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von Patrizia Barbera, 27.08.2015

Und Action!

Und Action!
Zu Gast bei den Veranstaltern des Internationalen Kurzfilmfestivals in Winterthur. | © Patrizia Barbera

Klappe, die dritte: Das Netzwerktreffen für Kulturverantwortliche an Schulen des Programms „kklick - Kulturvermittlung Ostschweiz" stand ganz im Zeichen der Filmbildung. 

Patrizia Barbera

Die Stimmung ist ausgelassen. Wie das eben so ist vor einem Kinobesuch. Das heutige Treffen findet – passend zum Thema „Filmbildung im Unterricht“ – im Kino Maxx in Winterthur statt.

Freudig werden kurze Grüsse ausgetauscht. „Wie geht’s dir denn? Wie lief das Schuljahr bei dir an?“ Man kennt sich inzwischen. Es ist das dritte Treffen seit dem Start des Kulturvermittlerprogrammes, das Schulen, Lehrer und vor allem Schüler mehr miteinbinden will in das Kulturgeschehen vor Ort – und in der Region.

Die zweimal jährlich stattfindenden Treffen dienen dem unkomplizierten Austausch zwischen den Kulturvermittler*innen und haben jedes Mal einen thematischen Schwerpunkt. Nach Theaterpädagogik beim letzten Treffen war dieses Mal Filmbildung der Fokus.  (Fotos: Patrizia Barbera)


Das sind die ersten News, die Stefanie Kasper, die das Projekt gemeinsam mit Cornelia Spillmann leitet, gleich zu Beginn verkündet. Der sogenannte Kulturpass – mit dem die Kulturverantwortlichen freien oder ermässigten Eintritt zu Kulturveranstaltungen haben, um sich selbst ein Bild vom Kulturangebot zu machen und es dann an die Schüler weiter zu tragen – wird ausgweitet auf drei Kantone: Thurgau, St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden.

Mediale Flut und fehlende Reflexion

Nach einer kurzen Rückmeldung zur ersten Umfrage unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kulturvermittlungsprogramms (die „zum allergrössten Teil“ sehr zufrieden sind mit Austauschmöglichkeiten und dem Programm an sich, so Kasper), steht der Nachmittag im Zeichen der Filmbildung. Samt Sichtung des möglichen Materials, versteht sich.

Zuvor fasst Medienpädagoge und Präsident der Plattform cineeducation Heinz Urben aber noch kurz und prägnant zusammen, wieso er sich seit Jahren für Filmbildung begeistert.

„Der Medienkonsum bei Jugendlichen ist enorm und rasant angestiegen. Was dabei total fehlt: produktive, rezeptive und analytische Kompetenzen, mit denen die Jugendlichen das Gesehene einordnen und reflektieren können“, stellt Urben fest. Dabei könnten Filme Orientierungshilfe und Sinnerfüllung für das tägliche Leben werden - wenn sie es  nicht schon sind.

Sich in andere Welten denken, auch nicht-eurozentristische, auch mal fernab der amerikanisch geprägten Filmkultur, die wir gewohnt sind. Kurz: Zwischen YouTube und Mainstream. Diese heterogene Welt aufzeigen, fühl- und erlebbar machen, das sind die Ziele der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur, erklären Remo Longhi (Kaufmännische Leitung) und John Canciani (Künstlerische Leitung).

Der Vorspann läuft

Damit die Kulturverantwortlichen sich das vorstellen können, werden zwischen weiteren Informationen zur Filmbildung im Unterreicht gleich drei Kurzfilme gezeigt. Die rund 40 anwesenden Lehrerinnen und Lehrer lehnen sich gespannt in ihre samtroten Sessel zurück.

Wir schauen einem zehnjährigen Jungen dabei zu, wie er auf einem Fussballplatz in Sarajevo seinen Ball aus Versehen auf den gegenüberliegenden Friedhof schiesst. Und etwas Wärme findet.
Sehen mit Überwachungskameraaugen der Nachstellung einer wahren Begebenheit in Schweden vor einer Bank zu, wo Leute, wie wir, neugierig glotzen, ihr Smartphone zücken und schaulustig am Rand stehen, statt die Polizei zu rufen, als die Bank vor ihnen überfallen wird.
Und wir sehen einem tibetanischen Porträtfotografen zu, wie er kitschigen Hintergrund um Hintergrund wechselt und den davorstehenden Menschen und Schicksalen, die in ihren Augen flackern wie gleissendes Licht. Das alles sehen wir und später hört man es hier und da murmeln.

„Vor allem der letzte Film – daran könnte man gut das Thema Bildsprache behandeln.“ Und: „...das mit den Smartphones ist ja auch ausufernd, gerade auch an unserer Schule, bei euch auch?“ Es scheint geklappt zu haben, das mit dem Austausch und der Bildung über Filmbildung. Zumindest der gedankliche Vorspann ist geschafft. Der Trailer zum Kurzfilm sozusagen.

 

Was sind Kulturverantwortliche?

Kulturverantwortliche sind Ansprechpersonen in Sachen Kulturvermittlung an ihren Schulen. Sie informieren das Kollegium regelmässig über kulturelle Vermittlungsangebote für Schulklassen und beraten es bei der Organisation und Finanzierung von Kulturveranstaltungen in- und ausserhalb des Schulhauses.
Um die Vernetzung von Kultur und Bildung auf Dauer zu festigen, sind Kulturverantwortliche zudem Bindeglieder zwischen ihrer Schule, Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden. Das Amt kann – je nach Möglichkeit – individuell gestaltet werden. Gemeinsam mit der Schulleitung soll ein Zeitgefäss definiert werden, so dass interessierte Lehrpersonen diese Aufgabe im Rahmen des Berufsauftrags wahrnehmen können.

 

Anmeldung noch möglich!

 

Es werden laufend neue Kulturvermittler*innen gesucht! Wer sich selbst registrieren oder das Programm weiterempfehlen will, gelangt über die offizielle Website zur Anmeldung mit allen wichtigen Eckdaten.

 

 

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Mehr zum Thema:

Kultur macht Schule - thurgaukultur.ch vom 20.11.2014
Kultur in Schulen verankern - thurgaukultur.ch vom 17.11.2014
Kids mit Kultur infizieren - thurgaukultur.ch vom 15.08.2014

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