26.11.2019
Wie Kirchtürme wuchsen
Anlässlich des Jubiläums «150 Jahre Landeskirchen im Kanton Thurgau» ist der 21. Band der Buchreihe «Denkmalpflege im Thurgau» der Kirchenbaugeschichte seit 1869 gewidmet. Die Buchvernissage findet am Donnerstag, 28. November, um 18.30 Uhr im Kloster Fischingen statt.
1869 wurde im Kanton Thurgau mit der Einführung des Landeskirchenrechts die Beziehung zwischen Kirche und Staat neu geregelt. Die evangelische und die katholische Kirche erhielten dabei eine weitgehende Selbständigkeit zuerkannt. Seit der damaligen Gründung der Thurgauer Landeskirchen war die kirchliche Baudynamik besonders hoch: Knapp 60 der rund 200 landeskirchlichen Gotteshäuser im Thurgau entstanden in den letzten 150 Jahren.
«Etwa die Hälfte dieser Neubauten erstellte man aus dem Wunsch heraus, paritätische Verhältnisse aufzulösen, also die gemeinsame Nutzung eines Kirchengebäudes durch beide Konfessionen aufzugeben, und im Ort eine zusätzliche Kirche zu errichten», heisst es in einer Medienmitteilung des Kantons dazu. Die wesentlichsten Triebfedern dieser Entwicklung seien demnach die Bevölkerungszunahme und das Wirtschaftswachstum gewesen. «Beide liessen die Kirchgemeinden finanziell erstarken und versetzten sie in die Lage, ihre meist lang gehegten Wünsche nach separaten Gotteshäusern in die Tat umzusetzen», so die Mitteilung weiter. Anlässlich des Jubiläums «150 Jahre Landeskirchen im Kanton Thurgau» ist ein neues Buch, der 21. Band der Buchreihe «Denkmalpflege im Thurgau», der Kirchenbaugeschichte seit 1869 gewidmet.
Was tun, wenn Kirchen nicht mehr gebraucht werden?
Andere wichtige Aspekte der jüngeren Kirchenbaugeschichte seien die Themen des Umbauens und Umnutzens – wobei gerade Letzteres zurzeit wieder an Aktualität gewinne. Denn sowohl evangelischer- wie auch katholischerseits sei klar, dass künftig weniger Kirchen gebraucht werden. «Vor allem die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft, die sinkenden Mitglieder- und Kirchenbesucherzahlen, der Personalmangel sowie vergrösserte Verwaltungseinheiten führen zu immer mehr kaum genutzten Kirchen, die trotzdem hohe Unterhaltskosten verursachen», schreibt der Kanton.
Mit ihrer diesjährigen Publikation wolle die Denkmalpflege zum einen auf die Qualitäten der jüngeren thurgauischen Kirchen und Kapellen aufmerksam machen und zum anderen einen Beitrag an die Diskussion um die künftige Nutzung liturgisch nicht mehr benötigter Kirchen leisten. Neben einem bebilderten Katalog, der sämtliche seit 1869 erbauten landeskirchlichen Gotteshäuser aufführt, werden verschiedene kirchengeschichtliche Themen wie der Kirchturmbauboom um 1900 oder die Paritätsaufhebungen aufgegriffen. Anhand diverser historischer und gegenwärtiger Beispiele und im Gespräch mit Experten werden zudem neue Nutzungsformen und bauliche Optionen für Kirchen und Kapellen aufgezeigt.
Buchvernissage am 28. November
Der 21. Band der Reihe «Denkmalpflege im Thurgau» trägt den Titel «Kirchenbau 1869−2019 − 150 Jahre Landeskirchen im Kanton Thurgau». Die Vernissage findet am Donnerstag, 28. November, um 18.30 Uhr im Festsaal des Klosters Fischingen statt. Nach der Begrüssung durch den kantonalen Denkmalpfleger Ruedi Elser und Grussworten der Regierungsrätin Carmen Haag und des Kirchenratspräsidenten der katholischen Landeskirche, Cyrill Bischof, führt die Kunsthistorikerin Birgit Seidenfuss im Rahmen eines Fachvortrags in das Thema der Kirchenbaugeschichte seit 1869 ein. Die Teilnahme an der Veranstaltung erfolgt per Anmeldung beim Amt für Denkmalpflege in Frauenfeld.
Das Buch: «Kirchenbau 1869−2019 – 150 Jahre Landeskirchen im Kanton Thurgau», herausgegeben vom Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau. Schriftleitung: Ruedi Elser, Redaktion: Silvana Rageth und Peter Erni, 156 Seiten, 282 Abbildungen, broschiert, Fr. 48.−
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