13.03.2014
Transport unter Polizeischutz

Zum Jubiläum „600 Jahre Konstanzer Konzil“ erfährt ein Schweizer Kunstgegenstand derzeit besondere Beachtung: die berühmte Frauenfelder Mitra. Sie geht als eines der wenigen Kunstwerke direkt auf die Konzilzeit zurück.
Demnächst steht ein Transportakt mit Samthandschuhen und Begleitschutz an, denn das Prunkstück der Sammlung des Historischen Museums Thurgau geht als eine der wichtigsten Leihgaben zur anstehenden Grossen Landesausstellung "Das Konstanzer Konzil. Weltereignis des Mittelalters 1414 - 1418“ nach Deutschland. Trotzdem ist die Mitra in den kommenden Monaten auch in ihrer Heimat allgegenwärtig, denn sie stand Modell für das Logo des Thurgauer Konziljubiläums. Auch im Schloss Frauenfeld bleibt die Bischofskrone präsent, wird umkreist, herangezoomt und entfaltet in einer Doppelbildschirm-Animation ihre Pracht im Detail.
Frisch herausgeputzt auf Reisen
Restauratoren der weltweit renommierten Abegg-Stiftung in Riggisberg haben hunderte Stunden damit verbracht, die prunkvolle Bischofsmütze zu reinigen, zu restaurieren und zu konservieren. Seit der letzten Restaurierung 1948 haben sich die technischen Möglichkeiten deutlich erweitert, so dass dem Kunstwerk auch einige neue Geheimnisse entlockt werden konnten. Unter anderem ist jetzt sicher, dass die Mitra nicht aus Italien mitgebracht, sondern im süddeutschen Raum angefertigt wurde.
Status-Symbol des Mittelalters
Die Geschichte der Frauenfelder Mitra lautet also nach aktuellem Stand der Forschung folgendermassen: Papst Johannes XXIII. war 1414 samt Gefolge zum Konzil in Konstanz unterwegs. Die letzte Nacht verbrachte er im Kloster von Kreuzlingen. Als Dank für die Gastfreundschaft verlieh der Pontifex dem örtlichen Abt das Recht, Stab und Mitra zu tragen, was eigentlich Bischöfen vorbehalten war. Der Abt liess daraufhin selbst eine besonders prachtvolle Bischofsmütze für sich anfertigen, ein echtes Statussymbol.
Höchste Sicherheitsvorkehrungen
Umso näher die Eröffnung des Konziljubiläums rückt, desto grösser wird auch das öffentliche Interesse an der Mitra. Das Historische Museum Thurgau hat sich dazu entschlossen, den Transporttermin des Kunstwerks für die Reise zur Landesausstellung an die Presse bekannt zu geben. So können Journalisten beim Verpacken und Verladen der Mitra dabei sein – selbstverständlich mit Sicherheitsabstand. Für den Transport des Millionenkunstschatzes nach Konstanz wurde bereits Polizeischutz angefordert. (pd)
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