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18.07.2016

Kunstmuseum hat neuen Dietrich

Kunstmuseum hat neuen Dietrich
Dietrich-Bildnis von Anna Füllemann | © Kunstmuseum Thurgau

Eine bedeutende Schenkung bereichert die Sammlung des Kunstmuseums Thurgau. Es handelt sich um ein Mädchenbildnis, gemalt von Adolf Dietrich. Das Mädchen hiess Anna Füllemann.

In den seltensten Fällen stehen Museen genügend Mittel zur Verfügung, um die historisch gewachsenen Sammlungen mit bedeutenden Werken zu ergänzen. Gerade bei einem Künstler wie Adolf Dietrich, dessen Bilder auf dem nationalen oder gar internationalen Markt gehandelt werden, besteht heute kaum mehr die Chance, Spitzenwerke erwerben zu können. Umso bedeutender ist die Schenkung einzuschätzen, die vor einigen Monaten dem Kunstmuseum Thurgau von einem Winterthurer Sammler überreicht wurde und die ab sofort im Museum in der Kartause Ittingen im Kontext anderer Werke Dietrichs zu bestaunen ist.


Anna Füllemann aus Berlingen

Bei der grosszügigen Schenkung handelt es sich um ein grosses Porträt von Adolf Dietrich, das im Werkverzeichnis als „Mädchenbildnis“ bezeichnet wird. Die blond gelockte Frau, die dem Künstler in seiner Stube Modell sitzt, heisst Anna Füllemann. Sie wurde 1921 geboren und stammt aus einer der Füllemann-Familien, die wie der Künstler selbst in Berlingen lebten. Kinder dieser Familien und eben auch das junge Mädchen dienten Adolf Dietrich verschiedentlich als Modell für Zeichnungen aber auch repräsentative Porträts.


Mit Blick in die Malstube...

Zu einer Besonderheit wird das Bildnis von Anna Füllemann durch die detaillierte Ausgestaltung des Hintergrunds, zeigt Dietrich seine Modelle ansonsten sehr oft vor einem dunklen, fast schwarzen Hintergrund. Im Bildnis von Anna Füllemann erlaubt der Künstler dagegen einen Blick in seine Malstube, die in kaum veränderter Form in Berlingen bis heute Besucherinnen und Besuchern offensteht.


... und Ring am Finger

Im Werkverzeichnis wird für das Mädchenbildnis 1937 als Entstehungsjahr angegeben. Die 1921 geborene Anna Füllemann macht auf dem Bild aber einen deutlich älteren Eindruck als jener eines sechszehnjährigen Mädchens. Bei genauer Betrachtung des Bildes zeigt sich dann auch, dass die Datierung von Dietrich eher als „1943“ zu lesen ist. Das Werk zeigt also eine junge Frau im Alter von 23 Jahren. Der stolz an der linken Hand getragene Ring, den Dietrich recht prominent inszeniert, kann allenfalls ja auch als Hinweis auf eine bereits erfolgte Verlobung gelesen werden. Anna Kunle-Füllemann, wie das Mädchen nach ihrer Verheiratung hiess, lebte bis 2015.


Bildnisgalerie erweitert

Das Bild von Anna Füllemann ergänzt die Porträts von Adolf Dietrich in der Sammlung des Kunstmuseums Thurgau um ein weiteres Meisterwerk. Neben dem Bildnis des Vaters, dem Selbstporträt von Adolf Dietrich von 1932 und dem Bildnis seiner Nichte mit langem Haar aus dem Jahre 1930 erweitert das Werk die Dietrichsche Bildnisgalerie des Museums hervorragend.


Geschenkt von Wolfgang und Maja Vogel

Das Werk wurde dem Museum von Wolfgang und Maja Vogel aus Winterthur übergeben. Die Grosseltern und Eltern von Wolfgang Vogel hatten Adolf Dietrich persönlich gekannt und auch nach dessen Tod noch mehrere Werke vom Berlinger Künstler erworben. Mit ihrer Schenkung honoriert die Familie nicht nur die unermüdliche Forschungsarbeit des Museums, sie bekundet damit auch ihre Verbundenheit mit Berlingen und der Malerei von Adolf Dietrich. (pd/Kunstmuseum Thurgau)

 

www.kunstmuseum.ch

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