von Inka Grabowsky, 30.06.2015
Der Elektro-Stimmungsmaler

Die vier besten Matura-Arbeiten an der Pädagogischen Maturitätsschule Kreuzlingen stammen in diesem Jahr von Kulturschaffenden. Manuel Krömler aus Güttingen macht den Abschluss mit neuartiger Musik.
Inka Grabowsky
Programmmusik kennen viele. Spätestens wenn man „Die Moldau“ als Teil einer symphonischen Dichtung erwähnt, wissen Musikfreunde, wovon die Rede ist. Eine solche Programmmusik hat Manuel Krömler zu fünf speziellen Situationen komponiert.
Zunächst hatte er die Stimmung auf einem Bahnhof, in einem Club, im Schulorchester, auf einem Berggipfel und in einer Stadt bei Nacht fotografisch festgehalten. Gleichzeitig nahm er an den jeweiligen Orten Umgebungsgeräusche auf. Verstärkt und neu arrangiert mischte er diese sogenannte „musique concrète“ unter seine Kompositionen.
„Die Geräusche wirken in den Musikstücken als stimmungsverstärkendes und programmverdeutlichendes Element“, beschreibt der 19-Jährige, der seine musikalische Karriere wie so viele mit der Blockflöte in der Primarschule startete. Später kamen die Geige und auch das Klavier dazu.
Unverzichtbares Arbeitsinstrument: der Mac. (Bilder: Inka Grabowsky)
Mit elektronischer Musik beschäftigt sich Manuel seit zwei Jahren leidenschaftlich. Mit seinem Bruder Fabian veröffentlicht er als „Gallery of Noise“ "electronic dance music" und tritt gelegentlich auch als DJ auf.
Musik ergänzt Bilder
„Elektronische Stimmungsmalerei“, das Thema seiner Matura-Arbeit, ist die logische Weiterentwicklung. „Die Musik wirkt in Zusammenhang mit den schwarz-weiss-Fotos, die ich aufgenommen habe. Sie bringt die Farbe in die Bilder.“ Damit der Rezipient einen vollständigen Eindruck der jeweiligen Stimmungen bekommt, muss er bewusst zuhören.
„Ich wollte mit der Arbeit auch Hörgewohnheiten brechen“, sagt der Maturand. „Meine elektronische Musik ist eben nicht kommerziell und nicht leicht zu konsumieren. Man muss sich auf das Erlebnis einlassen.“ Sein eigenes Gehör sei durch die Arbeit geschult worden. Man lerne beim Produzieren elektronischer Musik das bewusste Hören und das Achten auf feine Nuancen. „Deshalb läuft bei mir auch keine Musik, während ich lerne. Ich konzentriere mich auf das, was ich höre."
Präsentation der Matura-Arbeit.
„Spannend“ und „Interessant“ fänden die meisten Hörer die Komposition. Wobei „Komposition“ die Tätigkeit weniger trifft als „Produktion“. Manuel Krömler schreibt keine Noten in eine Partitur, sondern experimentiert intuitiv mit seinem Synthesizer. Danach bearbeitet er das Werk analytisch und arrangiert neu, was den Höreindruck trübt.
Zukunft noch offen
Diese kreative Arbeit ist für ihn zu einem unverzichtbaren Teil des Lebens geworden. Ob er sie jedoch zu seinem Beruf machen kann, oder ob er doch an der Pädagogischen Hochschule studiert, weiss er noch nicht. Nach der bestandenen Prüfung wird er zunächst in Schottland sein Englisch vervollkommnen. „Dann sehe ich weiter“, meint er zuversichtlich.
In einer Serie porträtiert thurgaukultur.ch die Preisträgerinnen und Preisträger der besten Matura-Arbeiten 2015 an der PMS, ausgezeichnet durch die Stiftung Jugendförderung Thurgau. Es sind dies: Jasmina Wetz, Laura Schoch, Jonathan Sachweh und Manuel Krömler (von links).
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"Elektronische Stimmungsmalerei" in der Soundcloud von Manuel Krömler (Kompositionen und Bilder der Matura-Arbeit)
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Bisher erschienen:
Laura Schoch: Street Art - thurgaukultur.ch vom 30.06.2015
Jonathan Sachweh: Die Rock-Matura - thurgaukultur.ch vom 29.06.2015
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Das Campus-Konzert - thurgaukultur.ch vom 13.06.2015

Von Inka Grabowsky
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