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17.11.2014

Kultur in Schulen verankern

Kultur in Schulen verankern
Kultur leben und vermitteln: Töpferworkshop. | © Rolf Müller

Der Kanton Thurgau forciert die Vernetzung von Bildung und Kultur: Neben der Plattform www.kklick.ch folgt nun der Aufbau von Kulturverantwortlichen an Schulen. Ein Netzwerktreffen zeigt die Richtung.

Kulturverantwortliche an Schulen? Im Kanton Aargau ist das Programm der Fachstelle „Kultur macht Schule“ bereits seit einigen Jahren ein Erfolgsmodell. Nun haben sich auch das Kulturamt des Kantons Thurgau und das Amt für Volksschule das gemeinsame Ziel gesetzt, kulturinteressierte Thurgauer Lehrpersonen als Kulturverantwortliche zu gewinnen.

Wer als Lehrperson Interesse am kulturellen Geschehen der Region hat und seine Begeisterung für Kultur ins Schulhaus tragen möchte, bringt die idealen Voraussetzungen mit, Kulturverantwortliche oder Kulturverantwortlicher zu werden.

Was sind Kulturverantwortliche?

Kulturverantwortliche sind Ansprechpersonen in Sachen Kulturvermittlung an ihren Schulen. Sie informieren das Kollegium regelmässig über kulturelle Vermittlungsangebote für Schulklassen und beraten es bei der Organisation und Finanzierung von Kulturveranstaltungen in- und ausserhalb des Schulhauses.

Um die Vernetzung von Kultur und Bildung auf Dauer zu festigen, sind Kulturverantwortliche zudem Bindeglieder zwischen ihrer Schule, Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden. Das Amt kann – je nach Möglichkeit – individuell gestaltet werden. Gemeinsam mit der Schulleitung soll ein Zeitgefäss definiert werden, so dass interessierte Lehrpersonen diese Aufgabe im Rahmen des Berufsauftrags wahrnehmen können.

Inputs, Weiterbildung und Vernetzung

Zweimal jährlich veranstaltet „Kultur & Schule Thurgau“ für die Kulturverantwortlichen sogenannte Netzwerktreffen. Bei diesen Veranstaltungen erhalten die teilnehmenden Lehrpersonen fachliche Inputs sowie Gelegenheit zur Weiterbildung und zur Vernetzung mit Gleichgesinnten. Die Netzwerktreffen finden jeweils in verschiedenen kulturellen Institutionen der Region statt; im Laufe der Zeit sollen alle Sparten berücksichtigt werden.

Die Kulturverantwortlichen lernen so die schulischen Vermittlungsangebote von Museen, Theatern, Konzerthäusern und anderen Kultureinrichtungen ihrer Region praxisnah kennen. Exklusive Blicke hinter die Kulissen ermöglichen zudem den unmittelbaren Kontakt mit KulturvermittlerInnen und Kulturschaffenden vor Ort. Ergänzend erhalten Kulturverantwortliche an den Netzwerktreffen Informationen über aktuelle Tendenzen und Initiativen der Kulturvermittlung.

Erstes Netzwerktreffen in der Kartause Ittingen

Das erste Netzwerktreffen findet am 19. November 2014 in den Museen der Kartause Ittingen statt. Der in vielerlei Hinsicht kulturell traditionsreiche Ort bietet die ideale Plattform für einen Auftakt zum Thema Kulturvermittlung. Die in der Kartause beheimateten Museen – das Kunstmuseum Thurgau und das Ittinger Museum – bilden für Kindergartenkinder bis Berufsschulklassen attraktive Lern- und Erlebnisorte, die es zu entdecken und erschliessen gilt.

Interessierte Lehrpersonen erwartet ein abwechslungsreiches Programm: Zum Einstieg erzählt eine Aargauer Lehrerin in einem Impulsreferat aus ihrer Praxis als Kulturverantwortliche und beschreibt ihre vielseitige Tätigkeit. Anschliessend werden die schulischen Vermittlungsangebote beider Museen vorgestellt.

Kulturelle Bildung im Thurgau stärken

Mit den beiden Initiativen, der Online-Plattform www.kklick.ch und den „Kulturverantwortlichen an Schulen“ möchte „Kultur & Schule Thurgau“ die Vernetzung von Bildung und Kultur stärken, indem die Zusammenarbeit zwischen den Schulen, Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden gefördert und vereinfacht wird. Damit kulturelle Bildung auch in Zukunft einen festen Platz an den Schulen im Kanton hat. (pd)

Eine Kulturverantwortliche erzählt aus ihrer Praxis

Simone Eichenberger ist 40 jahre alt, unterrichtet auf Sekundarstufe 1 und wirkt seit 2004 als schulische Kulturverantwortliche in Spreitenbach im Kanton Aargau. Sie möchte die Aufgabe nicht mehr missen.

Was hat Sie bewogen, sich für das Amt als Kulturverantwortliche zu melden?

Ich bin persönlich kulturinteressiert. Ich finde wichtig und es sollte selbstverständlich sein, dass unsere Schulkinder Kulturstätten besuchen oder dass Künstler ins Schulhaus kommen - so wie es selbstverständlich ist, dass es Zeit und Geld beispielsweise für einen Sporttag. Kultur bildet unsere Kinder auf einer nicht messbaren Ebene und sie geht ins Herz. Das ist mir wichtig.


Welches sind Ihre Haupttätigkeiten als Kulturverantwortliche?

Ich informiere mich über Möglichkeiten von kulturellen Angeboten für Schülerinnen und Schüler. Wir haben im November fix zwei Wochen Kulturwochen eingeplant. Wir Kulturverantwortlichen sind für das Zusammenstellen dieses Programms verantwortlich. Wir suchen Kulturstätten, welche den verschiedenen Schulklassen, Kindergarten bis 9. Klasse, ein gutes Angebot präsentieren können. Die Lehrpersonen können dann aus den Angeboten aussuchen und unternehmen eine kulturelle Exkursion während der Kulturwochen,

Alternierend kommen auch Künstler zu uns ins Schulhaus, wo sie altersentsprechende Workshops durchführen. Zudem bin ich Ansprechperson für meine Kolleginnen und Kollegen zum Thema Kultur.

 

Was macht Ihnen an der Arbeit besonders Spass?

Mich freut, wenn ich sehe, was mit den Kindern passiert. Wenn sich ein Kind auf einer Ebene öffnen und zeigen kann, die sonst verborgen bleibt. Und wenn plötzlich wieder ein Funken Kulturerinnerung im Schulalltag auftaucht und spürbar wird. Und wenn ich merke, dass das Kollegium- oder ein Teil davon- mitzieht und sich bedankt und mein Feuer auch lebt.

 

Wie profitiert Ihre Schule von Ihrer Tätigkeit?

Ich bin informiert und wenn ich etwas selber nicht weiss, kann ich den Kollegen sagen, wo sie was finden. Ich trage den Kulturfunken in mir und verbreite den. Ich lege das aktuelle Programm auf und bin in Verbindung mit dem Amt für Kultur und Bildung des Kantons Aargau. Kultur ist bei uns selbstverständlich es wird nicht diskutiert, ob man etwas macht oder nicht, ob es Geld dafür hat oder nicht.

 

Wie würden Sie Ihren persönlichen Gewinn als Kulturverantwortliche beschreiben?

Ich kann meine Schule mit einem Stück Herz von mir bereichern. Ich kann mit der Schule das teilen, was mir enorm wichtig ist und was mich auch als Mensch ausmacht. Ich werde mit einer weiteren Facette von mir wahrgenommen und geachtet.

 

Warum ist Ihrer Meinung nach kulturelle Bildung wesentlich?

Kulturelle Bildung ist nicht messbar und nicht bewertbar. Sie bereichert den Menschen und macht die Menschen glücklich. Menschen kommen sich selber und andern dadurch näher. Sie entwickelt und fördert Kompetenzen, die durch nichts anderes erleb- und erfahrbar sind.

 

Interview: Cornelia Spillmann

 

 

 

 

www.kulturamt.tg.ch

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