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Hart, härter, Hackbrett

Hart, härter, Hackbrett
Lederjacke trifft Hackbrett: Christoph Pfändler bietet mit seiner Mischung aus Volksmusik und Heavy Metal das wahrscheinlich ungewöhnlichste Cross-Over-Projekt der Schweiz. | © Privat

Heavy Metal und Hackbrett? Geht das zusammen? Total gut, findet Christoph Pfändler. Der Musiker hat seit Jahren mit dieser Mischung Erfolg. Aktuell ist er mit seiner Band Metal-Kapelle wieder auf Tournee - auch an den Grenzen des Thurgau.

Von Michael Lünstroth

Gäbe es so etwas wie ein Lexikon der 100 ungewöhnlichsten musikalischen Cross-Over-Projekte, Christoph Pfändler und seine Metal-Kapelle stünden darin sicher ganz vorne. Sie verbinden Welten miteinander von denen man eigentlich dachte, sie hätten so gar nichts miteinander zu tun. Volksmusik hier, Heavy Metal dort. Traditionelle Klänge hier, kreischende E-Gitarren dort. Wie kommt man nur auf die Idee diese beiden Welten zu kreuzen?

"Ich wollte etwas Modernes machen und etwas, das es so auch noch nicht gibt", erklärt Christoph Pfändler seine Idee. Sie entstand während seines Volksmusikstudiums an der Musikhochschule Luzern. Eine seiner heutigen Bands, die Metal-Kapelle, ist also gewissermassen ein Forschungsprojekt. Pfändler hat es als Bachelor-Arbeit vorangetrieben. Ganz neu war der Trend, das Traditions-Instrument Hackbrett mit moderner Musik zu verbinden zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr.

Töbi Tobler, später auch Pfändlers Lehrer, hatte Vorarbeit geleistet und das Hackbrett in Pop-, Blues-, und Rockkreise eingeführt. "Ich habe es mit meiner Version jetzt eigentlich auch nur auf die Spitze getrieben", sagt der 24-jährige Pfändler im Gespräch mit thurgaukultur. Die Nähe zwischen Metal und Volksmusik habe für ihn auf der Hand gelegen: "Beides ist relativ einfache Musik und bei beiden Genres ist es wichtig, dass man es wild spielt, damit es ankommt. Man muss sich richtig reinlegen und alles geben, erst dann zündet der Funke zum Publikum", ist Christoph Pfändler überzeugt.

Hörprobe (1): So klingt Christoph Pfändlers Metal-Kapelle

Aufgewachsen ist er im 3000-Seelen-Nest Tübach, an den Grenzen des Thurgau. Dass er als kleiner Bub überhaupt beim Hackbrett gelandet ist, hat er seinem Vater zu verdanken. Auch der spielte das Instrument leidenschaftlich und so entschied sich der junge Christoph bewusst gegen Blockflöte, Klavier oder Gitarre und für das alpenländische Instrument. Schritt für Schritt wurde er besser und sicherer auf dem Brett. Von 2006 bis 2010 war er Mitglied im Hackbrett Jugendorchester Schweiz. Irgendwann in dieser Zeit stellte sich die Frage, wie der Weg denn nun weiter gehen könnte. Pfändler wollte Grenzen sprengen und gründete mit drei anderen Hackbrettlern die Hackbrett Metal Band ‚Tumba Zaffa'.

Der Weg war beschritten und Christoph Pfändler wich auch während seines Volksmusikstudiums in Luzern nicht mehr davon ab. Vielleicht war es sogar eher umgekehrt, dass ihn das Studium darin bestärkt hat, seinen Weg weiterzugehen. 2013 schloss er das Studium ab, "mit Bestnoten", wie er auf seiner Internetseite betont. Ob es auf seinem Weg zum Cross-over-Musiker nicht auch Anfeindungen gab - aus dem Lager der Traditionalisten beider Musikstile zum Beispiel? "Nein, eigentlich nicht", sagt der 24-Jährige. Den Menschen, denen seine Mischung nicht so gefallen habe, hätten sich eher in Gleichgültigkeit zurückgezogen, erinnert sich der Musiker.


Hörprobe (2): Christoph Pfändler mit einer Eigenkomposition

Heute spielt der junge Mann in ganz verschiedenen Bands und Ensembles. Die Metal-Kapelle gehört dazu, aber auch ein in den Charts erfolgreiches Projekt wie der Mundart-Folk von Kunz oder ganz klassische Auftritte mit Orchestern wie dem Brandenburgischen Staatsorchester. Er lebt weitgehend von seiner Musik, wenn man den Musikunterricht dazu zählt. Insgesamt neun Hackbrett-Schüler hat er derzeit. Was die Zukunft noch bringt? Der inzwischen in Luzern lebende Christoph Pfändler ist da entspannt: "Ich möchte so lange es geht von meiner Musik leben können, alles andere kann man zwar beeinflussen, aber nicht planen", sagt der 24-Jährige.

 

Hörprobe (3): Aus dem aktuellen Album "Insomnia"

 

 

Die nächsten Konzerte

3.11.16 // Kunz // Bärensaal Worb // Beginn: 20 Uhr 

8.11.16 // Metal Kapelle: Insomnia-Tour // Doppelkonzert mit dem Adrian Würsch Quartett // Gersauer Herbst // Beginn 19.30 Uhr 

18.11.16 // Kunz // Grunzerparty Ebersecken 

19.11.16 // Metal Kapelle: Insomnia-Tour // Altes Zeughaus Herisau // Beginn 20.30 Uhr

 

 

 

 

christophpfaendler.ch

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