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22.08.2011

„Endlich richtig und sicher untergebracht“

„Endlich richtig und sicher untergebracht“
Das neue Staatsarchiv ist offiziell eröffnet: Regierungspräsident Kaspar Schläpfer (links) und Baudirektor Jakob Stark zerschneiden das Band. | © Informationsdienst des Kantons Thurgau

Das neue Staatsarchiv des Kantons Thurgau in Frauenfeld ist eingeweiht. Der Bau hat viel Lob bekommen, aber bereits auch einen Übernamen.

„Wir wohnen heute einem historischen Ereignis bei“ – mit diesen Worten eröffnete Regierungspräsident Kaspar Schläpfer am Freitag seine Ansprache vor einer Vielzahl von Thurgauer Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Verwaltung. Historisch deshalb, weil es mit dem Inhalt des Staatsarchivs um historische Gegenstände gehe, historisch aber auch, weil die Einweihung eines Staatsarchivs im Thurgau ein äusserst seltenes Ereignis sei. Immerhin habe die letzte gleichartige Veranstaltung im Jahr 1937 stattgefunden. Er sei glücklich, dass es gelungen sei, dem Staatsarchiv den nötigen Platz für seine Arbeit zur Verfügung stellen zu können: „Was bisher nach bestem Wissen und Gewissen ausgewählt und aufbewahrt worden ist, ist nun endlich richtig und sicher untergebracht.“

Eine halbe Million weniger

Auch Baudirektor Jakob Stark schwärmte vom eingeweihten Bau: „Das neue Staatsarchiv ist ein sehr gelungener Bau, eine Kombination von alt und neu, welche die Vorstadt Frauenfelds aufwertet und vom grossen Platz über dem Endarchiv einen ganz neuen Blick auf Frauenfeld und eine herrliche Fernsicht zum Seerücken freigibt.“ Als Baudirektor zeigte er sich zudem erfreut darüber, dass der Baukredit von 19,7 Millionen Franken trotz zusätzlichem Minergiestandard nicht nur eingehalten, sondern gar um eine halbe Million Franken unterschritten werden konnte.

Abbild des Seerückens

Ein besonderes Merkmal des neuen Staatsarchivs ist die Klinkerfassade des Endarchivs, das im Grunde genommen das abstrahierte Abbild des in der Ferne sichtbaren Seerückens darstellt. „Das Besondere und Selbstverständliche an diesem Mauerrelief ist“, so Kantonsbaumeister Markus Friedli, „dass die Ansicht wirklich als Landschaft oder als anderweitige Figur gesehen werden kann, jedoch nicht den Anspruch hat, als solche betrachtet werden zu müssen.“

Im Volksmund „Klagemauer“

Für die ausführende Architektin Anna Jessen sind die in der Fassade aufeinander gelagerten Schichten aus farbigem Klinkerstein auch architektonischer Ausdruck für das Stapeln und Schichten von historischen Materialien im Innern des Staatsarchivs. Dies wiederum stehe in Zusammenhang mit dem Namen „pila“ des Wettbewerbsprojekts, was auf italienisch Stapel oder Schichtung heisse. Etwas nüchterner sieht das offenbar das Volk. Regierungsrat Stark wusste nämlich, dass die Klinkerfassade im Volksmund bereits als „Klagemauer“ bezeichnet werde.

Von sieben auf einen Standort

Der neue Hausherr, Staatsarchivar André Salathé, sieht sich am Ende eines langen und erfolgreichen Weges. Er, der von der Architektin ganz am Anfang „als netter Hausmeister, der uns bereitwillig alle Räume zeigte und erläuterte, der vor allem auch immer wartete, bis wir die Räume wieder verlassen hatten“ wahrgenommen wurde, ist nun nicht mehr Hausherr über das bisherige Staatsarchiv im Regierungsgebäude und weitere sechs Aussenstandorte, sondern nur noch über ein, aber äusserst schönes und mit modernsten Mitteln ausgestattetes Haus. Darüber freut er sich zusammen mit dem Kantonsbaumeister, der meinte: „Das Thurgauer Staatsarchiv ist in einem Wort: gut!“ (id)

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Neubau in gut zwei Jahren erstellt

Am 25. November 2007 hat das Thurgauer Volk der Umnutzung des Areals des ehemaligen kantonalen Zeughauses in Frauenfeld zum neuen Staatsarchiv deutlich zugestimmt. 2008 erfolgte die Detailplanung. Von Anfang 2009 bis Frühling 2011 wurde der Bau realisiert. Neben der restaurierten bisherigen Anlage präsentiert sich heute ein städtebaulich bemerkenswerter Magazintrakt mit Aussichtsterrasse.

Inzwischen wurde das Staatsarchiv von den sechs bisherigen Standorten an den neuen Standort verlegt. Acht Laufkilometer Akten haben in klimatisierten Magazinen ihren Platz gefunden. Weitere 16 Laufkilometer kann das Staatsarchiv in den nächsten 30 Jahren aufnehmen. Für spätere Erweiterungsmöglichkeiten bietet das Areal diverse Möglichkeiten. Das neue Staatsarchiv verfügt nicht nur über gut ausgerüstete Archivmagazine, sondern auch über einen Lesesaal, eine Bibliothek, einen Seminar- und Vortragssaal sowie über ein modern ausgerüstetes Atelier für Restaurierung und für Mikroverfilmung. (id)

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