22.07.2020
In den Bäumen lesen
Die Fichte – im Volksmund Rottanne – ist (noch) eine der häufigsten Baumarten in unseren Wäldern. Die Thurgauer ArchäologInnen können in ihnen Geschichten lesen.
Das Amt für Archäologie des Kantons Thurgau führt Altersbestimmungen und andere Untersuchungen an Hölzern durch; häufig handelt es sich um Bauhölzer noch stehender Gebäude. Auch Bodenfunde, wie etwa aus Pfahlbauten, kommen vor. Da Lebewesen und besonders Bäume auch «Umwelteinflüsse» speichern, bilden sie wie geologische Schichten oder archäologische Funde historische Quellen, die gelesen und gedeutet werden können.
Historische Hölzer sind bedeutende Informationsquellen, die im Amt für Archäologie des Kanton Thurgau mit dendrochronologischen Methoden erschlossen werden. «Holzanatomische Besonderheiten, Bearbeitungsspuren und Jahrringabfolgen erlauben Einblicke in die intensive Beziehung zwischen Mensch, Holz und Wald», heisst es in einer Medienmitteilung des Amt für Archäologie. Insbesondere bietee diese Methode die Möglichkeit, Hölzer über die Messung der Jahrringbreiten jahrgenau zu datieren. Auf diese Weise liessen sich chronologische Fragestellungen in der Archäologie, in der Bauforschung und in der Kunstgeschichte beantworten, so die Mitteilung weiter.
Wie die Fichten unter der Trockenheit leiden
Neuere Untersuchungen in enger Zusammenarbeit mit dem Forstdienst konzentrierten sich demnach auf Fichten, die vom Mittelalter bis heute im Kanton Thurgau vorrangig als Bauholz für Gebäude genutzt wurden und heute unter der globalen Erwärmung am stärksten belastet seien. So liesse sich feststellen, dass der Fichtenbestand in den letzten Jahren in unseren Breitengraden zurückgegangen ist und dass die geringen Niederschläge und die heissen Sommer der Fichte zusetzten.
Solche und andere Feststellungen könne das Amt für Archäologie des Kantons Thurgau dank eines umfangreichen Archivs mit tausenden von Holzproben belegen. Es handele sich unterdessen über eines der grössten «Jahrringarchive» der Schweiz und des umliegenden Auslandes. Seit dem Jahr 2000 entnehme das Amt für Archäologie selbständig Proben und verfüge seit über zehn Jahren über ein eigenes dendrochronologisches Labor, das von zwei Fachleuten, Willy Tegel und Bernhard Muigg, mit insgesamt 80 Stellenprozenten betreut wird.
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