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von Barbara Camenzind, 08.03.2022

Heidi und viel cooles Blech

Heidi und viel cooles Blech
Es braucht keine Requisitenschlacht, um eine Geschichte gut zu erzählen: Generell 5 mit Heidi und Dete auf dem Weg zur Alp. | © zVg, Generell 5

Spätestens seit den legendären Biermösl Blosn wissen wir, wie unterhaltend Blechblasinstrumente sein können. Die harmonische Brass-Formation Generell 5 erweist sich als würdiger Schweizer Nachfolger. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Ein dreh - und verstellbares Holzpodest, fünf Musiker und ihre Instrumente. Mehr braucht es nicht, um Heidi und der Wolf zu erleben. Heidi ist überall. Die Alphörner markieren die Bergwelt, verwandeln sich flugs mal in ein Fernrohr und Johanna Spyris kleine Heldin, sowie Jungfer Dete marschieren in Form von Mundstücken den Berg, pardon das Rohr hinauf.

Erzählerisch flott und flapsig wird die Geschichte, die das kindliche Schweizer Nationalidol mit Sergei Prokofjews Musikmärchen „Peter und der Wolf“ miteinander verwebt, von den fünf präzise choreografierten Musikern vorangetragen. Jedes Instrument übernimmt ein Motiv mit einer Figur, wie im symphonischen Vorbild vorgesehen.

New Orleans, Renaissance und Prokofjew im Alpenland

Markus Hauensteins Tuba mimt den Grossvater (logisch), die Trompeten (Christoph Luchsinger und Patrik Arnold)  das Heidi und Peter und natürlich muss Thomas Gmünder mit seinem Horn den Wolf spielen. Der übrigens wegen schlechter Erfahrungen mit einem Peter und einem Vogel in die Schweiz ausgewandert sei und darum das Alphuhn Trudi (Xaver Sonderegger, Posaune) als Vorspeise fressen wolle.

Neben den wohlklingenden Arrangements und Kompositionen von Fabian Künzli, die irgendwie zwischen New Orleans, Renaissance und Prokofjew im Alpenland herumzuklettern scheinen, beeindrucken vor allem die lautmalerischen Passagen. Wunderbare Momente, in denen auch die Zeitgenössische Musik mit eingebunden wird. Wir waren diesbezüglich bald grosse Fans vom Tannenhäher.

Video: arttv.ch über «Heidi und der Wolf»

Unterhaltung für Gross und Klein

Ist das jetzt Musikerziehung? Das kann sich fragen, wer Sergej Prokofjews Werk im Hinterkopf verankert hat. «Heidi und der Wolf» eignet sich vorzüglich dazu, Kindern die Welt der Blechblasinstrumente nahe zu bringen. Zu der auch das Alphorn gehört.

Vor allem, weil dies ohne überpädagogisch erhobenem Zeigefinger passiert und die fünf Blech-Profis klasse spielen. So eine hohe Piccolotrompete kombiniert mit der tiefen Tuba ist ein Erlebnis. Auf jeden Fall schienen die Kids am Samstag  im Publikum ganz Ohr zu sein und hielten auch bei langen Musikstücken die Aufmerksamkeit.

Herz, Botschaft und Situationskomik spielen miteinander

Die starke Rhythmisierung der Dramaturgie, die Running Gags, wie beispielsweise mit den Instrumentendämpfern und die hintersinnige Interaktion zwischen den Protagonisten. zeigen klar Giuseppe Spinas Talent: Herz, Botschaft und Situationskomik miteinander spielen zu lassen. So haben die Erwachsenen und die Kinder was zu lachen, zu staunen und gut daran ist, sie tun dies meistens gemeinsam.

Das Schöne zum Schluss: Von Heidi und dem Wolf gibt es ein Hör-Bilderbuch mit Illustrationen von Madlaina Janett mit Flurin Caviezel als Sprecher. Aber es lohnt sich allemal, eine Vorstellung zu besuchen, um sich von Generell 5 diese klingenden Bilder ins Herz spielen zu lassen.

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