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von Brigitta Hochuli, 04.06.2013

René Munz tritt als Kulturamtchef zurück

René Munz tritt als Kulturamtchef zurück
René Munz | © pd

Per Ende September 2013 tritt René Munz als Leiter des Kulturamtes zurück. Er hat sich in dieser Funktion während elf Jahren für die Thurgauer und Ostschweizer Kulturlandschaft engagiert und wird neu in die Fachstelle Kultur des Kantons Zürich wechseln.

Brigitta Hochuli

Auf den 1. September 2002 übernahm René Munz die Leitung des Thurgauer Kulturamtes. Im Zug der Reorganisation des Bereichs Kultur beim Departement für Erziehung und Kultur wurde damals die Fachstelle Kultur zum Kulturamt aufgewertet, indem fünf kantonale Museen und die Kulturförderung in diesem Amt zusammengefasst wurden. Dabei hat René Munz wichtige Aufbauarbeit geleistet, mit dem Thurgauer Kulturkonzept die praktischen Leitlinien der Kulturförderung und Kulturpflege geschaffen und weiterentwickelt sowie verschiedene Projekte umgesetzt.

René Munz ist Jahrgang 1955 und übernimmt im Herbst die kantonale Stabsstelle Kulturpolitik in der Fachstelle Kultur des Kantons Zürich und wird gleichzeitig Stellvertreter der Fachstellenleiterin Kultur. Die Departementschefin bedauert den Wechsel und dankt René Munz für sein langjähriges Engagement für die Thurgauer Kultur. Die Stelle wird demnächst öffentlich ausgeschrieben. (id)

***

Herr Munz, elf Jahre sind für eine Chefbeamtenstelle keine lange Zeit - haben Sie alles erledigt, was Sie sich vorgenommen hatten?

René Munz: In heutiger Zeit sind zehn Jahre auch für einen Amtchef kein Pappenstiel. Wegen der damit verbundenen Ansprüche und Belastungen werden die Jahre doppelt gezählt... Es ist im Bereich der Kulturförderung ja nicht unüblich, dass man nach einer gewissen Zeit wieder neuen Kräften und Ideen Platz macht. Aber natürlich habe ich nicht alles erledigen können, was ich mir vorgenommen hatte - man nimmt sich ja sowieso immer viel mehr vor, als sich dann umsetzen lässt. Auch als Amtschef hat man nur einen beschränkten Einflussbereich.

Was waren neben der in der Medienmitteilung genannten Reorganisation der Amtsstelle und dem Kulturkonzept die wichtigsten Schwerpunkte? Wir denken zum Beispiel an die Förderung der Kulturpools und die Schaffung des Kulturportals thurgaukultur.ch. Gibt es noch andere?

René Munz: Auch das Theaterhaus in Weinfelden wäre ohne unser Zutun nicht entstanden. Die Museen in meinem Amt haben einige Entwicklungsschritte gemacht, ein Neubau für das Kunstmuseum wird hoffentlich doch einmal realisiert, für das Historische Museum wird ein Zukunftsprojekt ausgearbeitet, das Napoleonmuseum hat sich in den letzten zehn Jahren international positioniert, das Projekt "Netzwerk Kultur und Schule" ist aufgegleist, eine Publikationsreihe über die Geschichte des Thurgaus zur Zeit des Konstanzer Konzils ist auf sehr guten Wegen, und wir haben unter den Ostschweizer Kantonen mit dem TanzPlan Ost ein gemeinsames Projekt für die Tanzförderung ins Leben gerufen - um nur ein paar Beispiele zu nennen von Projekten, bei denen ich beteiligt war.

Das sind die grösseren Projekte...

René Munz: Ja. Aber ebenso wichtig wie die grossen Kisten ist die Unterstützung vieler kleinerer Projekte. Wir bearbeiten immerhin doppelt so viele Gesuche an den Lotteriefonds wie noch vor zehn Jahren - um die 430 pro Jahr; wir vergeben jedes Jahr sechs Förderbeiträge an Kulturschaffende mit entsprechender Organisation der Jurierung und der öffentlichen Übergabefeier, wir organisieren die Vergabe des Thurgauer Kulturpreises, sind im Rahmen der Kulturkommission der Internationalen Bodensee-Konferenz IBK beteiligt an der jährlichen Vergabe von zehn Förderpreisen, an der zweijährlichen Künstlerbegegnung und dem IBK Kulturforum, wir koordinieren im Rahmen der Konferenz der Kantonalen Kulturbeauftragten (KBK) die Förderung interkantonaler Projekte und haben unter anderem auch bei der Unterstützung von Schulen bei Kulturvermittlungsprojekten einen weiteren Schwerpunkt gesetzt.

Es ist bekannt, dass das Kulturamt wenig personelle Ressourcen hat. Möglich sind künftig zudem Sparmassnahmen. Ist das der wahre Grund, warum Sie gehen?

René Munz: Der wahre Grund ist mein Interesse an der neuen Aufgabe und die Tatsache, dass es in meinem Alter nicht allzu viele solche Chancen gibt. Dass dieser Schritt zugleich der Gesundheitsprävention dienlich ist, indem ich etwas von der dauerhaften, hohen Arbeitsbelastung und Verantwortung abgeben kann, ist natürlich ein willkommener Nebeneffekt. Ein solcher ist angesichts der derzeitigen Diskussionen um Personal- und Finanzressourcen ansonsten sicherlich nicht zu erwarten.

Reizt Sie zudem der urbane Grossraum Zürich?

René Munz: Eine urbane und städtische Umgebung mit tollen, professionellen Kultureinrichtungen reizt mich in der Tat.

Was ist in einer solchen Umgebung anders an der Kultur als im Thurgau?

René Munz: Die Kulturszene ist naturgemäss grösser, professioneller, vielfältiger und anspruchsvoller. Und das politische Bewusstsein für die Bedeutung von Kunst und Kultur für das gesellschaftliche Leben ist wohl ausgeprägter.

Sie übernehmen in Zürich die Stabstelle Kulturpolitik - ein weites und oft schwieriges Feld! Haben Sie keine Angst davor?

René Munz: Warum sollte ich Angst haben? Zum einen bringe ich doch ziemlich viele Erfahrungen und Kenntnisse in diesem Bereich mit, zum andern freue ich mich auch auf die Zusammenarbeit mit meiner neuen Chefin Susanna Tanner, der Leiterin der Fachstelle Kultur, die ich als Kollegin im Kreis der kantonalen Kulturbeauftragten ja kenne.

Die Zeit, bis Ende September einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Sie zu finden, ist recht knapp. Gibt es schon Anwärter?

René Munz: Ich weiss von niemandem und könnte auch keinen Tipp geben. Das Anforderungsprofil ist ziemlich breit und ich hoffe, dass sich jemand finden lässt, der sich mit Leidenschaft für die Kultur im Thurgau einsetzt.

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  • Kulturpolitik

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