starten wir die Woche mit einem Bekenntnis: Manchmal kann einem dieser ganzer Kunst- und Kulturbetrieb ja auch gewaltig auf die Nerven gehen. Zum Beispiel, wenn es wieder mal mehr um Oberflächlichkeiten als um Inhalte geht. Wenn Arbeiten mit so gedrechselten Worten zu Kunstwerken stilisiert werden, dass sie kein Mensch mehr versteht. Wenn sich der ganze Betrieb zu sehr um sich selber dreht. Oder wenn wieder mal absurde Summen bei Auktionen für Werke erzielt werden, von denen man nicht mal weiss, ob sie wirklich von dem Künstler stammen von dem sie angeblich stammen sollen. Und gleichzeitig viele Künstlerinnen und Künstler an der Armutsgrenze arbeiten müssen.
Für Künstlerinnen und Künstler gibt nun zwei Möglichkeiten, mit all dem umzugehen. Entweder man arrangiert sich irgendwie damit, dass die Kunst längst auch ein Wirtschaftszweig geworden ist und versucht, so gut es geht damit zu leben. Oder man zieht in die Verweigerung und meidet alles, was mit dem glitzernden Kunstbetrieb zu tun hat. Der im Thurgau lebende Künstler Daniel Gallmann hat sich für die letztere Variante entschieden. Er verweigert sich allem Neuen und malt seit 1983 die zwei immer gleichen Motive. „Der Forderung nach immer neuen kreativen Hervorbringungen setze ich das immer Gleiche und immer schon Dagewesene entgegen, man muss sich widersetzen. Wir können auf dem bisherigen Weg nicht zu uns selbst finden“, sagt Gallmann zu seiner Entscheidung.
Mit dieser Haltung ist der 58-Jährige zu einer der interessantesten Künstlerpersönlichkeiten der Ostschweiz geworden. Was treibt ihn an? Was denkt er über den Kunstbetrieb? Kann man sich diese Haltung als Künstler heute noch leisten? Und warum macht er nach all den Jahren immer noch weiter? Wir haben Daniel Gallmann in seinem Atelier in Oberbussnang besucht und mit ihm über all diese Fragen gesprochen. Unser Porträt des stillen Rebellen finden Sie hier.
Ansonsten haben wir in dieser Woche unter anderem das hier für Sie in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins:
Nach der Willkommenskultur: Binjam, Hassan, Maebel, Mustafa und die anderen: Flüchtlinge in der Schweiz. Seit zwei Jahren engagiert sich der Schriftsteller Jochen Kelter in der Flüchtlingsarbeit. Jetzt hat er seine Erfahrungen aufgeschrieben
Grosse Geschichte im Kleinen: Die Thurgauer Geschichte ist weitgehend frei von weltbewegenden Ereignissen. Trotzdem kann man an ihr die Ereignisse der weiten Welt ablesen, lernten Hörer der Kreuzlinger Volkshochschule bei einem Vortrag von Ueli Gubler.
Zwischen Kunst und Kommerz: Manche Bücher sind so alt und wertvoll, dass sie aus konservatorischen Gründen unter Verschluss bleiben müssen. Deshalb gibt es Faksimiles. Zum Beispiel von der Kreuzlinger Firma Coron Exclusiv. Eine Ausstellung im Gewölbekeller des Konstanzer Kulturzentrums am Münster macht auf die Arbeit des Kreuzlinger Faksimile-Herstellers aufmerksam.
Damit sollten Sie gut durch diese Woche kommen.
Herzlichst,
Ihr Michael Lünstroth
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