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Erweiterungspläne gestoppt

Erweiterungspläne gestoppt
Hoch über der Murg thront das Schloss Frauenfeld - Standort des kantonalen Historischen Museums. Jetzt soll es saniert werden. | © zVg

Schlechte Nachrichten für das Historische Museum Thurgau: Bis auf Weiteres werden Mitarbeiter und Besucher mit den aktuellen Gegebenheiten und Einschränkungen des Hauses leben müssen. Der Regierungsrat hat Erweiterung und Standortfrage auf Eis gelegt.

Von Michael Lünstroth

Während sich das Kunstmuseum in der Kartause Ittingen Hoffnungen auf eine Sanierung und Erweiterung machen kann, schaut das Historische Museum Thurgau in die Röhre - eine aus Sicht des Museums dringend notwendige Erweiterung des Hauses hat der Regierungsrat jetzt auf Eis gelegt. In einer Medienmitteilung vom Donnerstagmorgen hiess es wörtlich: "Der Regierungsrat hat für die Standortevaluation für das Historische Museum Thurgau einen vorübergehenden Planungshalt beschlossen. Eine gleichzeitige Abwicklung der Projekte «Historisches Museum» und «Kunstmuseum» würde die finanziellen Möglichkeiten des Kantons übersteigen, weshalb die Standortevaluation für das Historische Museum zurückgestellt wird." Erst nach Abschluss des Kunstmuseumsprojekts soll die Standortfrage des Historischen Museums "einer neuen Gesamtbetrachtung unterzogen" werden.

Für Gabriele Keck, Direktorin des Historischen Museums, dürfte das eine schwer zu verdauende Nachricht sein.  Noch Ende Januar 2017 hatte sie im Interview mit thurgaukultur.ch auf eine baldige Entscheidung gehofft. Damals hatte sie gesagt: "Der schlechteste Fall für das Museum wäre, wenn man irgendwann sagen würde, jetzt stellen wir das Vorhaben erst einmal zurück, wir reden schon so lange darüber und müssen warten bis die nächste Generation kommt und dann fangen wir von vorne an. Eigentlich wäre es an der Zeit, eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung zu fällen." Nun ist also dieser schlechteste Fall eingetreten. Das Historische Museum muss weiter mit diversen Provisorien leben. Auf eine aktuelle Bitte um Stellungnahme zur Entscheidung des Regierunsgrats erklärte Gabriele Keck, sie wolle das nicht kommentieren.

Projektstopp kommt nicht ganz überraschend

Ganz überraschend kommt dieser Projektstopp indes nicht. Bereits im Oktober 2016 hatte der Regierungsrat erklärt, dass der Erweiterungsbau und die Standortfrage des Historischen Museums nur zweite Priorität habe. Als wichtigere Museumsprojekte wurden schon damals genannt die Sanierung des Kunstmuseums Ittingen und die Prüfung, ob eine Erweiterung des Kunstmuseums möglich ist.

Der Hintergrund zu der Standortdebatte geht so: Um das Historische Museum Thurgau erweitern zu können, wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Standortmöglichkeiten im ganzen Kanton geprüft. Der jetzige Standort des Museums im Schloss Frauenfeld weist nicht genügend Fläche auf, um die Ausstellung mit einem Themenschwerpunkt zur neueren Thurgauer Geschichte (19. und 20. Jahrhundert) zu erweitern. Gestützt auf die bisherigen Erkenntnisse der Standortevaluation und der Museumsstrategie Thurgau sei der Regierungsrat zum Schluss gekommen, dass aufgrund der finanziellen Entwicklung des Kantons eine Erweiterung des Historischen Museums Thurgau parallel zur Sanierung und Erweiterung des Kunstmuseums Thurgau ein zu grosses Investitionsvolumen wäre, heisst es in der am Donnerstag versandten Medienmitteilung. Eine Etappierung sei deshalb unumgänglich. Und weiter: "Aus raumklimatischen und energetischen Gründen muss die Sanierung der Ausstellungsräume des Kunstmuseums in der Kartause Ittingen prioritär angegangen werden."

Ein Standortentscheid sei noch lange nicht getroffen, heisst es

Der Regierungsrat begründet diese Priorisierung auch damit, dass der Projektstopp auch deshalb möglich sei, "weil im Moment mit dem zwar nur bedingt geeigneten Raum im alten Zeughaus in Frauenfeld Mittel und Wege gefunden werden konnten, Ausstellungen mit erfreulichen Besucherzahlen zu realisieren". Überdies sei diese Pause für das Projekt weder als Standortentscheid für den Oberthurgau (Romanshorn, Arbon) noch für Frauenfeld zu verstehen. Zuletzt hatten sich sowohl Museumsdirektorin Gabriele Keck als auch der Stadtrat Frauenfeld für die Kantonshauptstadt ausgesprochen. Die Standortfrage werde erst nach Abschluss des Kunstmuseumprojekts einer neuen Gesamtbetrachtung unterzogen. Wer weiss, wie lange dieses Projekt schon geplant wird, bekommt eine Ahnung davon, wie lange die Realisierung dauern wird. Das Historische Museum wird sich wohl auf weitere Jahre mit der aktuellen Lage abfinden müssen. Immerhin: Für das dringliche Problem der aktuellen Depotsituation des Historischen Museums sei das Hochbauamt damit beauftragt worden, bis Ende 2017 in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt Verbesserungsmöglichkeiten abzuklären.

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