von Kurt Schmid, 17.02.2010
A propos Leuchtspur: Lieber Jean!

Kurt Schmid
Lieber Jean Grädel. Es gibt Thurgauerinnen und Thurgauer so wie du einer bist, nämlich engagierte Kulturschaffende, initiativ, wie etwa bei der Gründung der Claque, dieser frei-frechen Theatertruppe in Baden, oder professionell-erfolgreich als Ko-Leiter der Gessnerallee in Zürich mit der Sparte Tanz. Dafür u.a. gab’s 2007 den Thurgauer Kulturpreis. Und jetzt bist du aktiv im Thurgau unterwegs, im Theaterhaus Weinfelden, im Phönixtheater Steckborn und auch beim See-Burg-Theater. Der Thurgau hat dich wieder. Und du wunderst dich. In der Leuchtspur der Thurgauer Zeitung vom 15. Februar vermisst du eine Thurgauer Kulturlobby. Denn eine solche hat der „Kulturfahrplan Tg“ 2004 nur gefordert und nicht befördert. Auch die Ansätze zu einer Kulturlobby seitens der Kulturstiftung blieben stecken. Und die kantonale Kulturkommission tagt eh hinter verschlossenen Türen. Spuhlers Berliner Stipendium und Models Kulturtempel sind Einzelininitiativen. Die Sache mit der Kunsthalle Kreuzlingen/Konstanz versandet.
Es gibt nun das Kulturportal „Thurgaukultur“ - und das ist inter-aktiv! Speziell dafür gibt’s beispielsweise den BLOG – oder die Sparte Kulturgespräch. Da könnte man/frau reagieren und agieren. Vielleicht einfach mal so: Man gebe zu diesem Blog einen kurzen Kommentar, wie beispielsweise:
Ich bin dabei!
Und füge den Namen an.
Daraus entsteht eine Liste. Wenn dann zehn Namen darauf stehen, lade ich zu einem ersten Gespräch ein. Thema: Auf dem Weg zu einer Kulturlobby.
Lieber Jean, liebe Leute, machst du, macht ihr mit?
Und pro memoria. Die letzte wirksame Kulturlobby gab’s 1990 und war eine Kommission zu den Jubiläumsfeierlichkeiten des Jahres 1991. Resultat: die Kulturstiftung des Kantons Thurgau.
***
Kommentare
Dieter Langhart | 18.02.2010, 11.32 Uhr
Eine gute Idee, Kurt Schmid. Und nicht vergessen: dann die Thurgauer Zeitung ans Gespräch einzuladen. Denn unsere Zeitung bietet eine der nötigen Grundlagen für diesen Blog.
Alex Bänninger | 18.02.2010, 12.22 Uhr
Gerne warte ich auf die Einladung von Kurt Schmid zum Gespräch.
Mit dem “Kulturfahrplan” schlug ich 2004 u. a. eine Kulturlobby vor. Humbert Entress griff die Idee auf und führte mit Interessierten einige Sitzungen durch, liess aber die Angelegenheit ohne Ergebnis auf sich beruhen. Im Mai 2009 rief ich mit meinem Rückblick auf fünf Jahre “Kulturfahrplan” die Kulturlobby in Erinnerung. Ihre Notwendigkeit wiederholte ich in der “Leuchtspur” vom 20. Juni 2009 in der Thurgauer Zeitung. Kathrin Zellweger antwortete darauf in ihrer “Leuchtspur” und meinte, eine Lobby sei nicht nötig. Jetzt hat auch Jean Grädel eine “Leuchtspur” der Kulturlobby gewidmet, ohne allerdings den hier kurz geschilderten Leidensweg zu erwähnen.
Kathrin Spycher | 18.02.2010, 12.27 Uhr
Auf dass der Funke überspringe …! Als blühende Landschaft hat Martin Preisser die Kulturlandschaft im Thurgau bezeichnet, zum Start von Thurgaukultur.ch im Mai 2009. Nun ist sie seit bald einem Jahr online. Zeit, endlich neue Blüten zu treiben – und den virtuellen Dorfplatz zu bevölkern. Die Macher hinter thurgaukultur.ch sind gern dabei!
Jean Grädel | 18.02.2010, 14.00 Uhr
Selbstverständlich bin ich dabei. Noch habe ich keine einleuchtende Idee, wie diese Lobby zu organisieren wäre ohne noch eine Administration aufzubauen, aber dieser Blog, lieber Kurt Schmid, ist tatsächlich ein (viel zu wenig genutztes) Medium, über das wir erste Kontakte und eine Öffentlichkeit aufbauen können. Lasst es uns nutzen.
Lieber Alex, bitte verzeih, dass ich den Leidensweg Deiner Initiative nicht erwähnt habe. Der Leuchtspurartikel war sowieso schon zu lang. Du kennst die Zeichenbeschränkung selber. Aber ich weiss um Dein ungebrochenes Engagement und seine Geschichte und kann ja auch nachvollziehen, dass solche Initiativen immer mal wieder einschlafen. Engagierte Leute sind an vielen Fronten aktiv und die anderen erreicht man schwer und sie steigen bald wieder aus.
Dieter Langhart | 18.02.2010, 15.29 Uhr
Immerhin: in einem halben Tag haben wir vier Namen und einen Berichterstatter auf der Liste, wenn auch die üblichen Verdächtigen. Ich schlage als kleine antreibende Massnahme vor, dass wir alle (heute!) ein Mail an Unverdächtige verschicken, bloss mit dem Link auf diesen Blog.
Dorena Raggenbass | 19.02.2010, 18.05 Uhr
Liebe Mitstreiterin und Mitstreiter oder sinds schon die “Lobbyisten” des Thurgaus…
immerhin eine “Leucht”-Spurensuche, die mit Eurer Mithilfe sicherlich auch zu einer festen Lichteinheit werden kann…sehr gerne bin ich an einem Treffen dabei…die Kunsthalle oder besser Kulturhalle in Kreuzlingen ist keineswegs versandet…einen kleinen Rucksack an Erfahrungen, Zündhölzli, Znünibrötli und Traubenzucker für das Durchhalten darf ich sicherlich zum Gespräch mitbringen…
Heidi Schöni Steffen | 22.02.2010, 23.16 Uhr
Nachdem ich nun seit dem 15. Februar Jean's ausgeschnittene Leuchtspur mit mir herumtrage, ist es eine logische (?) Konsequenz, dass ich mich als Nummer 7 in die Lobby begebe. Es wäre schön, wenn sich im Vorraum zur Kultur nebst unermüdlichen KulturtäterInnen auch einige KulturfreundInnen, UnterstützerInnen und ErmöglicherInnen einfinden würden.
Rahel Müller | 23.02.2010, 15.14 Uhr
Erfreulich. Liebe Grüsse von der potentiellen Reservistin dafür: Rahel Müller
Benedikt Wälder | 23.02.2010, 17.39 Uhr
Mich kann man auch haben, vorausgesetzt man teilt den Mut und nicht die Angst und meine räumlichen Möglichkeiten stehen gerne zur Verfügung.
Suzanne Chammas | 23.02.2010, 20.30 Uhr
Ich bin für Bewegung. Lasst uns festgefahrene Strukturen aufrütteln, alles durch schütteln und neu mixen, aber dieses Mal bitte nicht nur auf dem Stuhl kleben bleiben.
Suzanne Chammas
Daniela Schmid | 24.02.2010, 10.14 Uhr
Ich bin gerne dabei, im Tanz zu Hause und in der Kultur verankert. Bin gespannt auf interessante Begegnungen und Austausch.
Rolf Neuweiler | 25.02.2010, 16.19 Uhr
Lieber Kurt
welche Kulturlobby meinst Du eigentlich? Selbstverständlich gibt es die im Thurgau…
Leider habe ich Dich noch nie in der Galerie Rebhüüsli, Kreuzlingen begrüssen dürfen, aber die stellt ja auch nur regionale Künstler/innen aus der Ostschweiz und Süddeutschland aus!
Dieter Langhart | 25.02.2010, 16.29 Uhr
Hier Jean Grädels Leuchtspur in der Thurgauer Zeitung vom 15. Februar, die online nicht nachlesbar ist, da das Archiv am 29. September 2009 zu existieren aufhörte…
Thurgauer Kulturlobby
Am 27. Mai 2004 wurde der Öffentlichkeit ein Kulturpolitisches Strategiepapier für den Kanton Thurgau übergeben, angeregt von der Stiftung Think Tank Thurgau. Darin wurden viele anregende Denkanstösse und Empfehlungen fürs Umdenken, für den Aufbruch und für die Gestaltung der Zukunft der Thurgauer Kulturpolitik aufgelistet. Einiges weniges ist in Gang gekommen, das meiste aufgrund der üblichen finanziellen oder personellen Mankos verschoben und vergessen worden.
Als letzter Akzent des Papiers wird die Bildung einer Kulturlobby empfohlen: «Ob der Kulturfahrplan TG ein Fahrplan bleibt oder zum Anfang einer Reise in eine vitale Zukunft der Kultur im Thurgau wird: die Antwort hängt zum grössten Teil ab von der Durchsetzungsfähigkeit einer klugen und geschlossenen Kulturlobby. Sie muss aufgebaut werden. Zu ihren Aufgaben gehört es, wichtige Kulturfragen zu diskutieren.»
Schon 2004 war mir klar, diese Empfehlung ist so einleuchtend und sinnvoll, da wird jetzt wohl sofort eine solche Lobby aufgebaut. Das ist sechs Jahre her – und nichts geschah. Wer bildet diese Lobby? Wer gibt die Initialzündung, sucht sich die richtigen Lobbyisten zusammen, organisiert das erste Meeting? Es gibt eine ganze Reihe von schweizerischen Kulturverbänden, die sich stark machen für die Anliegen ihrer Sparten. Diese Verbände sind für die spezifischen Anliegen und Interessen eines Kantons wie den Thurgau nicht geeignet. Wir müssen hier lobbyieren, ohne Partikularinteressen, ohne Neid und Schielen auf andere Regionen.
Eine Lobby ist ein Vorraum oder Empfangsraum in einem Gebäude, beispielsweise eine Hotel- oder Parlamentslobby; im politischen Kontext eine Interessengruppe, die eine gemeinsame Meinung vertritt und dieser Geltung zu verschaffen sucht. Jeder Wirtschaftsverband, jede Bank oder Versicherung, jeder Sportverband usw. hat ihre Interessenvertreter in den Vorräumen der Parlamente. Die Macht der Lobbys in der Schweiz ist für die Öffentlichkeit heimlich aber unheimlich. Lasst uns doch, Kulturinteressierte, KulturarbeiterInnen, Meinungshaber und Meinungsmacher in den Vorräumen zu den Volksvertretern, die entscheiden, unsere gemeinsamen Meinungen und Interessen vertreten. Sie sind weder heimlich noch unheimlich und verursachen auch keine Schäden. Wir sind viele, verstreut im Kanton. Wer bringt uns zusammen? Es gibt viel zu tun! «Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit» (Karl Valentin).
Kathrin Zellweger | 25.02.2010, 17.16 Uhr
Ich sei gegen eine Kulturlobby, hat mich Alex Bänninger zitiert. Das stimmt insofern, als ich – als Antwort auf Alex Bänningers “Leuchtspur” – Bedenken äusserte, dass damit Eigenintiativen der Kulturschaffenden versanden könnten. Mir wäre es wichtig, dass wir zuerst einmal darüber reden, was denn mit der Kulturlobby (Menschen)und dem Kulturlobbying (Inhalt) gemeint ist. Wenn ich die Kommentare lesen, bin ich mir ziemlich sicher, dass nicht alle vom selben reden. Ich bin keine Kulturverächterin und auch keine, die meint, dass sich im TG nicht noch einiges verbessern liesse. Aber nochmals: Klären wir erst mal, was mit den Begriffen gemeint ist.
Kathrin Zellweger
Eva Tobler | 25.02.2010, 19.12 Uhr
Lieber Jean, es gibt schon Kulturlobby im Thurgau, aber verstreut und in Nischen wie so manches zwischen den sanften Hügeln unseres Kantons. Es gibt zum Beispiel eine Parlamentarische Gruppe Kultur im Grossen Rat, vor 11 Jahren auf meine Initiative hin gegründet. Sie existiert noch heute, zwar auf Sparflamme, aber immerhin. In der kantonalen Kulturkommission existiert seit kurzem eine Arbeitsgruppe, die Kulturlobby fördern möchte. Am guten Willen fehlt es oft nicht – aber vielleicht am feu sacré? Ich habe leider auch kein Rezept. Dieser Blog könnte eine Chance sein.
Brigitta Hartmann | 25.02.2010, 20.21 Uhr
Die Zehnerliste ist bereits gegeben. Freue mich, wenn ich trotzdem zu einem Austausch eingeladen werde. Brigitta Hartmann, Präsidentin kunst thurgau
Huber Leopold | 02.03.2010, 11.11 Uhr
Mir sind Lobbys verdächtig im geschäftlichen Einflussgerangel. Kultur ist keine Ware. Die Leute sollen aus sich selbst heraus eine Sehnsucht nach Kultur haben, besonders die barbarischen.
Die Arbeit, den Einsatz, die Initiative kann uns Kulturschaffenden niemand abnehmen.
ABER: Wenn es gelingt, die Kulturinteressierten, die Kulturkonsumenten, die Kulturliebhaber, die Kulturtreibenden zu mobilisieren, dann wird augenfällig welch grossen Stellenwert Kultur hat. Und die Banausen werden erbleichen.
Huber Leopold ist dabei und möchte 8000 See-Burgtheaterbesucher mitbringen.
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