von Katrin Zürcher, 17.05.2014
Skulpturenweg: Glufe zeigt das Ziel

Wie im Internet zeigt eine überdimensionierte Stecknadel, wo sich das gesuchte Ziel befindet. Die Glufe des Arboner Künstlers Marc Moser ist fünf Meter hoch, rot und aus Stahl. Sie steckt an der Murg in Frauenfeld und verweist auf den Skulpturenweg.
Katrin Zürcher
An der Murg ist viel Betrieb an diesem Samstagvormittag. Am linken Ufer tragen Dutzende von Männern, Frauen und Kindern leere Glasflaschen und Kartons, ausrangierte Kleider und Blumentöpfe zu den Sammelcontainern des Werkhofs. Auch auf der rechten Seite des munter dahinplätschernden Flüsschens hinter dem Bahnhof Frauenfeld wird emsig gearbeitet. Unter weissen Partyzelten werken vier Männer und zwei Frauen, manche tragen Schutzkleidung. Sie schweissen und schleifen, schnitzen und spitzen. Motoren dröhnen, der Wind bläst aufsteigende Staubwolken über das Wasser. Eisen, Stein, Holz und Stahl werden an der Frauenfelder Bildhauerwoche in Form gebracht. Mit Gabriel Mazenauer aus Wigoltingen, Marcus Messmer aus Amlikon und Markus Graf aus Frauenfeld sind drei Thurgauer Bildhauer vertreten; Pirmin Meyer kommt aus dem luzernischen Knutwil, Julia Roth und Barbara Schnetzler aus Basel.
Beim Entstehen einer Skulptur dabeisein
Gabriel Mazenauer gönnt sich gerade eine Pause, um sich in der Sonne aufzuwärmen. Zusammen mit Markus Graf hat er die Bildhauerwoche zum zweiten Mal organisiert. Er ist zufrieden: „Bisher ist alles sehr gut verlaufen“, sagt er, „seit dem Beginn am Montag arbeiten wir hier täglich und haben immer Zuschauer.“
Besucher dürfen sich auch selbst am Stein versuchen. Bild: Katrin Zürcher
Das Wetter war zwar an der ersten Frauenfelder Bildhauerwoche, die vor zwei Jahren im Burstelpark stattfand, deutlich wärmer und trockener, dafür ist die Lage im Lindenpark reizvoller. Die gelegentlichen Regengüsse und Windstösse scheinen das Publikum nicht zu stören. „Ich finde es interessant, dass man hier den Künstlerinnen und Künstlern bei der Arbeit zuschauen kann“, sagt eine junge Frau. Ihrer Begleiterin gefällt es, „beim Entstehen eines Kunstwerks dabeizusein“. Die Idee ist, dass die Skulpturen am nächsten Donnerstag fertig sind und in einer Finissage gezeigt werden.
Kunst, fast so weit das Auge reicht
Ein Spaziergang an der Murg ist aber auch über den 22. Mai hinaus sehr zu empfehlen. Zwischen dem Bildungszentrum für Technik und dem Zeughauskreisel stehen fünfzehn fertige Skulpturen von Kunstschaffenden aus den Kantonen Thurgau und Zürich und aus Konstanz. Es sind Werke von Peter Bernhardsgrütter, Arturo Di Maria, Veronika Dierauer, Franziska Etter, Benjamin Hinnen, Pascal Kohtz, Susan Kopp, Betty Kuhn, Bernhard Licini, Marc Moser, Fery Müller, Didi Paffrath, Stefan Rutishauser, Renata Schalcher, Brigitte Schneider, Anita Staedler. Die Skulpturen bleiben bis zum 1. Oktober stehen und verwandeln – zusammen mit den im Entstehen begriffenen – den Spazierpfad in einen überaus reizvollen Skulpturenweg. Auch denjenigen, die Altglas entsorgen, sei zumindest der Schritt auf die Fussgängerbrücke zum Bahnhof empfohlen. Von dort sieht man zu beiden Seiten der grünblau dahinziehenden Murg Kunst, fast soweit das Auge reicht. Im Gras steckt eine fünf Meter hohe rote Stecknadel, wie sie auf Internet-Karten das gesuchte Ziel anzeigt. „loca_.ch“ von Marc Moser zeigt, dass man auf dem Skulpturenweg genau richtig ist.
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