von Medienmitteilung, 07.12.2022

Wie man Kulturgüter rettet

Wie man Kulturgüter rettet
Die KGS-Spezialisten beim fachgerechten Verpacken des Kirchenschatzes in Dussnang. | © zVg

Im November trainierten rund 20 Spezialisten des Fachbereichs Kulturgüterschutz (KGS) des Zivilschutzes den fachgerechten Umgang mit Kulturgütern. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Wenn im Kanton Thurgau Kulturgut, etwa durch einen Brand, eine Überschwemmung oder eine andere Katastrophe, in akute Gefahr geraten würde, dann stünde sowohl ein Expertenteam als auch ein Zug von KGS-Spezialisten des Zivilschutzes bereit, um die nötigen Rettungsmassnahmen durchzuführen, heisst es in einer Medienmitteilung des Kantons.

Um in einem solchen Ernstfall gut gerüstet zu sein, müsse der fachgerechte Umgang mit Kulturgut regelmässig geübt werden. Am besten gehe dies an Originalobjekten und unter realen Bedingungen. Eine solche Möglichkeit bot sich demnach im vergangenen Wiederholungskurs des Kantonalen Katastrophen Einsatzelementes des Zivilschutzes Thurgau.

Beitrag zur Erhaltung des kulturellen Erbes

Für einen Arbeitseinsatz der Zivilschützer konnten von der Fachstelle Kulturgüterschutz drei Institutionen gewonnen werden. Diese legten jeweils ein Projekt vor, bei dem bedeutende Kulturobjekte dokumentiert, verpackt, transportiert und neu eingelagert werden mussten.

Dank der Hilfe der KGS-Spezialisten konnten diese Projekte effizient und speditiv realisiert werden. So entstand eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: Die betreffenden Institutionen konnten sich darauf verlassen, dass ihre Kulturgüter fachgerecht transportiert werden, während die KGS-Spezialisten des Zivilschutzes ihr Handwerk an originalen Objekten trainieren konnten.

 

Keine leichte Aufgabe: Die grosse und schwere Figur eines Römers muss über die engen Treppen des katholischen Kirchturms in Romanshorn transportiert werden. Bild: zVg

Umzug eines Kirchenschatzes

Momentan wird die katholische Kirche in Dussnang renoviert. Dies betrifft auch den Innenraum der Kirche. Deshalb musste ein Teil der Ausstattung sowie des Kirchenschatzes vorübergehend an einen anderen Ort verbracht werden.

Unter Anleitung der Expertin für kirchliche Kunst vom Amt für Denkmalpflege, Betty Sonnberger, halfen die Zivilschützer bei der Dokumentation, dem Verpacken, Transportieren und Einlagern der teils sehr wertvollen Kulturgüter. Auch die zuständige Sakristanin der katholischen Kirchgemeinde Fischingen, Käthi Schär, half bei dieser Aktion tatkräftig mit.

Zuerst musste der Zielort im Kloster Fischingen freigeräumt werden. Anschliessend wurden die zu transportierenden Objekte in der Kirche Dussnang fotografisch dokumentiert. Darauf folgte eine akribische Verpackungsaktion. Es musste sichergestellt werden, dass die Kulturgüter während des Transports nach Fischingen auf keinen Fall beschädigt würden. Heil an ihrem Zielort angekommen, wurden die Objekte fachgerecht und sicher eingelagert.

Vom Kirchturm an einen sicheren Ort

Szenenwechsel: Romanshorn. Vor einiger Zeit wurden im Turm der katholischen Kirche diverse Objekte wiederentdeckt, die vermutlich in den 1970er-Jahren dort eingelagert worden waren. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich dabei wohl um Teile der früheren Ausstattung der paritätischen Kirche in Romanshorn handelt.

Da das Kulturgut, das unter Bundesschutz steht, im Dachgeschoss und im Turm der Kirche nicht ideal gelagert werden kann, wurde ein neuer Lagerort gesucht. In Zusammenarbeit mit der Stadt Romanshorn, der katholischen Kirchgemeinde Romanshorn und dem Amt für Denkmalpflege konnte ein passender Raum gefunden werden. Den anspruchsvollen Umzug der Objekte übernahmen schliesslich die KGS-Spezialisten des Zivilschutzes zusammen mit dem Restaurator Hanspeter Strang.

So mussten die Objekte nach einer Grundreinigung zum Teil zerlegt und die engen Treppen des Kirchenturms vorsichtig hinuntergetragen werden. Dies gelang dank dem grossen Engagement aller Beteiligter reibungslos.

 

Die Sammlungsordnung im Fotoarchiv der Denkmalpflege in Frauenfeld muss zwingend erhalten werden, auch diese eine Herausforderung beim Umzug. Bild: zVg

Ein Teil des Denkmalpflege-Archivs zieht temporär um

Der dritte Einsatz fand in Frauenfeld statt. Das Amt für Denkmalpflege beherbergt ein umfassendes und bedeutendes Fotoarchiv. Da in einem der Archivräume ein neues Rollregal eingebaut wird, muss ein Teil des Bestands vorübergehend an einen anderen Ort umziehen. Auch hier kamen die KGS-Spezialisten des Zivilschutzes zum Einsatz.

Ein grosses Augenmerk mussten sie bei den Umzugsarbeiten auf die Erhaltung der Sammlungsordnung legen. So ist es für jedes Archiv von essentieller Wichtigkeit, dass die Ordnung und Reihenfolge, in der die Dokumente eingelagert sind, erhalten bleibt.

Um dies sicherzustellen, dokumentierten die Zivilschützer zuerst die Sammlung der Fotografien, Negative und Dias, wie sie diese vorfanden. Danach planten sie den Umzug akribisch. Schliesslich wurden die Archivalien sorgfältig in Kisten verpackt, transportiert und an ihrem temporären Lagerort sicher deponiert.

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