von Brigitta Hochuli, 24.09.2013
Zsuzsanna Gahses Witz

Brigitta Hochuli
Es wird Herbst. Wer der Heiterkeit bedarf, greife zu Zsuzsanna Gahses „Die Erbschaft“. Denn die ist voll von Witz und Witzen. Schauplätze sind im neuen Bändchen der Müllheimer Autorin und Thurgauer Kulturpreisträgerin das Bett, das Hotelzimmer, die Beiz oder das Kammertheater. Es gibt nicht nur Witze aus Ungarn – wo unsere Autorin ihre Wurzeln hat -, es gibt auch einen Österreicher Witz und – ja! – sogar einen Golferwitz.
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Wer, weil es im Herbst manchmal trübe ist, der Leuchtkraft bunten Vorstellungsvermögens bedarf, tauche ein in Zsuzsanna Gahses Bühnenwelt, die sie für ihre Witze errichtet hat. Standorte sind Kassel, Verona, Wien, Budapest. Das Personal besteht aus Lenin, Dickens, Cervantes, Horaz und aus Mutter, Schwester und Vater, der unablässig auf und ab geht und bei Übersetzungsschwierigkeiten findet: „Was nicht geht, geht halt nicht.“ – Was allerdings geht, ist die sich pausenlos langsam drehende Drehbühne. Hier führt Giovanni Regie und einen Mann ein, der „eines Tages sah, dass er ein Haiku war“.
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Wer sich schliesslich frägt, warum dieses umwerfend lustige und doch herbstliche Buch eigentlich „Erbschaft“ heisst, erfährt, dass Nacherzählungen wie die Witze „uralte, gut vergorene, mittlerweile zurechtgezupfte und längst nicht kaputte Überlegungen sind“. „Erbschaften sind Witze“, sagt der Vater. „Eine Erbschaft ist ein Nebenerwerb, eine nicht beabsichtige Aneignung, die nichts mit Arbeit zu tun hat. Eine Zueignung.“
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Und zum Schluss noch dies: „Niemand muss über Witze lachen. Hauptsache, sie sind gut.“ Das gilt auch für „Die Erbschaft“.
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Zsuzsanna Gahse, Die Erbschaft, mit Zeichnungen von Anna Luchs, 64 Seiten, Edition Korrespondenzen, Wien 2013

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