswerke für die Liberty Brass Band Junior und für das Zuger Orchester Cham-Hüneberg geschrieben. 2016 ist er Preisträger der „Berklee/Buñol Symphonic Windband Composition Competition“, 2014 erhielt er den Philip Holt Award und den Liverpooljazz Prize sowie 2012-2013 ein Stipendium der Lyra Stiftung.

 

Den Förderbeitrag des Kantons Thurgau wird Andreas Häberlin für die Weiterentwicklung zum Komponisten für Filmmusik verwenden. (pd Kulturamt des Kantons Thurgau)

 

 

 

 

www.haberlinmusic.com

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