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06.06.2011

Kulis KulThurbetrachtung 4

Kulis KulThurbetrachtung 4

Die Vorführung des Spielfilms "Vater, unser Wille geschehe" im Schweizer Fernsehen vor zwei Wochen lässt mir keine Ruhe. Im Film stülpen der Konstanzer Autor und der britsch-bündnerische Regisseur ihren schrillen Humor über das Thurgauer Dorf Thundorf. Dort rotiert eine Pfarrerfamilie um den Körper des Vaters herum, der im Koma liegt. Die dummdreisten Dörfler pilgern zum leblosen Kranken, weil ihm eine grosse Wundertätigkeit zugeschrieben wird. Zusätzlich erlebt die Frau Pfarrer mit einem Einbrecher eine Art ‚coming out‘. Zusammengefasst ein schrilles, schräges, verworrenes Werk.

Dieses Filmprojekt hat die Regierung mit 50‘000 Franken aus dem Lotteriefonds unterstützt. Ziel der Förderung war, dass Thundorf bzw. der Kanton Thurgau klar erkennbar seien, dass Statisten und Vereine aus der Region im Film zum Einsatz kommen könnten. Wie stehen wir nun da nach dieser Ausstrahlung im Schweizer Fernsehen? Thundorf wird dargestellt als Nest in der finstersten Provinz mit geistig angeschlagenen Bewohnern, die den ganzen Tag versuchen, das Pfarrhaus zu stürmen, um in den Genuss eines Wunders zu kommen. Eine durch und durch verunglückte Darstellung unseres Kantons! Was das Schlimmste daran ist: Niemand scheint es zu stören! Im Blätterwald herrscht gelangweilte Ruhe.

Zu viele Fragen werden nicht beantwortet: Warum ist der Thurgau kein Spielfilmland? Sind wir so deppert, wie hier dargestellt, oder aber zu dumm, um selber taugliche Drehbücher zu schaffen? War der Wunsch der Regierung, der Thurgau müsse im Film erkennbar sein, nicht total falsch? Hätte man nicht das Gegenteil fordern sollen? Und wird die einzige Thurgauer Lichtgestalt im Spielfilm bis auf Weiteres Hausi Leutenegger sein?

Kuli

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