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von Jeremias Heppeler, 12.09.2017

Mit Zeitgeist gestrichen

Mit Zeitgeist gestrichen
Len Sander ist eine der Bands, die beim Kulturtag in St. Gallen auftreten werden um den Kanton zu vertreten. | © Band

Der junge Thurgau (2): Wir stellen junge Musiker in einer Serie vor. Teil 2: Len Sander

Von Jeremias Heppeler

Die Musikgeschichte hat immer wieder Bands ausgespuckt, die bei genauem Hinhören eben mehr waren als eine blosse Band. Und nein, damit sind keine Heldenverehrung oder Klatsch-und-Tratsch-Geschichten gemeint, sondern ein glasklares Konzept, das allen Output (seien es Musik, Videos oder Porträt-Fotos) in einer ganz klaren ästhetischen Mitte verordnete. Speziell die britische Spielart TripHop markierte auf allen Ebenen eine transzendente und kaum greifbare Ästhetik, die den aufs Ausserte reduzierten Sound beinahe manisch umspielte. Eine ganz ähnliche Erfahrung macht man als Rezipient im Umfeld der Thurgauer Band Len Sander. Alles hier scheint durchdacht. Jedes Puzzlestück greift in das nächste. Und im Gespräch mit Sängerin Blanka Inauen geht es nur selten um biografische Bruchstücke oder Motivationen, sondern eben immer um Musik. Und das Gesamtkonzept.

Trotzdem gab es auch für Len Sander, deren Sound stark an Bands wie Hundreds oder Portishead erinnert, einen ganz klassischen Startpunkt. „Wir sind  jahrelang zusammen in einem Bandraum ausserhalb von Zürich abgehangen. Das waren alles Leute, deren Lebensinhalt die Musik ist. Wir haben dann einfach zusammen Musik gespielt in diesem Bandraum. Ohne Ambitionen oder konkrete Ziele. Leute kamen und gingen. Dann gab es die, die immer wieder kamen und blieben und wir merkten, dass wir alle eine sehr ähnliche Vision von Musik hatten. Erst nach sehr langer Zeit kam uns mal der Gedanke live aufzutreten und dann kam auch bald einmal die Idee auf, ein Album aufzunehmen. Bis das fertig war, vergingen glaube ich nochmals 3 Jahre. Wir wollten alles selber machen und brauchten viel Zeit um zu tüfteln.“ Diese Tüftelei und Liebe zum Detail hört man de facto allen Len Sander Stücken an.

Die Videoarbeit ist mehr als Mittel zum Zweck

Die Band arbeitet tagelang an einzelnen Beats, befindet sich stetig auf der Suche nach merkwürdigen Sounds und Klängen. Auch deshalb wurde „Phantom Garden“ von allen Seiten mit Begeisterung aufgenommen -  zu Recht. Die Platte tönt auch jetzt, mehrere Jahre nach der Veröffentlichung, extrem stimmig, mit Zeitgeist gestrichen. „Vor dem Release des Debüt Albums hatten wir wirklich keine Ahnung, ob unsere Musik irgend jemanden interessieren würde. Wir arbeiteten ziemlich abgeschottet und in diesem Tüftel-Modus. Als die Reaktionen so positiv waren, waren wir natürlich sehr glücklich darüber. Als Musikerin ist man aber interessanterweise gedanklich schon schnell beim nächsten Projekt. Wir wollten alles, was wir in diesem Prozess gelernt hatten gleich wieder in neue Songs stecken.“

Wer versucht in den Len Sander Kosmos einzutauchen, der kommt nicht darum herum, sich auch die durchweg sehenswerten Videos anzuschauen. Denn das Züricher Sextett ist eine der wenigen jungen Schweizer Bands, für die Videoarbeit viel mehr ist, als ein blosses Mittel zum Zweck. „Wir sind wohl alle ein bisschen perfektionistisch veranlagt. Vor allem haben wir aber großen Spass an unserer Arbeit und stecken all unsere kreative Energie in dieses Projekt. Und das Visuelle ist uns auch sehr wichtig. Wir wollen einen Kosmos erschaffen wo Klänge, Texte und Bilder korrespondieren.“ Vor diesen Hintergründen erscheint es beinahe unmöglich das akustische und visuelle Gesamterlebnis Len Sander auf einer Bühne greifbar zu machen. Ein Umstand, der die Band (wen wunderts!) zu massiven Probearbeiten anspornte! „Es war uns von Anfang an bewusst, dass es eine Herausforderung sein wird, unsere Musik live zu spielen. Aber eine, die wir sehr gern annahmen. Gute Konzerte zu geben ist für uns etwas vom Wichtigsten. Dementsprechend stecken wir viel Zeit in die Vorbereitungen. In Zukunft möchten wir auch live noch mehr mit visuellen Elementen arbeiten, um eine Show zu machen, bei der die Leute voll in die Musik eintauchen können.“

http://www.lensander.com

Termin: Alle Bands spielen beim Thurgauer Kulturtag am Samstag, 7.Oktober, zwischen 13.30 und 22 Uhr in der Marktgasse in St. Gallen. 

Weiterlesen: Teil 1 der Serie "Der junge Thurgau" über die beim Kulturtag auftretenden Thurgauer Bands über Crispy Dee gibt es hier: http://www.thurgaukultur.ch/magazin/3293/ 

Videos: So klingen Len Sander

 

Kultur- & Genusstag
Samstag, 7. Oktober, Marktgasse St.Gallen

 

Der Kultur- und Genusstag ist von 11.00 - 22.00 Uhr und findet bei jeder Witterung statt.

 

Kinderprogramm
von 11 bis 15 Uhr
De Leu isch los! Bereits vor dem Mittag dürfen sich die Kleinen zu grossen Löwen schminken lassen während Clown Pepe vom Circus Balloni für gute Stimmung sorgt.

 

Strassenkünstler

Der Thurgauer Naeman Meier begeisterte bereits bei  «DSDS» und «DGST» tausende TV-Zuschauer. Spielzeit: ab 11.30 Uhr

Jan Rutishauser feiert im September Premiere mit seinem neusten Kabarettprogramm. Spielzeit: 17.20 Uhr

 

Markt- und Genussstände

von 11 bis 22 Uhr

 

Musikprogramm

von 13.30 bis 22 Uhr

Konzerte mit Jar, Delirious Mob Crew, Europa: neue Leichtigkeit, Crispy Dee, Parrot to the Moon, Len Sander

 

mehr dazu hier

 

thurgaukultur.ch am Kultur- & Genusstag

Wir sind live vor Ort und berichten über die Bands, Künstler und Konzerte. Ihr findet uns beim gelben Fotobus neben der Bühne. Wir freuen uns auf euren Besuch!

 

 

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