03.08.2023
Im städtischen Grün
Das Out in the green garden Kulturfestival dreht am Wochenende seine elfte Runde in Frauenfeld. Zugehen soll’s wie immer: farbenfroh, herzlich und melodisch. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)
Von Kiara Francke
Klangrausch in grüner Parkluft, kühles Flussgeplätscher im Sonnenschein, Tanzschwung in der Nacht. So oder so ähnlich könnte sich das Out in the Green Garden Kulturfestival auch vom 4. bis 6. August wieder anfühlen. Stolz präsentiert sich das Event dieses Jahr in seiner elften Ausgabe und setzt dabei wie gewohnt auf bunte Diversität.
Was einst als kleines Open-Air-Event auf einem Auto-Anhänger begann, hat sich mittlerweile zu einem wichtigen Bestandteil der städtischen Kulturarbeit entwickelt. „Um Kultur zu erfahren, sollte niemand weit fahren müssen“, sagt Mia Nägeli als Sprecherin des Festivalteams. Durch das Kulturfestival spriessen Musik, Kunst und Laune mitten aus der Stadt. Bespielt und besungen wird der Murg-Auen-Park, dessen kleiner Badestrand in der sommerlichen Hitze für eine wohltuende Erfrischung sorgt.
Viefalt statt grosser Headliner
Um das Publikum aus der Region zu begeistern, wird auch musikalisch nicht allzu weit in die Ferne gegriffen. Die meisten Bands und DJs stammen aus der Schweiz und sind relativ jung. Dabei wird nicht auf grosse Headlines, sondern auf Vielfalt und Überraschungen gesetzt. Besucher:innen dürfen sich also über eine wilde Mischung und neue Gesichter freuen.
Während sich der Freitagabend vollkommen dem HipHop widmet und dabei einen weiten Bogen von DanceHall und Reggaeton über Dub spannt, geht es der Samstag etwas klassischer an. Rock und LoFi Acts, wie Peter Kernel, sollen den Abend einheizen – auf Wunsch des Publikums wird es dabei dieses Jahr musikalisch etwas härter zugehen. Beide Abende verlangen ab 0 Uhr eine gemeinschaftliche Pilgerreise zum Gelände B, welches sich unter der nahen Autobahnbrücke befindet. Akustik und urbaner Flair bieten dem nächtlichen Rave die perfekte Atmosphäre. Bis 6 Uhr morgens dürfen die Beine hier genüsslich den Beton stampfen. Downtempo, Techno, House – Abwechslung ist garantiert!
Video: So lief das Festival im vergangenen Jahr
Kinderprogramm mit Märchenstunde
Wer Tags darauf entsprechend langsamer oder mit Kindern unterwegs ist, findet im Sonntag einen entspannten Ausklang. Neben einem Kinderprogramm, das beispielsweise eine Märchenstunde mit Rina Jost und Marianne Sax herbei zaubert, lassen sich auch Floh- und Handwerksmärkte durchstöbern. Alternativ stellt eine kleine Jurte auf dem Gelände auch Instrumente zur freien Verfügung, so dass jederzeit spontan gejamt werden kann. Als Abschlusskonzerte und Partyacts dienen am letzten Abend Open Season und Kaufmann. Gemeinsam können sich dort alle aus dem Wochenende schwingen.
Doch was bedeutet eigentlich Diversität innerhalb eines Festivals? Und wie wird sie erlebbar? Fragen wie diese werden in der Szene viel besprochen. Das Anliegen, nicht einfach cis-Männern das Auftreten zu überlassen, wurde in der Planung jedenfalls durchaus ernst genommen. Stolz kann das Kollektiv verraten, dass in der diesjährigen Ausgabe zu über siebzig Prozent FLINTA*-Acts (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) auf der Bühne stehen werden. Auch vor der Bühne sollen sich alle Menschen sicher und wohlfühlen können. Ein ausgewiesenes Awareness-Team sorgt dafür, dass jeglicher Form von Diskriminierung keinerlei Toleranz und Raum geboten wird.
Das Festival legt Wert auf Nachhaltigkeit
Doch nicht nur Mensch, sondern auch Natur denkt das Festival mit. Neben dem ausnahmslos vegetarischen Essen, der Plastikvermeidung und den Kompost-Toiletten, sucht das Kollektiv kontinuierlich nach nachhaltigen Lösungen. Dass die Stadt Frauenfeld das kulturelle Zusammenkommen durch Wasserstoff-Energie deckt, erweist sich da als glücklicher Zufall.
Ausserdem werden die Acts dazu ermuntert, mit Bus oder Bahn einzutrudeln und auf das Auto zu verzichten. Flugreisen schliesst das Festival aus. An dieser Stelle zahlt sich die breite Kulturvernetzung der Ehrenamtlichen aus, die dafür sorgt, dass Technik und Equipment regional gesponsert und gestellt werden.
Warum Förderung wichtig ist für das Festival
Durch das Sponsoring und die Unterstützung von Stadt und Kanton, ist es dem Kollektiv möglich, ein nichtkommerzielles Festival auf die Beine zu stellen. Was das bedeutet? Die Drinks sind günstig und das Essen bezahlbar.
Und wie viel der Eintritt kosten soll, entscheidet jede:r für sich und mit Blick auf den eigenen Geldbeutel. Werden durchschnittlich fünfzehn Franken pro Person und Tag gezahlt, schafft es das Festival finanziell auch in die zwölfte Runde. Auf diese Weise stellt sich das Kollektiv energisch der aktuellen Entwicklung der Festivalkultur entgegen.
Alternative Festivalkultur statt Profitorientierung
Wichtig ist den Kulturbegeisterten aus Frauenfeld, dass die Acts eine vernünftige Gage erhalten. Sie selbst arbeiten an der Gestaltung und Organisation der Veranstaltung allesamt ehrenamtlich. Schon in der Namensanlehnung an das ursprüngliche Rock-Festival wird ersichtlich, wonach sich das Kollektiv sehnt: Hippie-Vibes, ganz ohne Kommerz. „Klar, ist das vielleicht eine romantisierte Vorstellung. Trotzdem streben wir nach einer alternativen Festivalkultur, die weniger profitorientiert ist“, betont Nägeli.
Gesucht werden daher nach wie vor fleissige und fröhliche Helfer:innen, die das Festivalvorhaben unterstützen möchten. Als Dankeschön, so formuliert es das Kollektiv, gibt’s Getränke, Goodies, Essen, Spass. Und viel Liebe obendrauf.
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