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von Medienmitteilung, 18.10.2021

Sturmtief über Frauenfeld

Sturmtief über Frauenfeld
Rund 80 Personen waren an der Übung beteiligt. | © Kanton Thurgau

Proben für den Krisenfall: Wie rettet man 100 wertvolle Kulturgüter vor einer möglichen Naturkatastrophe? (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Im Notfall muss sehr vieles, sehr schnell gehen. Um Abläufe einzuüben und mögliche Fehlerquellen zu erkennen, gibt es immer wieder Probeläufe für den Krisenfall. Jüngst auch einen im Bereich des Kulturgüterschutzes. Zweck des Kulturgüterschutzes ist es, sicherzustellen, dass identitätsstiftenden Kulturgüter für die nachfolgenden Generationen erhalten bleiben.

Und so wurde geprobt, wie genau das gelingen kann in einem dramatischen Szenario: Gemäss Übungsanlage der Fachstelle Kulturgüterschutz war in der Nacht zuvor ein heftiges Sturmtief über die Schweiz gezogen. Das Tief zog eine Schneise der Verwüstung durch Frauenfeld. Das Dach des Zentraldepots des Amts für Archäologie wurde stark beschädigt. Gleiches galt für das Dach vom Schloss Frauenfeld, welches das Historische Museum Thurgau beheimatet. So konnten grosse Mengen Wasser ins Innere der beiden Gebäude eindringen und gefährdeten das darin gelagerte Kulturgut.

Auch die Evakuierung der Mitra wurde geübt. Sie zählt zu den besonders schützenswerten Objekten in der Sammlung des Historischen Museums Thurgau. Bild: Kanton Thurgau

Rettung der Kulturgüter folgt klarem Ablauf

Diesen Ernstfall haben die Fachstelle Kulturgüterschutz, das Amt für Archäologie und das Historische Museum Thurgau Anfang Oktober geprobt. Im Rahmen einer Übung evakuierten sie über 100 mobile Kulturgüter. Unterstützt wurden sie dabei nach Angaben einer Medienmitteilung von Zivilschutzeinheiten des Kantons Thurgau und der Stadt Zürich.

Wie rettet man denn derlei Kulturgüter? „Zuerst wurde vor Ort eine Lagebeurteilung vorgenommen. Dazu wurden alle Objekte auf ihren Zustand hin überprüft und mit Angaben zu Standort, Priorisierung sowie Kenndaten versehen“, heisst es in der Medienmitteilung dazu.

Anschliessend seien sie gemäss festgelegter Reihenfolge verpackt und aus dem Gebäude transportiert worden. Dort erfolgte dann die Katalogisierung und Triagierung der evakuierten Kulturgüter. Je nach Zustand wurden sie unter Anleitung gereinigt, zum Restaurieren gebracht oder ins Notdepot transportiert.

Bei besonders sensiblen Objekten kamen zum Schutz der Originale Stellvertreterobjekte zum Einsatz, welche es zu retten gab. Bild: Kanton Thurgau

Dokumentation ist auch im Notfall wichtig

«Ein wichtiger Teil des Kulturgüterschutzes ist die Dokumentation – dies im Sinne von Prävention - besonders aber bei der Dokumentation eines Schadenplatzes und der Nachverfolgung von getroffenen Massnahmen und des Zustands von Objekten. In diesem Bereich sind die Fachexpertinnen des Kulturgüterschutzes auch als Ausbildnerinnen und Ausbildner gefordert», wird Kantonsarchäologe Hansjörg Brem in der Medienmitteilung zitiert.
 
Die Übung wurde um 8 Uhr ausgelöst dauerte bis kurz nach 16 Uhr. Rund 80 Personen waren involviert. Insgesamt konnten über 100 Objekte evakuiert werden. «Die Übung kann durchaus als Erfolg bezeichnet werden. Alle Aufträge wurden fachgerecht und in der vorgegebenen Zeit erledigt. Wir konnten aber auch feststellen, wo noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Dies hilft uns dabei, die Aus- und Weiterbildung der kommenden Monate und Jahre zu planen», sagt Daniel Häberli, Leiter der Fachstelle Kulturgüterschutz.

„Wir konnten aber auch feststellen, wo noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Dies hilft uns dabei, die Aus- und Weiterbildung der kommenden Monate und Jahre zu planen.“

Daniel Häberli, Leiter der Fachstelle Kulturgüterschutz

Auch Gabriele Keck, Direktorin des Historischen Museums zog eine positive Bilanz: «Die Erarbeitung der Notfallkonzepte für unsere Standorte, samt Risikoanalyse, war eine anspruchsvolle Aufgabe, weil stets der Ernstfall mitgedacht werden musste. Insofern war die Evakuationsübung ein notwendiger Testlauf, um zu prüfen, ob die Abläufe und Massnahmen zur Bergung der Exponate auch praktisch umsetzbar sind.» Die wichtigsten Erkenntnisse der Übung sollen nun in die Notfallplanungen für die Institutionen einfliessen.

Ein wichtiger Teil des Kulturgüterschutzes ist die Dokumentation. Jedes evakuierte Objekt wurde darum sorgfältig erfasst. Bild: Kanton Thurgau

 

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