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von Rolf Müller, 24.03.2015

Konzilfeier: Das zweite Jahr

Konzilfeier: Das zweite Jahr
Stellten die Thurgauer Aktivitäten des zweiten Jubiläumsjahres des Konstanzer Konzils vor: Martha Monstein und Rolf Müller. | © Rolf Müller von thurgaukultur.ch

Der Thurgau setzt auch im zweiten Jubiläumsjahr des Konstanzer Konzil starke grenzüberschreitende Akzente: Anlässe zu Wirtschaft, Kultur und Tourismus bauen Brücken vom Mittelalter in die Gegenwart.

Rolf Müller

„Der Thurgau ist seit jeher ein Objekt der Begierde“, blendete Dominik Gügel, Direktor des Napoleonmuseums Arenenberg, bei der Vorstellung der diesjährigen Jubiläumsaktivitäten des Kantons gut 600 Jahre zurück. So fiel der Entscheid für Konstanz als Konzilsort erst nach Inspektionsritten königlicher und päpstlicher Kundschafter durch den Thurgau.

Der Kanton trug wesentlich dazu bei, dass es den 72‘000 Gästen des grössten mittelalterlichen Kongress‘ (1414 bis 1418) um die Papst-Rangelei nicht an Lebensmitteln und Unterkünften mangelte. 2015 werde der Schwerpunkt der Thurgauer Konzilsaktivitäten auf grenzüberschreitenden Vorhaben liegen, erklärte Kulturamtschefin Martha Monstein. „Wir greifen vielfältige Aspekte auf und stellen Verbindungen zur heutigen Zeit her.“

So geht Werbung: Frecher Auftritt für die Ausstellung „Zankapfel Thurgau“.

Internationales Wirtschaftskonzil Ende April

Prominent beispielsweise mit dem ersten internationalen Wirtschaftskonzil am 30. April 2015, an dem zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik über aktuelle und künftige Herausforderungen in der Bodenseeregion und Europa diskutieren. Auch ein Thema wird das Verhältnis der Schweiz zur EU sein. Bereits lägen 450 Anmeldungen für die Tagung vor. „Im Geiste von 1414“ sollen Denkprozess angestossen und Lösungsansätze für dringende Zukunftsfragen erarbeitet werden, sagte Edgar Sidamgrotzki, Chef des Thurgauer Amts für Wirtschaft und Arbeit.

Zweiter Band der Reihe „Der Thurgau im späten Mittelalter“

Mit Spannung erwartet wird der zweite Band der Publikationsreihe „Der Thurgau im späten Mittelalter“ namens „Vom Bodensee nach Bischofszell – Alltag und Wirtschaft im 15. Jahrhundert“, der im Oktober erscheint. Er legt den Fokus auf Alltagsgeschichten, etwa die wechselseitige Beziehung zwischen Herrschaft und Bauern und beleuchtet unter anderem die Marktzentren Konstanz, St. Gallen und Bischofszell. Nicht immer verliefen Geschäftsbeziehungen harmonisch, häufig wurde der Richter bemüht.

Das Konzilsjubiläum in Kreuzlingen

Drei Rundwege zu den Themen Seeweg, Reiseweg und Versorgungsweg führen die Besucherinnen und Besucher zu insgesamt 14 historischen Orten in Kreuzlingen. Auf Informationstafeln wird aufgezeigt, welche Bedeutung der entsprechende Ort im 15. Jahrhundert in Bezug zum Konstanzer Konzil hatte. Die Stationen wurden so gewählt, dass ein Rundweg möglich ist, der an jedem Ort begonnen oder beendet werden kann.


Die Sonderausstellung des Museums Rosenegg „Ländliches Leben im späten Mittelalter“ illustriert anhand von Bildern, Texten und originalen Exponaten aus dem erweiterten Bodenseeraum das ländliche Leben unserer Vorfahren im späten Mittelalter. Eröffnung ist am 19. April 2015.

Das Seemuseum Kreuzlingen lädt am 21. Juni 2015 zum Familiensonntag und Sommerfest: „Fischerei und Schifffahrt im Mittelalter“. Zum Konzilsjubiläum taucht das Seemuseum in das späte Mittelalter ein und präsentiert Aktivitäten rund um Schifffahrt und Fischerei am Bodensee. (id)


„Zankapfel Thurgau“ im Historischen Museum

„Kuhschweizer!“ „Sauschwabe!“ Diese Schimpfwörter wurden im 15. Jahrhundert in einer Zeit der instabilen Herrschaftsverhältnisse im Thurgau geprägt. Und so stehen sie auf den Werbeplakaten des Historischen Museums Thurgau für die Ausstellung „Zankapfel Thurgau“ vom 4. September 2015 bis 31. Januar 2016.„Schon etwas provokativ“, kommentierte Museumsdirektorin Gabriele Keck vergnügt.

Mit vier fiktiven Figuren – Knecht, Page, Köchin, Magd – reist man im Schloss Frauenfeld multimedial zurück ins tiefe Mittelalter, als die Eidgenossen den Thurgau unterwarfen. Dazu gibt es ein lehrreiches und unterhaltsames Rahmenprogramm für Erwachsene und Kinder.

„Wege des Konzils“: Neue Routen

Rolf Müller, Chef von „Thurgau Bodensee“ (Thurgau Tourismus), stellte die Routen der "Wege des Konzils" vor. Verschiedene Konzilswege führen heute durch den Thurgau, eine kostenlose Karte von Thurgau Tourismus führt Mittelalterinteressierte zu den reizvollsten Zielen. Nachdem im letztes Jahr die Richentalroute vorgestellt wurde, kommen im Frühling 2015 kommen neue Wege hinzu. Gäste radeln, wandern oder fahren dann auf Spuren des Papstes Johannes XXIII., einem Pilgerweg, dem alten Verkehrsweg von Kreuzlingen nach St. Gallen sowie auf der neu beschilderten Route vom Wasserschloss Hagenwil nach Arbon. Unterwegs entdecken sie unter anderem ein wunderheilendes Grabmal und viele kunstvolle Wandmalereien aus dem Mittelalter. Die Karten sind bei „Thurgau Bodensee“ erhältlich oder hier als Download verfügbar. (id/rom)


Mit der Ausstellung „Meeting Point“ erinnert der Kunstverein Konstanz in Kooperation mit dem Kunstraum Kreuzlingen an das Konstanzer Konzil. Themenfelder wie Religion und Toleranz, Begegnung und Kommunikation oder Gastfreundschaft und kulturelle Vielfalt machen deutlich, wie sehr das mittelalterliche Kirchenereignis in unsere Gegenwart ragt und sich damit als Bezugspunkt zeitgenössischer Kunst anbietet. Im Bild das Projekt von Gili Avissar, ein Spiel mit Flaggen auf der Rheinbrücke in Konstanz. Vom 24. Mai bis 12. Juli 2015 u.a. im Kunstraum Kreuzlingen. (id/rom)

"Störfälle": Kontroverses interaktives Theater

Die Kreuzlinger Stadträtin Dorena Raggenbass stellte "Störfälle" vor; ein interaktives, "flashmobartiges" Theater, das im Juli konfrontativ in den Strassen von Kreuzlingen und Konstanz gegeben wird. Es soll Passanten hüben und drüben der Grenze überraschend zu Zuschauern machen und dabei alltägliche Probleme wie beispielsweise das Reizthema "Einkaufstourismus" aufnehmen. (rom)

 
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Mehr zum Thema:

Eine erste Bilanz - thurgaukultur.ch vom 1.12.2014
Videobilanz zum Konzil - thurgaukultur.ch vom 17.06.2014
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Es ging nicht ohne den Thurgau - thurgaukultur.ch vom 17.01.2014
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Alle Informationen, Termine und Themen hier:

www.konzil-thurgau.ch

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